30.01.2014 | Deutscher Bundestag / 18. WP / Sitzung 11 / Tagesordnungspunkt 1

Karin BinderDIE LINKE - Ernährung und Landwirtschaft

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Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Antworten brauchen wir noch einige, Herr Minister Friedrich. Sie haben jetzt zwar einige Themen aufgezählt, aber viele Antworten habe ich leider nicht erkennen können.

Ich beginne jetzt einfach einmal mit Ihrem Schluss, den Ernährungsproblemen der Weltbevölkerung. Ich glaube nicht, dass Ertragssteigerungen die Lösung des Problems sind. Wir müssen dafür sorgen, dass die vielen Menschen in den Ländern dieser Welt, in denen Armut und Hunger vorherrschen, in die Lage versetzt werden, sich selbst zu versorgen.

(Beifall bei der LINKEN)

Dazu gehört aber, dass wir deren Ackerflächen nicht dazu benutzen, Tierfutter für unsere Tiere anzubauen.

(Beifall bei der LINKEN)

Millionen Tonnen werden jährlich zu uns geliefert, damit wir einen Fleischkonsum praktizieren können, der dazu führt, dass wir dicke Kinder, fehlernährte Erwachsene

(Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU)

und gesundheitliche Probleme – angefangen bei Herz- Kreislauf-Erkrankungen über Gelenkerkrankungen bis hin zu Gicht usw. – haben. Das alles hängt zusammen.

Wir müssen dafür sorgen, dass unsere Gesellschaft über Verbraucherverhalten und Konsum nachdenkt.

(Beifall der Abg. Dr. Kirsten Tackmann [DIE LINKE])

Weniger ist mehr: mehr Qualität.

(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)

Damit bin ich beim Thema „Industrielle Lebensmittelherstellung“. Wir haben das Problem, dass viele Menschen heute nicht mehr wissen, was in ihren Lebensmitteln ist. Die Kennzeichnungspflicht ist völlig unzulänglich. Eigentlich kann jeder Betrieb machen, was er will, Hauptsache, das steht in einer Schriftgröße von 1,2 Millimetern irgendwo im Kleingedruckten hintendrauf. Das ist absolut unzulänglich. Wir brauchen klare Kennzeichnungen bezüglich der Dickmacher – Fett, Zucker, Salz – und der Zusatzstoffe: Geschmacksverstärker, Farbstoffe und andere, die zum Beispiel der Konservierung dienen.

Wir alle wissen mittlerweile, welche gesundheitlichen Folgen das nach sich zieht, insbesondere wenn Kinder damit konfrontiert sind. Kinder reagieren darauf mit Unverträglichkeiten und Allergien und haben als Erwachsene extreme Probleme, sich vernünftig zu ernähren.

Das sind unsere Probleme. Diese sind im Zusammenhang mit einer Überflussgesellschaft entstanden und werden weiter befördert. Hier müssen wir ansetzen. Deshalb ist die Linke auch in der letzten Legislaturperiode vehement für eine gesunde, qualitativ hochwertige und kostenfreie Schulverpflegung eingetreten. Das werden wir auch in dieser Legislaturperiode wieder aufgreifen.

(Beifall bei der LINKEN)

Hier müssen wir ansetzen. Die Kinder müssen in der Schule in Theorie und Praxis lernen können, wie vernünftige Ernährung aussieht. Der Ernährungsführerschein ist wunderbar; das ist ein schönes Beispiel. Damit erreichen Sie aber nur einen kleinen Bruchteil der Kinder. Wir wollen aber alle Kinder erreichen, insbesondere auch die aus armen Elternhäusern, die keine 3,50 Euro für das Schulessen bezahlen können. Wir wollen, dass all diese Kinder gut versorgt sind,

(Beifall bei der LINKEN)

sodass sich die Eltern, wenn sie nach der Arbeit heimkommen, keine Sorgen machen und fragen müssen, wie das Kind den Tag überstanden hat und ob es die Fertigpizza in die Mikrowelle geschoben hat.

All diese Fehler, die durch den Arbeitsalltag und die Dominanz der Wirtschaft und der Betriebe entstehen, muss diese Gesellschaft ausgleichen. Wenn wir das nicht tun, werden wir leider auch weiterhin zugucken müssen, wie die Menschen auf der einen Seite der Welt dick werden und auf der anderen Seite der Welt millionenfach verhungern; denn alle zehn Sekunden stirbt auf dieser Welt ein Kind an Unterernährung, weil die vorhandenen Lebensmittel nicht richtig verteilt werden.

Frau Kollegin, denken Sie bitte an Ihre Redezeit.

Jawohl. – Auch hier spielt die Verteilungsfrage leider eine wichtige Rolle.

Deshalb kann ich nur sagen: Wir haben in dieser Legislaturperiode noch viel zu tun. Herr Minister Friedrich, ich hoffe, Sie packen hier mit an.

Danke schön.

(Beifall bei der LINKEN sowie der Abg. Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

Vielen Dank, Frau Kollegin. – Als nächste Schwäbin hat Ute Vogt für die SPD das Wort.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/3087078
Wahlperiode 18
Sitzung 11
Tagesordnungspunkt Ernährung und Landwirtschaft
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