30.01.2014 | Deutscher Bundestag / 18. WP / Sitzung 11 / Tagesordnungspunkt 1

Marlene MortlerCDU/CSU - Ernährung und Landwirtschaft

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Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der Begriff des Nestbeschmutzers hat einen Namen: Friedrich Ostendorff.

(Beifall bei der CDU/CSU – Widerspruch beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Ich finde es unsäglich, wie er hier unsere Landwirtschaft in Europa und in Deutschland in Bausch und Bogen verurteilt hat.

(Dr. Kirsten Tackmann [DIE LINKE]: Er hat kritisiert, und das ist okay!)

So geht es nicht. Wir stehen dafür, dass Missstände aufgedeckt werden. Wir stehen dafür, dass schwarze Schafe an den Pranger gestellt und bestraft werden.

(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es gibt zu viele schwarze Schafe!)

Aber wir stehen auch zu unseren Landwirten, die nach bestem Wissen und Gewissen ihren Beruf ausüben.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Damit zu unserem Minister. Ich finde es klasse, wie er in den letzten Wochen das Thema Landwirtschaft an sich gerissen hat; das haben wir gerade wieder live erlebt. Für mich war das eine Liebeserklärung an den ländlichen Raum und an die Landwirte im ländlichen Raum.

(Beifall bei der CDU/CSU – Willi Brase [SPD]: Ich wusste gar nicht, dass man den ländlichen Raum liebt! Ich dachte, man liebt seinen Partner oder seine Partnerin! So was habe ich ja noch nie gehört!)

Gerade die Grüne Woche hat deutlich gemacht, dass das Interesse an weltweiter Agrarpolitik und Welternährung immer größer wird. Diese Messe weist eine Rekordbilanz auf. 410 000 Messegäste aus über 70 Ländern und 1 650 Aussteller haben darüber diskutiert und debattiert, wie wir die Zukunft der Welternährung sichern können. Es war nicht nur ein agrarpolitisches Treffen von weltweitem Rang. Es war auch ein Großereignis, um Verbrauchern Produktion, Qualität und Sicherheit von Nahrungsmitteln transparent und anschaulich vor Augen zu führen, ein Aspekt, der – das gebe ich gerne zu – immer wichtiger wird. Unsere gut 280 000 landwirtschaftlichen Betriebe – in der Mehrzahl bäuerliche Familienbetriebe – produzieren höchste Qualität. Ich zitiere hier gerne das Bundesinstitut für Risikobewertung, das gesagt hat: Nie waren unsere hiesigen Lebensmittel sicherer als heute.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)

Wir beobachten jedoch eine zunehmende Entfremdung zwischen landwirtschaftlicher Produktion und Teilen der Gesellschaft. Transparenz in der Herstellungskette vom Saatgut bis zum Teller – wie auf der Grünen Woche erlebbar – ist wichtiger denn je, um Verständnis für moderne Produktion und moderne Verarbeitung von Nahrungsmitteln zu schaffen. Gleiches gilt selbstverständlich auch für Fragen des Tierwohls. Denn – wie eine Studie von TNS Infratest vom Mai 2013 besagt – im Bereich Sicherheit von Lebensmitteln hängt viel vom Informationsstand des einzelnen Verbrauchers ab. Je weniger er informiert ist, umso unsicherer ist er. Je mehr er weiß, umso sicherer bewertet er die Lebensmittel.

(Harald Ebner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann her mit der Kennzeichnungspflicht für Lebensmittel!)

Damit bin ich bei der Kollegin der Linken. Ich behaupte: Hier hat keine aufgeklärte Verbraucherin, sondern eine unaufgeklärte Politikerin gesprochen.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Zurufe von der LINKEN: Oh! – Friedrich Ostendorff [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt weiß man, warum du nichts geworden bist in dieser Regierung!)

Fachliche, ideologiefreie Aufklärung nicht nur durch die Politik, sondern auch durch jeden einzelnen Betrieb in der Prozesskette nach dem Motto „Warum und wie mache ich was?“ ist eine Daueraufgabe. Die Entfremdung von landwirtschaftlicher Produktion bietet den Nährboden für nicht hinnehmbare Pauschalverurteilungen eines gesamten Berufsstandes. Es geht eben nicht um das Ausspielen von Biolandwirtschaft gegen konventionelle Landwirtschaft. Wir sind Gott sei Dank an einem Gunststandort, wo beide Bereiche ihre Berechtigung haben.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)

Parallel dazu, liebe Kolleginnen und Kollegen, sehen wir diese Entfremdung auch beim Thema gesunde Ernährung. Wir dürfen nicht zulassen, dass unser Gesundheitssystem wegen falscher Ernährung und Verhaltensweisen folgenschwer belastet wird. Hier ist mit dem Beschluss der Kultusministerkonferenz im Herbst letzten Jahres zur Verbraucherbildung an Schulen – Stichworte „Alltagsökonomie“, „Ernährungskompetenz“, „Lebensökonomie“ – ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zu frühzeitiger und damit nachhaltiger Aufklärung auf diesem Feld erreicht worden.

An dieser Stelle danke ich – genauso wie mein Minister – unseren Landfrauen landauf, landab, die der Motor dafür waren, dass diese wichtigen Felder in den Unterricht eingebaut werden. Danke!

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)

Meine Damen, meine Herren, die Vereinten Nationen haben aus guten Gründen das Jahr 2014 zum Jahr der bäuerlichen Familienbetriebe ausgerufen. Sie haben erkannt: Familienbetriebe sind weltweit die Voraussetzung für starke ländliche Räume; da sind wir uns wieder einig, Friedrich Ostendorff. Und warum? Weil sie persönlich für unternehmerische, finanzielle Entscheidungen haften und damit eine hohe Eigenverantwortung übernehmen. Tag für Tag haben sie generationenübergreifend ihre Familien, ihre Mitarbeiter, ihre Tiere und eine intakte Umwelt im Blick.

Zugang zu Land und zu Eigentum, zu den Agrarmärkten und eine gute Ausbildung sind und bleiben der Schlüssel für die Landwirte nicht nur bei uns, sondern weltweit. Das heißt, wir brauchen mehr leistungsfähige bäuerliche Familienbetriebe, die mit weniger Einsatz mehr produzieren. Wir haben dafür das Wissen und das Können in unserem Land, und wir versündigen uns an der Zukunft, wenn wir dieses Wissen und Können nur bei uns umsetzen oder sogar – wie die Grünen hier – infrage stellen. Wir haben die Pflicht, einen starken Beitrag im Sinne der sogenannten Millenniumsziele in unserem Land und weltweit zu leisten.

In diesem Sinne schließe ich mit einem Satz unseres Landwirtschaftsministers:

Wenn das alle Landwirtschaftsministerien der Welt erkannt haben, dann sind wir auf einem guten Weg. Wir leisten unseren Beitrag dazu.

Danke.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)

Danke, Frau Kollegin Mortler. – Die nächste Rednerin ist Dr. Kirsten Tackmann für die Linke.

(Beifall bei der LINKEN)


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/3087084
Wahlperiode 18
Sitzung 11
Tagesordnungspunkt Ernährung und Landwirtschaft
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