Michael Grosse-BrömerCDU/CSU - GO-Antrag auf Ergänzung der Tagesordnung
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Frau Kollegin Haßelmann, Sie haben sich Mühe gegeben, den Sachverhalt möglichst kompliziert darzustellen.
(Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU)
Im Prinzip ist er ganz einfach: Es geht heute um die Besetzung eines Gremiums – das, was wir in den letzten Wochen mehrfach, fast täglich, gemacht haben. Und Sie haben es selbst angesprochen: Wir haben da ein vereinbartes Verfahren.
(Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das halten Sie aber nicht ein!)
Wenn, wie in diesem konkreten Fall, sieben Personen in diesem Gremium sind – wir haben eine Berechnung nach Sainte-Laguë/Schepers vereinbart –, dann ergibt sich folgende Zusammensetzung, auch orientiert an der Größe der Fraktionen aufgrund des Wahlergebnisses: Die Union bekommt drei Sitze, die SPD bekommt zwei, die Grünen bekommen einen und die Linken bekommen einen.
(Katrin Göring-Eckardt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Offensichtlich nicht! – Katja Keul [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir kriegen ja keinen! – Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Vor 2015 kriegen wir gar keinen Sitz!)
Das bleibt auch so. Ich verstehe überhaupt nicht, wie Sie auf die Idee kommen, dass man Ihnen diesen Sitz nicht gönnt. Es bleibt doch dabei.
(Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Warum fangen wir dann jetzt an, zu zählen?)
Es gibt in diesem konkreten Gremium nur eine Besonderheit – da haben Sie völlig recht –: Es wird zu Beginn der Wahlperiode, anders als die anderen, nicht in der Gesamtheit neu besetzt, sondern angesichts der Tatsache, dass die Mitglieder zu unterschiedlichen Zeitpunkten ausscheiden, je nachdem, ob ein Platz frei wird, Schritt für Schritt.
(Zuruf der Abg. Katrin Göring-Eckardt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])
Nun scheiden drei Mitglieder aus. Im Übrigen sollen nur die wiedergewählt werden, die schon Mitglieder sind. Von den drei Sitzen stehen logischerweise, nach den Berechnungen nach Sainte-Laguë/Schepers, zwei der Union und einer der SPD zu. Und Sie bekommen natürlich den Sitz, wenn er frei wird und Ihnen rechnerisch zusteht – ganz einfach!
(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)
Wir haben natürlich bei der Bundestagsverwaltung Rechtsrat eingeholt, weil ich Ihre Interessen immer sehr ernst nehme. Egal, ob es Minderheitenrechte oder Ihre persönlichen Ansichten sind – wir unterhalten uns immer ganz gut.
(Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein, nein, damit kommen Sie nicht durch! Wir haben einen Vertretungsanspruch!)
Ich gehe gar nicht davon aus, dass nur ich recht habe. Also haben wir ein vernünftiges, sachverständiges Gutachten eingeholt,
(Katja Keul [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist doch kein Gutachten!)
und damit haben wir eine profunde Festlegung durch die Bundestagsverwaltung. Die Kurzfassung dieser Bewertung – –
(Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Gegenrufe von der CDU/CSU)
– Ich weiß, Sie sind jetzt ein bisschen aufgeregt, aber das müssen Sie sich jetzt auch anhören. – Die Kurzfassung dieser Bewertung lautet wie folgt: Das Sainte-Laguë/ Schepers-Verfahren ist vereinbart; deswegen ist das, was Grosse-Brömer und die CDU/CSU und die SPD sagen, richtig. – Selbst wenn es nicht vereinbart wäre, gäbe es kein Verfahren, das Ihre Rechtsauffassung widerspiegelt.
(Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das Rechtsgutachten ist ein Witz!)
Nur damit das klar ist: Wir haben das gestern im Ältestenrat besprochen, und es gab nicht eine Fraktion, die Ihrer Auffassung ist. Jenseits der Rechtslage will ich Sie mal eines fragen: Können Sie sich an 2009 erinnern? Da war es in diesem Gremium folgendermaßen: Frau Scheel, eine Grüne, hatte einen Sitz inne, und uns stand er zu. Was haben wir gemacht? Wir haben keine Geschäftsordnungsdebatte geführt, wir haben uns nicht aufgeregt, sondern haben gewartet, bis die Kollegin ausschied, bis ihre Amtszeit abgelaufen war, und dann haben wir nachbesetzt.
(Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da hatten Sie drei Sitze! – Katrin Göring-Eckardt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bei Ihnen war es nicht so, dass Sie gar nicht vertreten waren!)
So gehört es sich unter Kollegen. Man sollte sich nicht permanent hinstellen und Sonderrechte einfordern.
(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)
Ich will Ihnen abschließend sagen: Wir, die Union, haben die ganze Zeit – das wird auch in den künftigen Debatten so sein – Wert darauf gelegt, dass die Opposition Minderheitenrechte bekommt, auch wenn sie Quoren nicht erreicht.
(Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber nicht heute!)
Aber eines müssen Sie sich abgewöhnen: Sonderrechte für Ihre Fraktion, für Ihre Abgeordneten zu fordern, ausgehend von der Annahme, dass Abgeordnete der Grünen wertvoller sind als Abgeordnete der SPD oder anderer Fraktionen.
(Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Da machen wir nicht mit, auch wenn Sie hier noch so viele Geschäftsordnungsdebatten beantragen.
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/3087733 |
Wahlperiode | 18 |
Sitzung | 12 |
Tagesordnungspunkt | GO-Antrag auf Ergänzung der Tagesordnung |