19.02.2014 | Deutscher Bundestag / 18. WP / Sitzung 16 / Zusatzpunkt 1

Armin SchusterCDU/CSU - Aktuelle Stunde

Lade Interface ...
Anmelden oder Account anlegen






Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Lieber Herr Tempel, lieber Herr Korte und liebe Frau Jelpke, wer auch immer das bei Ihnen entscheidet: Schicken Sie uns doch bitte jemanden hier vorne ans Pult, der Sachkenntnis hat.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Widerspruch bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Die konnte man heute Morgen im Innenausschuss reichlich erwerben. Ich erinnere daran, dass Herr Dr. Risse zum Thema „Brief und Briefversand“ eine wirklich bemerkenswert eindeutige Klarstellung vorgenommen hat. Keiner der Kollegen im Innenausschuss hat noch irgendeinen Zweifel, dass da etwas schiefgelaufen sei.

Herr von Notz, den Vorwurf der Kumpanei weise ich auf das Schärfste zurück. Das ist eine unverschämte Unterstellung.

(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Wir bieten Ihnen im Innenausschuss alles, was demokratisch möglich ist, und wir bieten Ihnen eine Aktuelle Stunde, die dann angeblich Mauschelei sein soll; das schließt sich ja sowieso gegenseitig aus.

(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein, es ist ganz einfach: Sie wollen uns die Möglichkeit, zu fragen, abschneiden! Sonst nichts!)

Selbst das Angebot eines Ministerpräsidenten, einen Untersuchungsausschuss einzusetzen, könnte ein demokratisches Angebot sein.

(Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Na, dann soll er doch einen beantragen!)

Ich weiß gar nicht, was Sie noch mehr wollen. Sie kriegen von der Großen Koalition all-inclusive. Da kann man sich einmal bedanken.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ihre Rede ist wohl für den Aschermittwoch!)

Mit Ihrer Erlaubnis, Herr Präsident, zitiere ich den Leiter der Staatsanwaltschaft Hannover, der am 14. Februar 2014 sagte:

Genau das haben wir heute Morgen auch im Innenausschuss von etlichen Experten gehört. Zwar verlangt der Fall Edathy nach vielen Antworten, nach einer Antwort aber ganz besonders – das trifft auch auf große Verwunderung bei den Menschen –: Warum kann jemand in diesem Land derartige Bilder und Videos erwerben, und wir streiten darüber, ob das strafbar sein soll?

(Dr. Silke Launert [CDU/CSU]: So ist es!)

Meine Damen und Herren, wenn Sie an die Kinder denken, die man benötigt, um so etwas herzustellen, dann muss das Signal, das von dieser Debatte ausgeht, wohl sein: Da muss etwas geändert werden. Der § 184 b des Strafgesetzbuches gehört präzisiert.

(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Jetzt zu den unangenehmeren Punkten. Bundesminister Friedrich hat aus meiner Sicht – ich bin Nichtjurist; vielleicht fällt es mir leichter, dazu arglos etwas zu sagen –

(Dr. Dietmar Bartsch [DIE LINKE]: Haben Sie keine Sachkenntnis, oder was?)

menschlich, moralisch und auch juristisch einwandfrei gehandelt; das sage ich jetzt einfach mal so.

(Katrin Göring-Eckardt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: „Das sage ich jetzt einfach mal so“? Was soll das denn jetzt? So gehen wir doch nicht mit dem Rechtsstaat um!)

Er hat weder Strafvereitelung begangen noch das Amtsgeheimnis verletzt. Herr Friedrich hatte einen sehr berechtigten Grund. Deshalb war er auch befugt, Herrn Gabriel – Achtung, nicht als SPD-Parteivorsitzenden, ausdrücklich nicht, sondern als künftigen Vizekanzler einer Regierung,

(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: „Künftiger Vizekanzler“? Was ist denn das für ein Amt? Das kenne ich ja gar nicht!)

wie deutlich zu erkennen war – vor einer eventuell falschen Personalentscheidung zu warnen.

(Widerspruch bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Katrin Göring-Eckardt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ach so! Na, dann haben wir ja gar kein Problem!)

Meine Damen und Herren, die Sorge um eine Schädigung des Ansehens der Bundesrepublik Deutschland, hätte man beispielsweise einen Staatsminister Edathy im Auswärtigen Amt – Vorwurf: Pädophilie –, ist der Grund, warum Herr Friedrich so handeln musste, warum er gezwungen war, Herrn Gabriel diese Information zu geben, nämlich mit Blick auf eine mögliche künftige Regierung.

(Katrin Göring-Eckardt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ach! Jetzt sind wir doch zehnmal mehr beschädigt!)

Liebe SPD, bei aller Koalitionsliebe: Wir haben bzw. Herr Friedrich hat das nicht Ihrem Parteivorsitzenden gesagt. Wir haben es dem potenziellen Vizekanzler gesagt.

(Frank Tempel [DIE LINKE]: Aha, dem „potenziellen“! – Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: „Wir“? Sie also auch? – Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ach, Sie waren auch dabei?)

Ich kenne aus meinem Führungsalltag von früher den Satz: Führen macht hin und wieder einsam. Je grüner der Stift, desto einsamer bist du.

(Katrin Göring-Eckardt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Meine Güte! Wenn man in der Bundesregierung ist, muss man sich doch an Gesetze, an Recht halten, Herr Schuster!)

Meine Damen und Herren, die Entscheidung, Herrn Gabriel diese Information zu geben, war richtig. Die Entscheidung von Herrn Gabriel, sie weiterzugeben, war in dem Sinne nicht richtig. Das war eines der Dinge, die er hätte aushalten müssen; so sind diese einsamen Entscheidungen. Vier Wochen – vielleicht drei Wochen – hätte er in diesem Fall einfach sagen müssen: Nicht mit mir!

(Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Warum ist Herr Friedrich zurückgetreten?)

Sie hätten sich vielleicht gewundert; aber drei Wochen später hätten Sie es verstanden. Dann hätten wir heute überhaupt nicht diese Debatte. Die Weitergabe der Information an Herrn Oppermann, an Herrn Steinmeier sehe ich an dem Punkt wirklich kritisch.

Herr Oppermann, ich finde es stark, dass Sie da sind. Ich brauche Sie gar nicht reden zu hören, weil Sie danach im Ausschuss sind. Sie stellen sich heute hier der Debatte; das finde ich gut. Ich fordere nicht Ihren Rücktritt, auf keinen Fall. Aber Sie müssen sich gefallen lassen, dass man Ihnen sagt, dass das einfach zu häufig passiert: Wenn Sie mit Menschen reden, kommen die sofort in Schwierigkeiten – ob das Ihre Kollegin Lambrecht ist, die neben Ihnen sitzt, oder ob das der BKA-Präsident ist. Er sagte heute Morgen im Ausschuss: Der Anruf war für mich einfach schwierig. – Er war, wie er sagte, deswegen an der Grenze der Freundlichkeit, weil er wusste: Ich kann eigentlich gar nicht mit ihm reden.

Der Pressedruck, dem Sie am Mittwoch erlegen sind, verursachte Herrn Friedrich Schwierigkeiten mit ultimativen Auswirkungen. Deswegen müssen Sie das jetzt aushalten, und ich glaube, das kann man aushalten – Sie benutzen auch einen grünen Stift –; so ist das Leben. Wie das am Ende ausgeht, entscheiden Sie nachher selber. Wir sind gespannt darauf, was Sie uns dann zu sagen haben.

Meine Damen und Herren, bei meinen Wahlkreisterminen habe ich in den letzten Wochen gesagt: So sieht der Start einer guten Koalition aus. – Ich habe schon einmal einen mitgemacht, den ich am Anfang nicht so stark fand.

Herr Kollege, Sie müssen zum Schluss kommen.

Wir sollten uns nicht aus der Bahn werfen lassen durch diesen Vorgang,

(Katrin Göring-Eckardt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt weiß ich, was mit Geschwätzigkeit gemeint ist!)

sondern, wie es Herr Mayer gesagt hat, neue Kraft schöpfen, uns unmissverständlich aussprechen – manchmal auch hinter verschlossenen Türen wie gestern Abend –,

(Katrin Göring-Eckardt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das könnt ihr unter euch machen!)

nachher sauber abarbeiten und aufklären und dann, meine Damen und Herren, uns gemeinsam dem § 184 b Strafgesetzbuch zuwenden, damit solche Debatten hier ein Ende haben.

Ich danke Ihnen.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)

Frank Tempel erhält nun das Wort für die Fraktion Die Linke.

(Beifall bei der LINKEN)


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/3143796
Wahlperiode 18
Sitzung 16
Tagesordnungspunkt Aktuelle Stunde
00:00
00:00
00:00
00:00
Keine
Automatisch erkannte Entitäten beta