Artur AuernhammerCDU/CSU - Aktuelle Stunde zur Zulassung von Genmais
Verehrte Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Nachdem ich diesem Hohen Hause jetzt acht Jahre nicht angehört habe, mache ich heute eine Feststellung: Die Sachkenntnis in manchen Redebeiträgen von den Grünen hat nicht zugenommen, im Gegenteil: Sie hat abgenommen.
(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Harald Ebner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Auweia! – Dr. Kirsten Tackmann [DIE LINKE]: Dann machen Sie es mal besser! – Alexander Ulrich [DIE LINKE]: Herr Oberlehrer! – Harald Ebner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ist ja spannend, was jetzt an Sachkenntnis kommt!)
Im Jahre 2004/2005 hat in Deutschland flächenmäßig der größte Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen stattgefunden. Wer war damals in der Regierungsverantwortung, wer war damals Bundeslandwirtschaftsministerin? Mir fällt der Name gerade nicht ein. Vielleicht können Sie mir weiterhelfen.
(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wer hat MON 810 zugelassen? – Steffi Lemke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was wollen Sie damit jetzt beweisen? – Harald Ebner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist Sachkenntnis pur, Herr Kollege!)
Ich bitte Sie, meine sehr verehrten Damen und Herren: Kehren wir zurück zur Sachlichkeit! Kehren wir zurück zum Thema: zur eigentlichen Gentechnik. Bei der Gentechnik haben wir eigentlich drei Themenbereiche:
Bei der sogenannten Roten Gentechnik geht es darum, Krankheiten zu heilen. Sicherlich ist keiner von Ihnen dagegen, Schlaganfallpatienten, Krebskranken oder Zuckerkranken zu helfen oder sie zu heilen.
(Harald Ebner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Darüber reden wir heute gar nicht! – Steffi Lemke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt werfen Sie alles in einen Topf! – Harald Ebner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genmais ist Rote Gentechnik? Was ist das für eine Sachkenntnis? Ich dachte, wir wollen mit Sachkenntnis diskutieren! Bei Genmais geht es nicht um Weiße Gentechnik!)
Es besteht sicherlich Einigkeit in diesem Hause: Wir wollen bei der Roten Gentechnik weiterkommen.
Bei der sogenannten Weißen Gentechnik müssen wir feststellen, dass davon schon sehr viel in unseren Lebensmitteln enthalten ist. Dass viele Verarbeitungsprozesse durch die Weiße Gentechnik unterstützt werden, ist, glaube ich, auch bekannt.
An der Grünen Gentechnik scheiden sich jetzt die Geister. Warum? Weil es bei der Grünen Gentechnik jetzt um den Schritt raus aus dem Labor, raus aus der Forschung, hin aufs freie Feld geht. Da müssen wir – darüber sind wir uns in diesem Hause wahrscheinlich noch nicht ganz einig – besonders achtgeben.
(Harald Ebner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Eine Rede mit dem Wort „Sachkenntnis“!)
Wobei ich gleichzeitig sagen muss: Zulassung bedeutet nicht gleich Anbau.
(Harald Ebner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aha!)
Wir haben, nicht nur in Süddeutschland, eine sehr klein strukturierte und damit vielfältige Agrarstruktur – mit bäuerlichen Familienbetrieben – und auch sehr vielfältige Vermarktungsstrukturen. Auf der Grünen Woche haben wir gerade wieder erlebt, wie vielfältig unsere Landwirtschaft in Deutschland sein kann. Diese zu erhalten und zu fördern, ist auch Aufgabe der Politik.
Vieles haben wir in Deutschland den Naturwissenschaften zu verdanken. Wir sind ein Volk der Dichter und Denker. Wir sollten uns aber auch fragen: Müssen wir all das tun, was die Naturwissenschaften ermöglichen? Brauchen wir in dem einen oder anderen Bereich nicht auch ethische Leitplanken? Dazu, dieses zu diskutieren, lade ich Sie ein.
(Harald Ebner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Oh! Sachkenntnis!)
Ich selbst kann Ihnen als praktizierender Landwirt sagen, dass mir der Anbau gentechnisch veränderter Organismen auf meinem Feld nichts nutzt.
(Harald Ebner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Eben!)
Denn wenn über 80 Prozent der deutschen Bevölkerung – ob es 80 oder 85 Prozent sind, ist zweitrangig –, also die große Mehrheit, sagen: „Wir wollen keinen Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen in Deutschland“, kann ich als Landwirt doch nicht etwas produzieren, was der Verbraucher mir nicht abkaufen will.
(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD – Harald Ebner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie nicht, aber andere tun es dann!)
Stellen Sie sich einmal vor: Die deutsche Automobilindustrie würde etwas produzieren, was niemand kaufen will.
(Ute Vogt [SPD]: Das passiert zuweilen!)
Ich als Landwirt stehe ja am Beginn der Wertschöpfungskette. Das möchte ich hier auch noch betonen. Vorrangig der Landwirt und Produzent sollte für diese Arbeit honoriert werden – und nicht irgendwelche Konzerne, die vielleicht in Nordamerika sitzen.
Lassen Sie uns deshalb gemeinsam nach Lösungen suchen, um mit der Gentechnik verantwortungsbewusst umzugehen.
(Harald Ebner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was heißt „verantwortungsbewusst“?)
Dazu zählt für mich eine wirklich umfangreiche Kennzeichnung aller GVO-Produkte. Hier sollten wir gemeinsam nach einer europäischen einheitlichen Kennzeichnung suchen. Schließlich soll letztendlich der Verbraucher entscheiden dürfen, was er einkauft. Aber auch der Verzicht auf die Nutzung von Gentechnik in Deutschland gehört für mich dazu.
(Harald Ebner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sehr schön!)
Die Initiativen für gentechnikfreie Anbauregionen sind deshalb zu begrüßen. Ich hoffe, wir erreichen die sogenannte Opt-out-Lösung und werden in Zukunft hier in Deutschland, wie bisher auch, gentechnikfrei bleiben können.
(Harald Ebner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Hoffnung stirbt zuletzt, Herr Kollege! Sie müssen auch was dafür tun!)
Ich lade Sie deshalb nochmals dazu ein, mit der nötigen Sachkompetenz gemeinsam nach Lösungen zu suchen – auch die Kolleginnen und Kollegen der Grünenfraktion. Es geht um das Wohl des deutschen Volkes und auch um das Wohl der deutschen Bäuerinnen und Bauern.
Vielen Dank.
(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Harald Ebner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Eine von Sachkompetenz geprägte Rede!)
Der Kollege René Röspel hat für die SPD-Fraktion das Wort.
(Beifall bei der SPD)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/3146995 |
Wahlperiode | 18 |
Sitzung | 17 |
Tagesordnungspunkt | Aktuelle Stunde zur Zulassung von Genmais |