20.02.2014 | Deutscher Bundestag / 18. WP / Sitzung 17 / Zusatzpunkt 5

Hermann FärberCDU/CSU - Aktuelle Stunde zur Zulassung von Genmais

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Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir alle sind uns bewusst, dass ein Großteil der Bevölkerung die Gentechnik kritisch betrachtet, dieser neuen Technologie kritisch gegenübersteht. Für mich ist ganz klar: Jeder, der für sich die Gentechnik ablehnt, hat das gute Recht dazu. Er muss sich deshalb auch gegenüber niemandem rechtfertigen. Wir als Abgeordnete aber müssen Entscheidungen für andere treffen. Deshalb haben wir auch die Pflicht, zu erklären, wie wir zu unseren Entscheidungen kommen.

Für mich können Entscheidungsgrundlagen in Fragen der Gentechnik nur wissenschaftliche Erkenntnisse sein. Wir können uns hier nicht auf Emotionen oder auf unser Bauchgefühl berufen. Wir brauchen eine objektive und verlässliche Grundlage. Diese bietet uns die Wissenschaft.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Wir haben in Deutschland und auch in Europa renommierte Forschungsinstitute. Ich denke an die Helmholtz- Gemeinschaft, die Max-Planck-Gesellschaft und die Fraunhofer-Gesellschaft. Sie garantieren gerade im sensiblen Bereich der Gentechnik eine verantwortungsbewusste Forschung, und zwar – das ist sehr wichtig – unter rechtsstaatlicher Kontrolle.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Es muss auch klar sein: Wer diese Forschung in Deutschland verhindert, treibt sie lediglich in andere Länder, und zwar in Länder, wo es weniger Kontrolle und Schutz gibt und wir keinerlei Einfluss darauf haben, in welche Richtung die Forschung geht und wie die dazugehörige Sicherheitsforschung aussieht.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Bei den Maissorten, die bisher zur Debatte standen, bietet die gentechnische Veränderung im Moment überhaupt keinen Vorteil bei einem Anbau in Deutschland. Bei unseren Fruchtfolgen, die wir Landwirte praktizieren, kommen wir mit den konventionellen Sorten hervorragend klar. Wie gesagt, ist der Anbau genveränderter Pflanzen schon allein wegen der Abstands- und Haftungsregelungen in Deutschland völlig unattraktiv. Ich sehe im Moment auch keine Gefahr bzw. keinen Anlass, dass dieser Anbau bei uns stattfinden wird. Ich kann es auch keinem empfehlen, schon allein deshalb nicht, weil es gar keinen Sinn machen würde. Mit anderen Worten – das sage ich Ihnen an dieser Stelle als praktizierender Landwirt –: Wir brauchen den Mais 1507 derzeit bei uns nicht.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Ich kann verstehen, dass ein Konzern wie Monsanto bei vielen Menschen Unbehagen auslöst. Es ist aber sachlich nicht angemessen, die Diskussion über die Gentechnik allein auf die Problematik und die Patentlizenzen von Monsanto zu reduzieren. Ich bin der Ansicht: Die Debatte über die Gentechnologie muss von der Debatte über Patentinhabe und Vermarktungswege getrennt geführt werden.

Wir brauchen in dieser Diskussion aber auch mehr Ehrlichkeit.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Dazu gehört – das haben schon meine Vorredner gesagt –, dass wir anerkennen, wo bisher in Europa und in Deutschland Gentechnik schon eingesetzt wird. Das ist nicht nur in der Medizin und bei einem großen Teil von Geschmacksstoffen, Hefen und Enzymen der Fall, sondern auch bei Futtermitteln. Heute wurde schon gesagt: Weltweit werden 80 bzw. 81 Prozent des gesamten Sojaanbaus mit gentechnisch verändertem Saatgut durchgeführt. Seit knapp zwei Jahrzehnten – auch das muss uns bewusst sein – werden diese Sojabohnen in die Europäische Union importiert; sie werden bei uns an Tiere verfüttert, und in unseren Läden finden sich Milch und Fleisch dieser Tiere. Der bekannte Schaden aus der Produktion ist gleich null.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Lassen Sie mich noch einen Satz zu diesem Thema anfügen. Es muss auch gesagt werden: Lebensmittel hier in Deutschland sind heute so gut und so sicher, wie sie es noch nie in unserer Geschichte waren. Auch das ist Ergebnis wissenschaftlicher Forschung.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Ich möchte zum Schluss kommen. Ich wünsche mir einfach eine sachliche Debatte, eine Debatte, die im Einzelfall durchaus Chancen und Risiken betrachtet. Ich habe Respekt vor jedem hier, der eine andere Ansicht hat; ich erwarte aber auch den Respekt vor meiner Position. Ich schlage Ihnen vor: Lassen Sie uns offen über die bisherige Forschung und über die bisherigen Erfahrungen aus dem Anbau diskutieren, und zwar ohne Scheuklappen, ohne Vorurteile in die eine oder andere Richtung! Lassen Sie uns dann auf wissenschaftlicher Basis verantwortbare Entscheidungen für jeden Einzelfall treffen! Ich freue mich auf die Gespräche mit Ihnen.

Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/3147000
Wahlperiode 18
Sitzung 17
Tagesordnungspunkt Aktuelle Stunde zur Zulassung von Genmais
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