Katharina LandgrafCDU/CSU - Schulobstgesetz
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Es gibt sie also doch, die gute Nachricht aus Brüssel. Als Berichterstatterin für gesunde Ernährung habe ich die Botschaft der Kommission und die folgende Aktion des Bundesrates mit Wohlwollen aufgenommen. Die Länder sollen für das Schulobstprogramm mehr Geld erhalten und selber weniger dafür zahlen. Der Kofinanzierungsanteil von 50 Prozent wird jetzt also auf 25 Prozent gesenkt. Das klingt gut und verführerisch. Das trifft auch auf die aktuelle Ankündigung zu, dass Brüssel die Obst- und Schulmilchprogramme zusammenführen will, sodass man künftig gegebenenfalls gar nichts mehr zuzahlen müsste.
Mit den heutigen Gesetzesänderungen zum Schulobst öffnen wir für die Interessenten in Deutschland weit die Tore und Türen. Das ist erst einmal die wichtigste Voraussetzung dafür, den symbolisch aus Brüssel angebotenen Apfel annehmen zu können, mehr nicht. Ich kann es mir hier getrost sparen, etwas zu den einzelnen Fristveränderungen zu sagen. Das geht schon in Ordnung. Einen neuen Sündenfall müssen wir da nicht befürchten.
Jetzt kommt es aber darauf an, etwas daraus zu machen. Bei der praktischen Umsetzung sollte darauf geachtet werden, dass vor allem Obst und Gemüse in die Schulen kommt, das auch in den betreffenden Regionen gewachsen ist. Für eine solche Entscheidung brauchen wir keine Brüsseler und auch keine Berliner Bürokratie.
Wenn sich die Europäische Union dafür einsetzt, die gesunde Ernährung der jungen Generation zu unterstützen, so haben wir damit das eigentliche Ziel noch längst nicht erreicht. Die Begeisterung für die tägliche Portion Obst und Gemüse wird mit einem aus EU-Mitteln finanzierten Programm zwar durchaus positiv begleitet, geweckt wird sie damit aber eher nicht. Auf den Geschmack kommen Mädchen und Jungen im wahrsten Sinne des Wortes doch wohl erst, wenn in ihren frühen Jahren die entsprechenden Nerven dafür sensibilisiert worden sind. Das wiederum kann die Politik nicht wirklich leisten. Das können nur die Erwachsenen, die die Schutzbefohlenen auch in Sachen Nahrung betreuen und erziehen.
Unsere Kompetenz als Politiker ist da eher begrenzt. Wir können lediglich die entsprechenden Rahmenbedingungen organisieren. Das tatsächliche Leben mit Obst und Gemüse wird vor Ort entschieden: in den Familien, Kindertagesstätten und Schulen. Dass es da läuft, hängt einzig und allein von der Kompetenz der Akteure, der Eltern und Pädagogen, ab. Der Idealfall wäre, wenn Vater und Mutter selbst mit dem Thema gesunde Ernährung und vor allem mit Obst aufgewachsen sind.
(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)
Die eigene Erfahrung, die man in seiner persönlichen Entwicklung, in seiner Umgebung, in seiner Familie gemacht hat, ist die beste Wissens- und Handlungsgrundlage. Ist das nicht gegeben, so braucht man eine entsprechende pädagogische Begleitung. Klar ist, dass der Idealfall im Alltag eher unüblich ist. Deshalb kann ich ein Obst- und Gemüseprogramm in den Kitas und Schulen nur begrüßen. Wünschenswert ist, dass die Schulen ein solches Angebot nicht als ein von oben verordnetes Übel ansehen, das nur mehr Arbeit macht. Das Programm sollte Bestandteil des gesamten Schulbetriebs und des Unterrichtsprogramms sein. Kurzum: Es sollte zum ganz normalen Alltag in den Schulen und Einrichtungen gehören.
Wie das entwickelt wird, ist Sache der Träger. Da können wir von hier aus nur Appelle aussenden und allen Akteuren vor Ort danken, die sich wirklich für eine gesunde Ernährung in Kitas und Schulen engagieren.
Ich persönlich wünsche mir, dass nach den heute zu beschließenden Veränderungen des Gesetzes möglichst alle Bundesländer das Angebot annehmen und sie nicht ständig den bürokratischen Aufwand solcher Programme dagegen aufwiegen. Mein Dank gilt letztlich dem Bundesrat wie auch dem Freistaat Bayern dafür, dass sie die Gesetzesinitiative auf den Weg gebracht haben. Danke sage ich auch den Landfrauen für ihr Engagement. Den Damen und Herren aus der Opposition danke ich im Voraus dafür, dass sie mitziehen; denn es gibt sie wirklich: gute Nachrichten aus Brüssel.
Vielen Dank.
(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Als Nächstes spricht die Kollegin Karin Binder, Die Linke.
(Beifall bei der LINKEN)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/3147333 |
Wahlperiode | 18 |
Sitzung | 17 |
Tagesordnungspunkt | Schulobstgesetz |