21.02.2014 | Deutscher Bundestag / 18. WP / Sitzung 18 / Tagesordnungspunkt 19

Daniela LudwigCDU/CSU - Tourismuspolitischer Bericht (17. Wahlperiode)

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Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Frau Kollegin Kassner, auch vonseiten meiner Fraktion einen herzlichen Glückwunsch. Wir wissen alle: Die erste Rede ist ein ganz besonderer Anlass. Ich glaube, es ist schön, wenn man sie in so einem konsensualen Umfeld halten kann. Ich kann mich erinnern: Meine erste Rede fand in einem strittigen Umfeld statt. Aber da lernt man dann auch so einiges; da muss man eben durch. In diesem Sinne herzlichen Glückwunsch auch von unserer Seite.

Wir haben natürlich echte Fachleute aus den Arbeitsgruppen unter uns. Echte Fachleute sitzen heute aber auch auf der Tribüne. Es ist eine ganze Reihe von Tourismusstudenten heute im Deutschen Bundestag. Herzlich willkommen! Schön, dass Sie sich die Zeit nehmen. Ich hoffe, Sie lernen hier ein bisschen etwas, und wir lernen im Gespräch mit Ihnen sicherlich auch noch so einiges. Schön, dass Sie da sind!

(Beifall)

Tourismus in Deutschland und auch Urlaub in Deutschland, das ist bekanntermaßen eine Erfolgsgeschichte. Gerade auch die Zahlen der letzten zwei Jahre belegen dies in aller Deutlichkeit. Die Zahl der Übernachtungen von ausländischen Gästen hat sich 2013 überproportional erhöht; es gab einen Zuwachs um fast 7 Prozent, worauf wir, glaube ich, sehr stolz sein können.

Deutschland ist zudem Kulturreiseziel Nummer eins – ein Etikett, das man uns nicht automatisch zuschreiben würde, woran man aber erkennt, dass wir über ein breitgefächertes Angebot auch für die Menschen verfügen, die sich für Kultur interessieren.

Wir haben bei den Geschäftsreisen stark zugelegt. Auch das ist etwas, worauf wir stolz sein können.

Dagegen bleibt die Zahl der inländischen Touristen nahezu gleich. Auch das ist relativ logisch. Der Deutsche macht zwar nach wie vor sehr gern Urlaub, aber er macht halt kürzer Urlaub. Darunter „leiden“ wir – das sage ich in Anführungszeichen – hier in Deutschland. Aber, wie gesagt, der Zuspruch von ausländischen Gästen ist nach wie vor hoch, und er steigt immer weiter.

Dass die Tourismusbranche ein knallharter Wirtschaftszweig ist, konnten wir bereits den Worten der Staatssekretärin entnehmen. Was die Konsumausgaben angeht: 280 Milliarden Euro allein aus der Tourismusbranche in Deutschland, das ist richtig viel. Deswegen ist es natürlich gut, dass wir dem Wirtschaftsministerium zugeordnet sind. Dass wir eine Staatssekretärin haben, die Mittelstand und Tourismus in ihrem Amt sozusagen vereint, ist auch gut. Klar ist aber: Wir dürfen die anderen Ministerien, die für uns mindestens genauso zuständig sind, nicht aus der Verantwortung entlassen; denn Tourismus ist eine Querschnittsaufgabe, die alle Häuser betrifft.

(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Ich bin sehr froh, dass wir den Tourismuspolitischen Bericht der letzten Bundesregierung sozusagen als Vehikel benutzen, um heute im Plenum eine Art Auftaktdiskussion zu diesem wichtigen Thema zu führen. Natürlich wissen wir: Tourismus ist eigentlich Ländersache – das merkt man dem Bericht auch an – und wird entsprechend unterschiedlich ausgestaltet. Ich sage meinen tourismuspolitischen Kollegen immer sehr selbstbewusst: Es mag schon sein, dass per se die Zuständigkeit für den Tourismus bei euch liegt; die Zuständigkeit für die Rahmenbedingungen liegt aber bei uns. – Umso mehr müssen wir im Bund darauf schauen, dass die Rahmenbedingungen auch passen – für alle die, die hier Urlaub machen wollen, für alle die, die im Tourismus arbeiten, aber auch für alle die, die gegebenenfalls noch im Bereich Tourismus tätig werden wollen.

Wir haben uns im Koalitionsvertrag, der nicht viel zum Tourismus enthält, in einem, wie ich finde, wichtigen Satz Folgendes vorgenommen: Die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ soll zur Gemeinschaftsaufgabe „Ländliche Entwicklung“ werden. Da sehen wir schon, wohin diese Koalition will. Ich habe den Eindruck, dahin wollen wir alle gemeinsam.

Bei aller Beliebtheit unserer Städte und bei aller Beliebtheit unserer Kulturziele – wir müssen den ländlichen Raum massiv pushen, und zwar in alle Richtungen.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Stefan Zierke [SPD])

Hier liegt großes Potenzial. Wenn wir die Gäste schon dahaben, müssen wir ihnen vermitteln: Es geht auch jenseits von Berlin, Hamburg, München – Sie verzeihen mir diese Aufzählung; das soll keine Prioritätenfolge sein – noch weiter. Schaut darüber hinaus! – Die DZT macht einen riesig guten Job, wird es aber nicht allein schaffen können.

Nun zum Stichwort „Breitbandversorgung“; das ist schon genannt worden. Die Breitbandversorgung ist eine Art der Erschließung, die für den ländlichen Raum wichtig ist, sowohl für den, der hinfährt – er möchte nicht offline sein –, wie auch für den Gastgeber, der gefunden werden möchte und alles tut, um in der Google-Liste nach oben zu kommen. Das schafft der aber nicht ganz allein; da wird er unsere Unterstützung brauchen. Deswegen: Die Breitbandversorgung ist ganz wichtig.

(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie der Abg. Kerstin Kassner [DIE LINKE])

Die zweite Art der Erschließung kennen wir alle. Tourismusregionen müssen gut erreichbar sein – mit den unterschiedlichsten Verkehrsträgern: mit dem ÖPNV, mit Fernbussen, mit der Deutschen Bahn natürlich, mit dem Pkw natürlich auch, mit dem Flugzeug selbstverständlich. Das muss gegeben sein, sodass der Tourist den Eindruck hat: Ich komme bequem dahin, wohin ich gern möchte, auch wenn das jenseits der Ballungszentren liegt. – Dafür haben wir in der Verkehrspolitik eine hohe Verantwortung, die wir durch eine sehr intensive Diskussion über diesen Bericht im Verkehrsausschuss in dieser Woche bereits, glaube ich, sehr gut herausgestellt haben.

Zu den Arbeitsbedingungen ist sehr vieles, sehr Richtiges gesagt worden; das will ich nicht wiederholen. Wir haben bis auf wenige Nuancen einen sehr hohen Konsens, wenn es darum geht, zu sagen: Der Tourismus ist eine Superbranche. Es lohnt sich, über eine Ausbildung dort nachzudenken. Es muss aber auch ordentlich bezahlt werden. Es muss ordentliche Arbeitsbedingungen geben. Diejenigen, die Dienstleistungen im Tourismus in Anspruch nehmen, müssen diese auch zu schätzen wissen.

(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Sie müssen wissen: Es stecken jede Menge Herzblut und Anstrengung dahinter, ein Hotel zu betreiben, eine Gaststätte zu betreiben. Das kann eben nicht jeder. Das können nur diejenigen, die ordentlich ausgebildet sind. Ich bringe es einmal auf den Punkt: Wir wollen bitte auch nur von solchen bewirtet werden. Es gibt genügend, die das können. Die müssen wir auch weiterhin unterstützen. Auch hier können wir über das Berufsbildungsgesetz – so viel zur Kompetenz – einiges von Bundesseite tun.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)

Eine letzte Anmerkung sei mir noch gestattet, weil mich das Thema Barrierefreiheit persönlich sehr umtreibt. Wir waren in dieser Woche bei der NatKo und haben uns „Tourismus für Alle“ zu Gemüte geführt. Auch das ist ein wichtiger Punkt, beispielsweise für die Verkehrsträger. Da gibt es massiven Nachholbedarf, insbesondere im Bereich des Bahn- und des Luftverkehrs. Es ist auch wichtig, dass die Hotels und die Destinationen für dieses Thema sensibilisiert werden. Da geht es nicht nur um Menschen mit Behinderung, sondern auch um unsere Senioren und um Familien, die mit dem Kinderwagen durch die Gegend fahren müssen und die sich auch nicht über Stufen freuen, über die sie in den Speisesaal fallen.

Das alles sind Dinge, bei denen eine Sensibilisierung notwendig ist. Dahinter steht auch ein kräftiger Investitionsschub. Diesen gilt es von unserer Seite zu unterstützen, wo wir es können. Ich freue mich sehr auf die Zusammenarbeit mit Ihnen allen. Ich finde, bisher hat sie großen Spaß gemacht.

Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit. Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Das Wort hat der Kollege Markus Tressel für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/3148203
Wahlperiode 18
Sitzung 18
Tagesordnungspunkt Tourismuspolitischer Bericht (17. Wahlperiode)
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