Barbara LanzingerCDU/CSU - Tourismuspolitischer Bericht (17. Wahlperiode)
Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Alle bisherigen Redebeiträge zeigen: Der Tourismus boomt. Alle Zahlen deuten darauf hin, dass in diesem Bereich eine enorme Wertschöpfung zu verzeichnen ist. Das ist gut für die Wirtschaft insgesamt. Besonders gut ist das für den Mittelstand, für die ihn tragenden Familienunternehmen. Das zeigt einmal mehr, wie stabil, innovativ und zuverlässig der Mittelstand ist. Er ist das Rückgrat unserer Wirtschaft.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Der Bericht macht deutlich, dass viel für den Bereich Tourismus getan wurde. Genannt sei hier exemplarisch – auch wenn sich wahrscheinlich gleich Widerspruch erheben wird – die Senkung der Mehrwertsteuer für die Hoteliers.
(Beifall bei der CDU/CSU – Lachen bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da haben Sie aber ein schönes Beispiel gewählt!)
Sie war richtig und zielführend. Sie war ein kleines Konjunkturprogramm. Viele der vor allem kleinen Betriebe haben die daraus resultierende Entlastung genutzt, um Investitionen zu tätigen.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Frau Staatssekretärin, Sie haben es richtigerweise erwähnt: Die Bereiche Kultur- und Städtetourismus boomen. Das würden wir uns auch für den ländlichen Raum wünschen. Ich denke, hier sind wir uns alle einig.
In der letzten Wahlperiode setzten wir mit dem Projekt „Tourismusperspektiven in ländlichen Räumen“ einen großen Schwerpunkt. Die Ergebnisse sind insgesamt gut. In einem Handlungsleitfaden werden Chancen, Herausforderungen und Perspektiven aufgezeigt. Die Projektbewertung der Bundesregierung sieht jedoch Nachholbedarf, insbesondere in den Bereichen Qualifizierung, Qualitäts- und Innovationsmanagement, Vernetzung und Marketing. Wir sollten gemeinsam darüber nachdenken, wie wir die Förderung von Qualifizierung, Qualitäts- und Innovationsmanagement und anderen Bereichen zielgenau einsetzen könnten, zum Beispiel mit Krediten von der KfW.
(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)
Aus meiner Sicht gibt es ein Zauberwort, das beschreibt, was für nachhaltigen und dauerhaften Erfolg wichtig ist: Unverwechselbarkeit. Das ist für den Bereich Tourismus besonders wichtig. Zum einen geht es um die Unverwechselbarkeit der ländlichen Räume, die Verbindung von herrlicher Landschaft, traditioneller, bodenständiger Küche, historischem Bauerbe und Erholung für alle Sinne: also Genuss pur zum Greifen.
Unverwechselbarkeit bezieht sich zum anderen auf die Unternehmerpersönlichkeit. Das lässt sich am Beispiel von Gast- und Wirtshäusern gut erklären. Ich komme aus der Oberpfalz, wo es eine Vielzahl von Gast- und Wirtshäusern gibt. Die einen funktionieren hervorragend, die Menschen fahren gerne hin, auch wenn sie noch so entlegen oder einfach ausgestattet sind, andere wiederum fristen ein schwieriges Dasein, obwohl sie mit den anderen Gasthäusern durchaus vergleichbar sind.
Warum ist das so? Spricht man mit den Gästen, wird eines sehr schnell deutlich: Es geht um die Wirtsleute selbst. Es ist wie in vielen anderen Branchen auch: Das Ganze steht und fällt mit den Betreibern, mit den Unternehmerinnen und Unternehmern.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Wir sollten also bei den Unternehmerpersönlichkeiten ansetzen; denn schließlich sind sie es, denen es gelingen muss, Mitarbeiter zu gewinnen, aus- und fortzubilden, zu motivieren und diese an das Unternehmen zu binden. Letztendlich geht es darum, attraktive Arbeitsplätze zu schaffen.
Ein weiterer Punkt hinsichtlich der Unverwechselbarkeit und Vielfalt unseres Tourismus, vor allem in den ländlichen Räumen, ist die Frage: Wie können sich die Unternehmen vermarkten? Ich denke, dass wir, wie es im Ausschuss kurz angedacht wurde, ein Portal zur Vermarktung des ländlichen Raumes schaffen sollten. Es gab ja schon Versuche, bestehende Initiativen und Angebote zu bündeln. Ich denke, ein positives Beispiel ist die Vermarktung des Urlaubs auf dem Bauernhof durch den Bauernverband über das Portal www.landsichten.de. Hier könnten wir ein Stück weit andocken. Wir könnten dieses Portal nutzen und es um weitere Angebote ergänzen. Ich denke, das würde Sinn machen.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Gestatten Sie mir zum Schluss noch eine Bemerkung: Tourismus ist auch ein Botschafter. Alle Beteiligten sind Botschafter für unser Land, für unsere Kultur und für unsere jeweils ganz eigene Lebensart. Diese Unterschiedlichkeit empfinde ich übrigens als sehr positiv. Der Tourismus ist auch Botschafter in Bezug auf die soziale Verantwortung. Das wurde auch im Tourismuspolitischen Bericht erwähnt. Erlauben Sie mir vor dem Hintergrund aktueller Debatten den Hinweis darauf, dass wir im Zusammenhang mit Tourismus auch darüber nachdenken sollen und müssen, wie wir mit den Menschen umgehen wollen. Eines muss klar sein – dieser Passus im Bericht ist mir sehr wichtig; wir sollten hierauf unser Augenmerk legen –: Es darf keine touristische Wertschöpfung durch den Missbrauch von und an Menschen geben, weder im Ausland noch im Inland.
(Beifall im ganzem Hause)
Ich halte es für sehr fragwürdig, Deutschland als Reiseziel Nummer eins zu bezeichnen, wenn das mit Sextourismus verbunden wird. Darauf können, wollen und dürfen wir nicht stolz sein. Ich freue mich, wenn wir im Rahmen der Änderung des Prostitutionsgesetzes hier – hoffentlich – einiges verändern.
Vielen herzlichen Dank fürs Zuhören.
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/3148232 |
Wahlperiode | 18 |
Sitzung | 18 |
Tagesordnungspunkt | Tourismuspolitischer Bericht (17. Wahlperiode) |