Antje LeziusCDU/CSU - Gerechte Entlohnung von Frauen
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! So viel Zeit muss sein: Ich darf den Landrat und einige Ortsbürgermeister aus meinem Wahlkreis Birkenfeld auf der Tribüne begrüßen. Herzlich willkommen!
(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)
Ein Aspekt, der zur Ungleichheit führt, ist die Berufswahl junger Frauen. In meiner ehemaligen Funktion als Vorsitzende des Frauennetzwerkes BPW in Wiesbaden habe ich festgestellt, dass es oft noch festgefügte Vorstellungen über die klassische Rollenverteilung in den Köpfen gibt. Hier müssen wir nach wie vor ansetzen und Förderprogramme wie zum Beispiel den Girls’ Day weiterhin hochhalten.
Ein weiteres Best-Practice-Beispiel ist hier die Fahrzeugbranche, die Ingenieure in die Schulen schickt, um Mädchen für technische Berufe zu gewinnen, und die Führungskräfte schult, um Verhaltensmuster und Vorurteile, die in vielen von uns stecken, zu hinterfragen und Diversity Management zur Selbstverständlichkeit werden zu lassen. Das ist eine konstruktive Art, mit diesen Problemen umzugehen.
(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)
Wir sagen jungen Frauen, dass sie selbstverständlich für technische Berufe geeignet sind und dass eine Berufstätigkeit als Anlagenmechanikerin oder Tischlerin genauso sinnstiftend ist und Freude bringen kann wie die Arbeit als Erzieherin oder Bürokauffrau.
Es gibt aber auch zahlreiche Frauen, die nicht voll arbeiten möchten, zum Beispiel weil sie mehr Zeit für ihre Familien haben wollen. Ein flexibler Arbeitsmarkt, den Sie immer gern kritisieren, funktioniert auch in die andere Richtung, nämlich mit maßgeschneiderten Arbeitsangeboten, die moderne Unternehmen heute für und mit ihren Mitarbeitern gemeinsam gestalten.
Wir trauen den Frauen mehr zu, als Sie es tun.
(Beifall bei der CDU/CSU)
An dieser Stelle zeigt sich wieder einmal die grüne Bevormundungspartei.
(Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Oh!)
Wir wollen Frauen, die ihre eigene Erwerbsbiografie besser planen, um ein Klebenbleiben in atypischen Arbeitsverhältnissen zu vermeiden. Dies geht freilich mit einer guten Ausbildung besser. Durch eine verstärkte Nutzung der dualen Teilzeitausbildung kann zum Beispiel fast 50 Prozent der jungen Mütter zwischen 16 und 25 Jahren ohne Berufsausbildung geholfen werden, sich eine Zukunft aufzubauen.
Gleichzeitig setzen wir auf ein gesellschaftliches Umdenken. So möchten 60 Prozent der jungen Paare und Familien Erwerbsarbeit partnerschaftlich umsetzen, aber nur 14 Prozent schaffen dies. Hier sind wir alle gefordert, die Ursachen von Erwerbsungleichheit im Sinne eines partnerschaftlichen Miteinanders zu beseitigen und echte Wahlfreiheit im Lebenslauf zu ermöglichen.
(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)
Schließlich wollen wir Frauen, die selbstbewusst ihre Anliegen vertreten. Dazu setzen wir neben geschlechtergerechter Berufswahl auch auf die individuellen Fähigkeiten der Frauen, ihre Bedürfnisse und Anliegen offensiv gegenüber ihren Arbeitgebern zu vertreten. Frauen können viel, trauen sich aber oft selbst wenig zu.
Wir werden in punkto Entgeltgleichheit gemeinsam mit den Tarifpartnern Muster struktureller Ungleichheit in Tarifverträgen diskutieren und beseitigen. Gleichzeitig werden wir uns konkret an Unternehmen wenden, um im Einvernehmen mit den Mitarbeitervertretungen Lohndiskriminierungen aufzuspüren und zu beseitigen. Wir halten diesen Weg für gangbarer als das von Ihnen geforderte Verbandsklagerecht. Wir vertrauen darauf, dass die Beteiligten ihr Unternehmen besser kennen und gemeinsam im Dialog mit Mitarbeitern und Tarifpartnern bessere Lösungen finden.
(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. André Hahn [DIE LINKE]: Hat auch immer gut geklappt bisher!)
Wir als Große Koalition sagen auch in aller Klarheit: Wir wollen gemeinsam mit der Wirtschaft etwas gegen den Fachkräftemangel tun. Dazu müssen wir weibliches Potenzial finden und fördern; denn die Betriebe können es sich gar nicht mehr leisten, auf gut ausgebildete Mitarbeiter, weibliche oder männliche, zu verzichten.
(Beifall bei der CDU/CSU)
In den Unternehmen kommt diese Erkenntnis mittlerweile verstärkt an. Laut „Unternehmensmonitor Familienfreundlichkeit 2013“ schätzen 80 Prozent der befragten Unternehmen das Thema Familienfreundlichkeit im Unternehmen als wichtig ein. 2003 waren es lediglich 47 Prozent. Sie sehen: Wir sind auf einem guten Weg. Allerdings dürfen wir hierbei auch die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Unternehmen nicht außer Acht lassen. Kleine Unternehmen müssen andere Anstrengungen vollziehen, um ihren Mitarbeitern maßgeschneiderte Lösungen, etwa in Form flexibler Arbeitszeitmodelle, zu bieten als große.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, unser Ziel ist es, den Equal Pay Day jedes Jahr am 1. Januar zu begehen. Das ist ein großes Ziel, aber ein erreichbares. Ich bin der Meinung, dass das allerdings nicht mit Verboten, sondern nur im ständigen und konsequenten Dialog geht. Da ist jede Frau gefordert, für sich und andere Frauen einzustehen und sich gegenseitig zu unterstützen.
Liebe Kolleginnen, gerne gebe ich allen Frauen mit auf den Weg: Die Decke ist gläsern, und ich gebe zu bedenken: Wie leicht bricht Glas.
(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)
Frau Kollegin, herzlichen Glückwunsch! Das war nicht nur Ihre erste Rede,
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/3234449 |
Wahlperiode | 18 |
Sitzung | 24 |
Tagesordnungspunkt | Gerechte Entlohnung von Frauen |