Petra Pau - Soziale Pflegeversicherung
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Besonders begrüßen möchte ich die Parlamentarische Staatssekretärin, Frau Widmann-Mauz. Für mich ist ihre Präsenz als Vertreterin der Regierung an einem Freitagnachmittag im Plenum des Deutschen Bundestages
(Elisabeth Scharfenberg [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Selbstverständlich!)
ein deutliches Zeichen dafür, welch hohen Stellenwert das Thema Pflege in der 18. Wahlperiode für die Koalitionsfraktionen hat.
(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Mechthild Rawert [SPD])
Die Deutschen sind heute weit über den Eintritt in den Ruhestand hinaus deutlich rüstiger, als es gleichaltrige Senioren vor einigen Jahrzehnten gewesen sind. Wir werden immer älter. Männer haben mittlerweile eine Lebenserwartung von 78 Jahren, Frauen von circa 83 Jahren. Das steigende Durchschnittsalter ist erfreulich, stellt unsere Gesellschaft jedoch vor immer größere Herausforderungen; denn die Zahl derjenigen, die auf Pflege bzw. Hilfe angewiesen sind, steigt ebenfalls stetig.
Mit Weitblick wurde bereits 1995 unter der Regie des damaligen CDU-Arbeitsministers Norbert Blüm die gesetzliche Pflegeversicherung eingeführt. Ziel war es, allen Bürgerinnen und Bürgern für den Fall der Pflegebedürftigkeit eine Basisabsicherung zu gewährleisten. Man legte sich damals ganz bewusst auf das Teilleistungsprinzip fest, um überbordende Beitragskosten zu vermeiden, die eine vollständige Absicherung des Pflegebedürftigkeitsrisikos mit sich gebracht hätte.
In der letzten Wahlperiode haben wir nun zum 1. Januar 2013 eine staatliche Förderung in Kraft gesetzt, die die Eigenvorsorge im Rahmen einer privaten Pflegezusatzversicherung unterstützt. Zum Beispiel erreichen auf diese Weise junge Menschen im Alter zwischen 20 und 40 Jahren mit einem Eigenbeitrag von 10 Euro monatlich und einer staatlichen Förderung von 5 Euro monatlich tendenziell deutlich mehr, als das Mindestsicherungsziel von 600 Euro in Pflegestufe III vorsieht. Im Idealfall sind dies bis zu 1 400 Euro über den Erstattungsbetrag hinaus, der bereits durch die gesetzliche Pflegeversicherung gezahlt wird.
Die Zahlen des Verbandes der Privaten Krankenversicherung sind eindeutig. Vor Einführung der staatlichen Förderung hatten circa 1,8 Millionen Menschen eine private Pflegezusatzversicherung. Seit deren Einführung sind bereits 500 000 neue Verträge abgeschlossen worden. Dies entspricht innerhalb kürzester Zeit einer Steigerung um 27 Prozent. Das heißt, der von uns bzw. von der Politik gesetzte Anreiz hat insofern die gewünschte Wirkung entfaltet, vielleicht nicht im gewünschten Maße, aber die Richtung ist vorgegeben. Wenn aktuell 1 600 Verträge pro Tag dazukommen, dann ist das doch ein Erfolg.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Diese Zahlen werden durch die aktuelle repräsentative Allensbach-Umfrage untermauert. In dieser wurden rund 2 000 Menschen zum Thema Pflege befragt. 60 Prozent der Befragten hielten eine staatlich bezuschusste private Pflegezusatzversicherung für eine gute Sache.
(Maria Michalk [CDU/CSU]: Immerhin!)
Was können wir aus den erwähnten Zahlen schließen? Die Bürgerinnen und Bürger verstehen, dass man ergänzend Eigenvorsorge betreiben muss. Vor diesem Hintergrund muss man die Basisversorgung sehen.
Die Fraktion Die Linke will mit ihrem Antrag die staatliche Förderung der ergänzenden privaten Pflegeversicherung stoppen und wünscht eine Rückabwicklung der 500 000 bereits abgeschlossenen Verträge. Des Weiteren fordern die Antragsteller langfristig einen Umbau der Pflegeversicherung zu einer „Vollkaskoversicherung“. Ich frage mich ernsthaft, wer das am Ende bezahlen soll.
Die Linke verschließt in diesem Zusammenhang aus meiner Sicht die Augen vor den anstehenden Herausforderungen, die sich uns aufgrund einer alternden Bevölkerung stellen. Besonders irritiert war ich, im Antrag der Linken Folgendes zu lesen – ich zitiere –:
Jetzt kommt der springende Punkt:
(Maria Michalk [CDU/CSU]: Das passt nicht zusammen!)
Das sehe ich völlig anders. Ich sehe es gerade als die soziale Komponente der staatlichen Förderung der ergänzenden privaten Pflegeversicherung an, dass auch Menschen mit Vorerkrankungen noch aktiv etwas tun können, um ihr persönliches Risiko einer Pflegebedürftigkeit finanziell abzusichern.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Die Linke möchte also gerade jenen die Möglichkeit der staatlich geförderten Eigenvorsorge nehmen, denen die geltende Regelung am meisten hilft.
Ich möchte den Antragstellern abschließend ein Zitat von Mahatma Gandhi mit auf den Weg geben. Es lautet wie folgt:
Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit bei meiner ersten Rede.
(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)
Kollege Schmelzle, Sie sagten es abschließend: Das war Ihre erste Rede im Deutschen Bundestag. Auch Ihnen alles Gute für Ihre weitere Arbeit!
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/3276784 |
Wahlperiode | 18 |
Sitzung | 27 |
Tagesordnungspunkt | Soziale Pflegeversicherung |