10.04.2014 | Deutscher Bundestag / 18. WP / Sitzung 30 / Tagesordnungspunkt 6

Reinhard BrandlCDU/CSU - Bundeswehreinsatz EUFOR RCA (Zentralafrik. Rep.)

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Vielen Dank, Herr Präsident. – Verehrte Kolleginnen und Kollegen! Die katastrophale humanitäre Situation in Zentralafrika, nahe am Völkermord, beschäftigt uns schon seit Monaten. Ich möchte nicht verhehlen, dass ich ebenso wie viele andere Kollegen in dieser Zeit hin- und hergerissen war von der Frage, ob und, wenn ja, wie wir den Menschen dort helfen können. Wir haben das auch innerhalb der CSU sehr intensiv diskutiert und abgewogen.

Auf der einen Seite war Zentralafrika bisher nicht im Fokus unserer Außenpolitik. Anders als zum Beispiel in Mali, im Südsudan oder im Sudan haben wir in dem Land relativ wenig Erfahrung, und wir haben auch kein detailliertes Lagebild.

Auf der anderen Seite kann die internationale Gemeinschaft auch nicht einfach zusehen, wenn sich ein Land Stück für Stück auf einen Völkermord zubewegt. Dann geht es auch nicht mehr darum, wer welche Interessen oder wer welche Erfahrung in welchem Land hat, sondern es geht dann ganz konkret darum, die Menschen vor Ort vor Mord, Totschlag, Plündereien und Vergewaltigungen zu schützen.

(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Die Vereinten Nationen, die Afrikanische Union und die Europäische Union mit Deutschland haben in den letzten Wochen um eine Lösung gerungen. Ich finde, sie haben auch vor dem Hintergrund der Entscheidung, die heute vor etwa einer Stunde im UN-Sicherheitsrat getroffen wurde, eine gute Lösung gefunden. Dort wurde die Einrichtung einer VN-Friedensmission, die die gesamte Bandbreite von zivilen und militärischen Instrumenten zur Krisenbewältigung abdeckt, beschlossen. Die Mission wird wesentlich von den Nachbarländern, also von Ländern der Afrikanischen Union, getragen. Sie wird unter anderem Folgendes zum Ziel haben: Schutz der Zivilbevölkerung, Entwaffnung, Wiedereinführung des Rechtsstaats, Wiederherstellung der territorialen Integrität, Einrichtung von humanitären Korridoren, Hilfe beim Wiederaufbau usw.

Bis diese VN-Mission aufwächst und tatsächlich in Gang kommt, wird die Europäische Union sechs Monate überbrücken, um die Bevölkerung zu schützen und die humanitäre Notlage abzumildern. Diese Überbrückungsmission ist nur ein Teil des Engagements der Europäischen Gemeinschaft, das auch humanitäre Entwicklungshilfe und Entwicklungszusammenarbeit beinhaltet.

Ich sehe gerade in der ersten Reihe unseren Entwicklungshilfeminister Müller. Er war vor etwa zehn Tagen in Zentralafrika, hat sich vor Ort ein Bild von der Lage gemacht

(Zuruf von der LINKEN: Demnach brauchen wir dort keine deutschen Soldaten!)

und hat Soforthilfe in Höhe von etwa 10 Millionen Euro für die Bereiche Nahrungsmittel, Wasseraufbereitung und Verbesserung der hygienischen Zustände zugesagt. Ich finde, auch das ist ein starkes Zeichen von Deutschland und dem BMZ.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. André Hahn [DIE LINKE]: Besser als Soldaten!)

Wir stimmen jetzt über den Beitrag der Bundeswehr zu dieser Überbrückungsmission ab. Es geht dabei im Wesentlichen um ein Flugzeug, sozusagen eine fliegende Intensivstation, das in Köln stationiert ist und im Falle des Falles, wenn es zu schweren medizinischen Notfällen vor Ort kommt, nach Bangui fliegt, dort etwa drei Stunden verbleibt und dann die Verletzten in Krankenhäuser bringt. Um solche Rettungsmaßnahmen zu koordinieren, werden wir einige Personen vor Ort, vor allem am Flughafen, einsetzen.

(Zuruf der Abg. Christine Buchholz [DIE LINKE])

Die Mandatsobergrenze liegt bei 80 Soldaten. Der Beitrag ist nicht groß, aber ohne diesen Beitrag wäre die gesamte Überbrückungsmission nicht zustande gekommen. Es ist nicht nur ein Beitrag Deutschlands und Frankreichs, sondern ein gemeinschaftlicher Beitrag der Europäischen Union. Ich möchte Ihnen einmal vorlesen, welche Länder ähnliche Beiträge wie wir zu dieser Mission leisten: Neben Deutschland und Frankreich sind es Portugal, Großbritannien, Schweden, Polen, Estland, Litauen, Lettland, Finnland, Griechenland, Georgien, Spanien, Luxemburg und Italien. Dazu kommt Einzelpersonal aus anderen Ländern.

Meine Damen und Herren, diese Mission ist ein starkes Zeichen dafür, dass die Europäische Gemeinschaft, wenn es um humanitäre Notlagen geht, zusammensteht und bereit ist, Verantwortung zu übernehmen.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)

Wir wollen einen Teil dieser Verantwortung übernehmen. Wir werden unseren Teil dazu beitragen. Deswegen bitte ich Sie jetzt gleich um Zustimmung zu diesem Mandat.

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Vielen Dank. – Es war noch eine Zwischenfrage des Kollegen Petzold angemeldet.

(Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Das geht ja jetzt nicht mehr! Der Redner ist ja gar nicht mehr da!)

Ich darf sagen: Wir haben auch noch ein bisschen Zeit,

(Volker Kauder [CDU/CSU]: Nein!)

und zwar deshalb, weil die akustische Information der Kolleginnen und Kollegen über die namentliche Abstimmung derzeit nicht hinreichend funktioniert. Wir brauchen also noch ein bisschen Zeit, um alle Kolleginnen und Kollegen davon in Kenntnis zu setzen, dass es jetzt gleich zur namentlichen Abstimmung kommt. Insofern sollte, denke ich, der Kollege Petzold seine Anmerkung noch machen dürfen.

(Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Der kann doch gar keine Frage mehr stellen! Es ist doch gar keiner mehr da! Wie soll denn das gehen? An wen denn? – Gegenruf des Abg. Dr. André Hahn [DIE LINKE]: Kurzintervention!)

Vielen Dank, Herr Präsident, auch wenn die Frage kein Lückenbüßer sein soll. – Ich möchte den Kollegen Brandl bitten, noch einmal darzustellen, wie ich mir vor dem Hintergrund der humanitären Hilfe, die geleistet werden soll, den Verwundetentransport vorstellen soll. Welche Personengruppen sollen denn tatsächlich transportiert werden? Wie viele Kinder und vor allen Dingen wie viele verwundete Frauen sollen von den Transporten tatsächlich erfasst werden?

Herr Kollege Brandl, wollen Sie dazu noch einmal Stellung nehmen?


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/3294329
Wahlperiode 18
Sitzung 30
Tagesordnungspunkt Bundeswehreinsatz EUFOR RCA (Zentralafrik. Rep.)
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