Rüdiger VeitSPD - Hilfe für Flüchtlinge aus Syrien
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Die heutige Debatte ist bemerkenswert. Ohne Zensuren verteilen zu wollen, möchte ich sagen, dass dieser Bundestag selten so einmütig im Ziel, zum Teil auch so leidenschaftlich und übereinstimmend diskutiert hat: ein wohltuender Auftakt von Bundesminister Müller und viele andere engagierte Beiträge.
(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)
Wenn ich jetzt hier noch etwas hinzufüge, dann deshalb, um das Manko des bisherigen Antrags aufzugreifen, das der Kollege Nouripour zu Recht erwähnt hat. Es fehlt eine klare Aussage in dem Antrag, was wir ganz konkret für die Aufnahme der syrischen Flüchtlinge in Deutschland tun sollen. Es wäre wünschenswert gewesen, wenn wir zugleich mit diesem eher außenpolitisch zentrierten Antrag auch dazu hier hätten eine Aussage treffen können.
(Beifall des Abg. Omid Nouripour [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])
Es wäre wünschenswert gewesen – wir sollten daran arbeiten und nicht nachlassen –, dass das ganze Haus in einem interfraktionellen Antrag auch hierzu etwas sagt, nicht nur zur Außenpolitik und nicht nur zur Entwicklungspolitik; denn ich erinnere daran: Die Aufnahme von Flüchtlingen ist eine gesamtstaatliche Aufgabe aller drei Ebenen: des Bundes, der Länder und der Kommunen. Alle hier vertretenen Parteien sind auch in Landesregierungen vertreten. Wenn wir uns also mit einer machtvollen Stimme gegenüber allen Landesregierungen Gehör verschaffen wollen, dann tun wir gut daran, alle politischen Kräfte dieses Hauses zu bündeln. Deswegen appelliere ich an Sie, dass wir auch bei der Frage der Aufnahme weiterer Flüchtlinge aus Syrien hier an einer gemeinschaftlichen Lösung arbeiten.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der Abg. Ulla Jelpke [DIE LINKE])
Die ist leider nicht so ganz einfach, sonst hätte sie vielleicht schon in diesem Antrag stehen können oder vielleicht Gegenstand eines innenpolitisch geprägten Antrags sein können. Es gibt Verwerfungen nicht nur innerhalb der Europäischen Union. Darauf ist mehrfach hingewiesen worden. Was sich die EU an der Stelle leistet, ist, wie Herr Bundesminister Müller gesagt hat, beschämend; ich füge hinzu: Es ist schändlich. Es ist gut und richtig, dass wir mit gutem Beispiel vorangehen.
Aber es gibt eben auch ein erhebliches Ungleichgewicht in der Bundesrepublik selber. Ganz vorne dabei mit Landesaufnahmeanordnungen und großzügiger Handhabung der sogenannten Verpflichtungserklärungen der Verwandten sind etwa Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und auch Baden-Württemberg. Einzelne andere Bundesländer liegen mit sehr kleinen Aufnahmezahlen weit hinten. Bayern ist mit einem eigenen Landesaufnahmeprogramm bisher überhaupt nicht beteiligt.
Ich sage das nicht, um zu schimpfen. Ich sage das, um dafür zu werben, dass auch in diesem Bundesland ein eigenes Landesaufnahmeprogramm aufgelegt wird. Dann können Bund und Länder gemeinsam überlegen, wie sie in einer geschickten Ergänzung und Verteilung der damit verbundenen Kosten und Lasten zu gemeinsamen Ergebnissen kommen. Im Endeffekt muss es natürlich heißen: Wir – gerade Deutschland, gerade auch als Vorbild – haben alle Veranlassung, auch historische Veranlassung, mehr zur Bewältigung dieser humanitären Katastrophe zu tun. Dazu reichen die bisherigen Zahlen in keiner Weise aus. Ich will hier bewusst trotzdem keine anderen konkreten Zahlen in den Raum stellen.
Ich würde mir sehr wünschen, dass es zu mehr Engagement kommt. Ich würde mir auch wünschen, dass wir zu einer gleichmäßigen Verteilung innerhalb Deutschlands kommen. Der Königsteiner Schlüssel hat sich hierfür schon in bester Weise bewährt. Vor allen Dingen würde ich mir wünschen, dass die Flüchtlinge, egal ob sie als Asylbewerber gekommen sind, ob sie über den Weg einer Landesaufnahmeanordnung oder über das Bundesprogramm gekommen sind, mit einem einheitlichen Status ausgestattet werden. Es wäre mein Appell, mein Wunsch, meine Bitte und zugleich meine Einladung, dass wir alle daran gemeinsam arbeiten.
Wir haben das schon einmal geschafft: Wir haben in einem einstimmigen Beschluss am 28. Juni des letzten Jahres nach einer Delegationsreise des Innenausschusses nach Griechenland und in die Türkei, bei der es auch um diese Flüchtlingsfragen ging, hier eine gemeinsame Position verabschiedet, die klar besagt hat: Wir verlangen mehr von Europa. Wir unterstützen das Bundesinnenministerium. Wir wollen insgesamt eine höhere Zahl an Aufnahmen von Flüchtlingen aus Syrien.
Das Problem hat sich seitdem, wohlgemerkt was die politische Diskussion angeht, nicht verändert und ist nicht kleiner geworden; das hat auch der heutige Tag gezeigt. Es ist in seiner menschlichen Dimension ganz erheblich angewachsen, bis hin zur, wie ich sage, größten humanitären Katastrophe, zumindest in der Zeit, die ich in der Politik aktiv bin und überblicke. Deswegen besteht umso mehr Veranlassung, hier zu einer einheitlichen Position zu kommen. Dafür werbe ich auch in Richtung meines Koalitionspartners, aber auch aller übrigen Beteiligten. Ich sichere noch einmal meine Unterstützung zu.
Danke für die Aufmerksamkeit.
(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Abschließende Rednerin in dieser Debatte ist die Kollegin Andrea Lindholz, CDU/CSU, der ich hiermit das Wort erteile.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/3390848 |
Wahlperiode | 18 |
Sitzung | 33 |
Tagesordnungspunkt | Hilfe für Flüchtlinge aus Syrien |