Rainer SpieringSPD - Epl 10 Ernährung und Landwirtschaft
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren! Vor allen Dingen liebe Schülerinnen und Schüler! Toll, dass Sie zu dieser Zeit hier noch aufpassen und mit dabei sind. Das finde ich ganz toll für dieses Hohe Haus.
(Heiterkeit bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)
Sehr geehrter Herr Minister Schmidt, Sie haben in Ihrer Rede eben davon gesprochen, Forschung bzw. gezielte Forschung hat einen Platz im Haushalt 2014/2015. In der Tat wird im landwirtschaftlichen Bereich eine halbe Milliarde Euro für Forschung freigesetzt. Ich möchte ein Thema ansprechen, mit dem ich mich, seitdem ich hier im Bundestag bin, beschäftige. Jetzt habe ich auch immer eine schöne, kleine Fibel über Bioökonomie dabei. Das ist ein Thema, welches mich sehr fasziniert. Ich möchte meine Rede als Appell verstanden wissen, Forschung gemeinsam über viele Häuser hinweg zu betreiben.
Deutschland macht sich auf den Weg. Mit der Nationalen Forschungsstrategie BioÖkonomie wollen wir optimale wirtschaftliche und politische Rahmenbedingungen für eine biobasierte Wirtschaft schaffen. Wir wollen eine Wirtschaft, die sektorübergreifend mit möglichst wenig fossilen Brennstoffen auskommt und naturbelassene Stoffe nutzt, dabei aber gleichzeitig neue, nachhaltig erzeugte Produkte und Dienstleistungen hervorruft und unsere weltweite Spitzenposition bei Innovation und Technologie sicherstellt. Dabei sollen ökonomisches Wachstum und ökologische Verträglichkeit Hand in Hand gehen.
(Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der CDU/CSU)
Für die Nationale Forschungsstrategie BioÖkonomie stehen bisher in den Haushalten des Bildungs- und Forschungsministeriums sowie des Landwirtschaftsministeriums respektable Summen zur Verfügung. Doch wir reden hier von einer nationalen Wirtschaftsstrategie, liebe Kolleginnen und Kollegen. So wurde aus meiner Sicht bei der Halbzeitkonferenz Bioökonomie in Berlin vor wenigen Wochen zu Recht festgestellt, dass dies eigentlich das ganze Kabinett angeht. Ich freue mich, dass sich besonders Bundesforschungsministerin Wanka und Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt diesem Thema persönlich gewidmet haben. Wer bei der Ausstellung und bei der Konferenz war, hat gesehen, welches unglaubliche Spektrum sich dort in Bezug auf naturbelassene Rohstoffe gezeigt hat und auch welche unglaubliche Produktionskette sich einstellen kann. Die Dimension ist für uns in vielen Bereichen überhaupt noch nicht absehbar.
Hierbei geht es nicht um den nachhaltig produzierten Dübel, liebe Kolleginnen und Kollegen, sondern um eine Veränderung der Ressourcenentwicklung und Materialströme. Wir wollen den Quantensprung einer deutlichen Verminderung des Einsatzes von Kohlenwasserstoffprodukten wie Öl und Gas hin zu nachhaltigen Materialien erreichen.
(Zuruf von der CDU/CSU: Sehr gut!)
– Danke! – Ich rede deshalb von Quantensprung, da wir beim Einsatz von nachhaltigen Ressourcen die gleiche Effizienz, den gleichen oder sogar einen besseren Wirkungsgrad als beim Einsatz fossiler Brennstoffe erreichen wollen. Sie alle wissen, glaube ich, dass wir, wenn wir über fossile Brennstoffe reden, mit maximalen Wirkungsgraden zwischen 40 und 45 Prozent – teilweise sind es 50 Prozent – rechnen. Wir haben aber immer mit 50 Prozent Verlusten zu rechnen. Das muss man, finde ich, wenn man nachhaltige Wirtschaft betreibt, immer deutlich sehen.
(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)
Wo liegen die Einsatzgebiete? Sie liegen zum Beispiel in der Lebensmittelindustrie. Diese bildet in Deutschland den viertgrößten Wirtschaftszweig und besteht vorwiegend aus kleinen und mittelständischen Unternehmen. Wie Sie alle wissen, sind mittelständische und kleine Betriebe Basis und Rückgrat der deutschen Wirtschaft. Insbesondere in den westlichen Industriestaaten zeichnet sich ein starker Trend hin zu biobasierten und nachhaltig produzierten Lebensmitteln ab. Dieser Entwicklung liegt eine extrem leistungsfähige Industrie zugrunde.
Die weltweit wichtigste Wertschöpfungskette reicht von der Energie- und Rohstoffgewinnung über die Verarbeitung bis hin zu den physiologischen und sozialen Konsequenzen unseres Konsumverhaltens. Allein in den USA werden innerhalb dieser Wertschöpfungskette jährlich mehr als 4 Billiarden Wattstunden eingesetzt. Man kann das auch umformulieren und von 4 mal 10 6 Gigawattstunden sprechen. Das ist die Einheit, mit der wir üblicherweise rechnen. Es handelt sich also um eine unglaubliche Energiemenge. Ich kann das auch anders formulieren: 15 Prozent des weltweiten Energievolumens werden in der Agrarwirtschaft verbucht. Das scheint eine sehr stichhaltige und konstante Zahl zu sein. Ich glaube, daran werden wir etwas ändern müssen. Wir werden effizienter werden müssen, und wir werden andere Mittel und Wege finden müssen, um diesen Energieverbrauch zu reduzieren.
(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)
Für die Kultivierung von Getreide, für die Viehzucht und für die Produktion landwirtschaftlicher Erzeugnisse werden Energie, Wasser und Nutzflächen benötigt. Eine Zahl: Für die Produktion eines Kilogramms Rindfleisch wird etwa das Zehnfache der Energie eingesetzt, die für die Produktion der gleichen Menge Brotweizen erforderlich ist. Daraus ergibt sich für uns, glaube ich, eine Konsequenz. – Da die Redezeituhr abläuft, werde ich es jetzt kurz machen.
Damit sich die Bioökonomie durchsetzen kann, muss die Performance stimmen. Es geht also um die Energiefrage im Ganzen, um die energetische Nutzung von Biomasse und damit auch um das diese Woche so heiß diskutierte EEG. Alles hängt mit allem zusammen.
Deswegen glaube ich: Die Bioökonomie braucht starke Partner. Biobasierte Wirtschaft ist eine Querschnittsaufgabe. Ich würde mich sehr freuen, wenn wir als Haus die Bereiche Wirtschaft und Umwelt mit einbeziehen würden und in der Kombination von vier starken Häusern genügend Energie freisetzen, um sich mit der Frage der Bioökonomie auseinanderzusetzen. Liebe Kolleginnen und Kollegen, haben wir Mut zur Zukunft, Mut zur Forschung und Mut zur Bioökonomie! Mit der Unterstützung der vier genannten Häuser und mit dem Einsatz, den Sie, Herr Schmidt, jetzt schon zeigen, bin ich mir sicher, wir können das leisten.
Herzlichen Dank.
(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)
Marlene Mortler erhält nun das Wort für die CDU/ CSU-Fraktion.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/3562241 |
Wahlperiode | 18 |
Sitzung | 41 |
Tagesordnungspunkt | Epl 10 Ernährung und Landwirtschaft |