24.06.2014 | Deutscher Bundestag / 18. WP / Sitzung 41 / Tagesordnungspunkt II.8

Marlene MortlerCDU/CSU - Epl 10 Ernährung und Landwirtschaft

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Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir reden heute über den zehntgrößten Haushalt innerhalb der Ressorts der Bundesregierung. Ich meine, 5,3 Milliarden Euro sind ein stolzer Betrag, ein Betrag, der gut angelegt ist. Er ist für mich aber noch mehr. Das sage ich nicht nur, weil ich vom Bauernhof komme, nicht nur, weil ich seit vielen Jahren in diesem Hause Agrarpolitik mache, sondern auch, weil für mich das Landwirtschaftsressort eines der absoluten Schlüsselressorts bei der Bewältigung der Herausforderungen des 21. Jahrhunderts ist.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)

Was erwartet uns in Zukunft? Ich freue mich, dass sich heute einige Kollegen mehr mit der Zukunft als mit der Vergangenheit beschäftigt haben. Uns erwartet eine wachsende Weltbevölkerung. 10 Milliarden Menschen, das ist die Zahl, die wir auf uns zukommen sehen. Uns erwartet eine noch viel schneller auf uns zukommende Nachfrage nach Lebensmitteln. Essgewohnheiten ändern sich. Immer mehr Menschen auf der Welt verfügen trotz aller Rückschritte und Wirren auf diesem Planeten über ein Mindestmaß an Wohlstand. Wir alle wollen, dass sich dieser Trend fortsetzt, auch auf dem Teller. Aber das sind nur zwei der entscheidenden Trends. Der dritte heißt Klimawandel. Ich habe noch kein vernünftiges Klimaschutzszenario gesehen, das ohne einen substanziellen Beitrag der Landwirtschaft auskommt.

(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Richtig!)

Wir brauchen die Biomasse schon heute als erneuerbaren Energieträger. Wir werden sie in Zukunft noch mehr brauchen – Klammer auf, Klammer zu –, trotz EEG. Ohnehin werden wir die Endlichkeit fossiler Ressourcen mehr und mehr zu spüren bekommen. Wir werden immer mehr auf die Güter der Natur angewiesen sein, ob als Baustoff, ob als Grundstoff in der chemischen Industrie oder als Blaupause unserer technischen Entwicklungen.

Die Landwirtschaft kann hier eine Schlüsselfunktion übernehmen, wenn man sie lässt. Der Bedarf steigt kontinuierlich, doch die Rahmenbedingungen werden nicht einfacher. Wir müssen davon ausgehen, dass für die landwirtschaftliche Produktion weltweit künftig nicht mehr, sondern weniger Flächen zur Verfügung stehen als heute. Natürlich will niemand, dass für die Äcker die letzten Regenwälder weichen und Steppenlandschaften gerodet werden. Deshalb lassen Sie mich an dieser Stelle zwei Dinge sagen.

Erstens. Ob Mensch und Natur in Frieden miteinander leben, ob Nachhaltigkeit funktioniert oder nur ein Modewort bleibt, ob Klimaschutz einmal wirklich zur Realität wird, das alles wird sich ganz wesentlich in ländlichen Räumen entscheiden, im Stall und auf dem Acker.

(Beifall bei der CDU/CSU – Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was macht die Bundesregierung dazu? Die Bundesregierung macht nichts dazu!)

Zweitens. Nachhaltigkeit wird es nicht ohne Fortschritt und Effizienz geben. Das kann vor dem Hintergrund der globalen Lage nicht funktionieren. Fruchtbare Ackerflächen sind eine der knappsten Ressourcen, die wir haben.

Deutschland hat das Glück, ein Gunststandort zu sein, gesegnet mit gutem Klima und guten Böden.

(Peter Bleser [CDU/CSU]: Und Wasser!)

– Und Wasser, Kollege Bleser. – Deshalb bitte ich alle, denen wirklich daran gelegen ist, die globalen Herausforderungen im Hinblick auf Ernährungssicherheit, Klimaschutz und auch Waldschutz zu bewältigen: Verharren Sie in der Agrarpolitik nicht in Naivität und rückwärtsgewandter Romantik!

(Beifall bei der CDU/CSU)

Wir haben eine Verantwortung, der wir uns stellen müssen. Das sind wir auch unseren Kindern schuldig.

(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, aber Sie machen doch gar nichts!)

Es geht um die Entwicklung neuer Produkte. Es geht um sinnvolles, umweltverträgliches Düngen. Es geht um fortschrittliche Bearbeitungsmethoden.

Jüngst konnte ich die Feldtage in Sachsen-Anhalt besuchen. Wer diese Feldtage erlebt hat – ich wünsche mir, dass ganz viele junge Menschen sie besuchen, weil sie dort einen ganz anderen Einblick in die Zusammenhänge bekommen und viel über die Zukunft lernen –, der setzt in Zukunft darauf, dass Deutschland ein weltweit führender Technologiestandort sein, bleiben bzw. werden muss. Dann, meine Damen und Herren, werden wir einen substanziellen Beitrag zur Lösung der weltweiten Ernährungsprobleme leisten und den Klimaschutz weiter voranbringen.

An genau dieser Stelle liegen die Ansichten in diesem Haus aber weit auseinander. Genau hier erkennen wir, wer sich wirklich für eine globale Bewältigung der Zukunftsherausforderungen einsetzt. Lieber Minister Christian Schmidt, ein herzliches Dankeschön, dass Sie in der Lage sind, über den sprichwörtlichen Tellerrand blicken!

Das, meine lieben Kolleginnen und Kollegen, zeigt auch der vorliegende Haushalt.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)

Ich finde es richtig, dass 70 Prozent des Agrarhaushaltes in die Agrarsozialpolitik fließen, weil es diese 70 Prozent sind, denen wir die starke und stabile Bauernschaft im Land verdanken; ich bin Berichterstatterin für dieses Feld und weiß genau um die Bedeutung jeder dieser Maßnahmen. Wir können diese 70 Prozent aber nur verantworten, weil wir weit über eine halbe Milliarde Euro für Nachhaltigkeit, Forschung und Innovation bereitstellen – ich wiederhole das gerne –, und das allein im Agrarhaushalt. Wie Sie wissen, werden auch über den Forschungsetat Maßnahmen finanziert, die für die Zukunftsfähigkeit unserer Landwirtschaft von großer Bedeutung sind.

Meine Damen, meine Herren, ich bitte Sie um Unterstützung einer Agrarpolitik, die erkennt, welche Schlüsselfunktion die Landwirtschaft in diesem Jahrhundert hat, die bereit ist, diese Verantwortung wahrzunehmen, und für die eben deshalb Fortschritt, Effizienz und Ertragssteigerung keine Schimpfworte sind und keine Feindbilder darstellen. Genau darum geht es. Aus diesem Grund bitte ich um Ihre Zustimmung zum Agrarhaushalt des Jahres 2014.

Ich danke Ihnen.

(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber Ihre Rede passt nicht zum Haushalt! Das ist das Problem!)

Bevor ich das Rednerpult verlasse, möchte ich noch einen herzlichen Glückwunsch sagen – ich hoffe, man hat es mir gerade richtig zugeflüstert; ich habe auch noch etwas Redezeit, Herr Präsident –, und zwar dem Kollegen Johann Saathoff zum heutigen Namenstag. Ist er noch da?

(Heiterkeit und Beifall – Zurufe von der SPD: Na klar! – Er redet gleich sogar noch!)

– Genau, als letzter Redner der Debatte.

Der Kollege Saathoff erhält nun zum Abschluss und als Höhepunkt der heutigen Haushaltsdebatte das Wort. – Bitte schön.

(Heiterkeit – Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Franz Josef Jung [CDU/CSU]: Es ist im wahrsten Sinne des Wortes Johannisnacht!)


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/3562244
Wahlperiode 18
Sitzung 41
Tagesordnungspunkt Epl 10 Ernährung und Landwirtschaft
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