Daniela LudwigCDU/CSU - Wirtschaft und Energie
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir haben sehr viel über unterschiedlichste Wirtschaftsbranchen gehört, die für die Bundesrepublik überlebensnotwendig sind und deren Funktionieren für die Bundesrepublik lebensnotwendig ist. Ein Bereich wurde dankenswerterweise von dem Kollegen Held – leider nur von ihm – erwähnt. Es ist jetzt meine Aufgabe, eine der wichtigsten Branchen mit einer Wertschöpfung von 100 Milliarden Euro im Jahr und fast 3 Millionen Beschäftigten in Deutschland ein bisschen in den Fokus zu rücken. Das ist der Tourismus in unserem Land, der sehr, sehr wichtig ist.
(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Marcus Held [SPD]: Endlich!)
Die 3 Millionen Beschäftigten in diesem Bereich sind überwiegend in kleinen und mittleren Unternehmen tätig. Das ist deshalb von Bedeutung, weil diese kleinen und mittleren Unternehmen nicht einfach auswandern können, wenn wir Rahmenbedingungen schaffen, die nicht gut sind. Sie sind uns sozusagen ausgeliefert. Umso wichtiger ist, dass wir von bundespolitischer Seite die Rahmenbedingungen für unsere deutsche Tourismusbranche so gut wie möglich halten.
Die Bundesregierung wird noch in dieser Legislaturperiode – ich denke, in Kürze, Herr Minister; so sind wir jedenfalls im Ausschuss verblieben – ein Konzept für den Kulturtourismus auflegen. Sie werden sich denken: Warum ist das so wichtig? Wir sind doch im Städtetourismus führend in Europa. – Ja, das sind wir. Wenn wir aber schon einmal die Touristen in unseren Städten haben – kein anderes Land in Europa hat so viele kulturell wertvolle Stätten wie Deutschland –, sollten wir die Chance nutzen und sie aus unseren Städten in die ländlichen Regionen locken; denn auch dort verbirgt sich noch sehr viel Wertschöpfung. Da können wir noch etwas tun. Gerade Regionen, die wirtschaftlich nicht so stark aufgestellt sind, wohl aber über wertvolle Landschaften verfügen, müssen wir die Chance eröffnen, noch mehr Tourismus zu ermöglichen. Ich bin sehr dankbar, dass wir dies in Zusammenarbeit mit dem dafür zuständigen Bundeswirtschaftsministerium tun werden.
(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Andreas Mattfeldt [CDU/CSU]: Sehr kluge Worte!)
Es gibt allerdings Bausteine, die für das Funktionieren des Tourismus unerlässlich sind. Ganz oben steht eine nachhaltige Entwicklung des Tourismus. Umweltverträglichkeit wird auch in Zukunft ein großes Stichwort sein. Natürlich kommen die Menschen auch zu uns, um Natur zu genießen. Wenn wir die Natur schädigen, der Flächenverbrauch zu hoch ist und das Wasser in unseren Seen nicht mehr die wünschenswerte Qualität hat, dann wird der Tourismus sehr bald sterben.
Ein weiteres Thema ist – darüber debattieren wir sehr oft – die Erreichbarkeit unserer touristischen Regionen. Wie gesagt, die Städte sind relativ gut erreichbar. Will man aber darüber hinaus irgendwohin, wird es schwierig, egal welchen Verkehrsträger man nimmt. Das heißt, wir werden beim Erstellen des neuen Bundesverkehrswegeplans darauf achten müssen, dass touristisch wertvolle Regionen nach wie vor mit unterschiedlichen Verkehrsträgern erreicht werden können. Das ist eine ganz große Herausforderung, der wir uns zu stellen haben.
(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)
Natürlich spielt es eine Rolle, ob WLAN in der jeweiligen Tourismusregion nutzbar ist. Weiterhin spielt es eine große Rolle, ob die Verkehrsträger, die Hotels und die touristischen Angebote barrierefrei sind. Wir wollen Familien und älteren Menschen Reisen ermöglichen. Wir wollen im Tourismus aber auch Inklusion fördern; denn behinderte Menschen haben das gleiche Recht wie wir nicht so stark Gehandicapten, dorthin zu reisen, wohin sie wollen. Auch hier gibt es große Herausforderungen, deren Bewältigung wir von Bundesseite mit der Setzung entsprechender Rahmenbedingungen erfolgreich begleiten können.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Ein weiterer Punkt ist der Fachkräftebedarf. Wir alle haben den Anspruch, in unserem Urlaub oder zum Beispiel heute Abend, wenn wir frei haben und Fußball schauen,
(Marcus Held [SPD]: Dienstlicher Termin!)
von motiviertem, gut ausgebildetem Personal unterstützt zu werden. Da spielt die Entlohnung natürlich eine Rolle. Des Weiteren muss wahrscheinlich das Berufsbild in der Gastronomie deutlich überarbeitet werden. Für mich spielt allerdings die Frage nach der Anerkennung die größte Rolle: Wie gehen wir mit den Menschen um, die im Dienstleistungsbereich arbeiten? Schätzen wir es, dass sie gut ausgebildet und freundlich sind und dass sie unser Land bei ausländischen Touristen repräsentieren? Ich glaube, hier haben wir noch ein Stück weit Nachholbedarf, für dessen Deckung ich hier werben möchte. Auch das ist eine Aufgabe, der wir uns stellen müssen.
(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)
Zuletzt möchte ich der Deutschen Zentrale für Tourismus herzlich danken. Sie ist sozusagen unser Werbefachmann im Ausland und unterstützt die Bewerbung Deutschlands überall dort, wo wir wahrgenommen werden. Wir sind davon abhängig, dass die Menschen zu uns kommen. Die DZT plant die Errichtung eines Büros in Brasilien erst im Jahr 2017. Im Moment haben wir einen anderen Werbeträger in Brasilien. Das ist unsere deutsche Nationalmannschaft.
(Beifall bei der CDU/CSU – Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Hoffentlich noch lange!)
Bevor die DZT es macht, machen es hoffentlich unsere Fußballer heute Abend.
Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag. Vergessen Sie mir den Tourismus nicht!
Vielen herzlichen Dank.
(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)
Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich schließe die Aussprache.
Wir kommen zur Abstimmung über den Einzelplan 09 – Bundesministerium für Wirtschaft und Energie – in der Ausschussfassung. Hierzu liegt ein Änderungsantrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen vor, über den wir zuerst abstimmen. Wer stimmt für diesen Änderungsantrag auf Drucksache 18/1854? – Bündnis 90/Die Grünen und die Linke. Wer stimmt dagegen? – Die Koalitionsfraktionen. Wer enthält sich? – Niemand. Damit ist der Änderungsantrag mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen abgelehnt.
Wir kommen nun zur Abstimmung über den Einzelplan 09 in der Ausschussfassung. Wer stimmt dafür? – Das sind die Koalitionsfraktionen. Wer stimmt dagegen? – Bündnis 90/Die Grünen und die Linke. Wer enthält sich? – Niemand. Damit ist der Einzelplan 09 mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen angenommen worden.
Ich rufe jetzt den Tagesordnungspunkt II.15 auf:
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/3566827 |
Wahlperiode | 18 |
Sitzung | 43 |
Tagesordnungspunkt | Wirtschaft und Energie |