Tobias LindnerDIE GRÜNEN - Haushaltsgesetz 2014
Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! In Haushaltsdebatten geht es gewöhnlich um Zahlen. Die Zahl, die wir im Laufe dieser Woche vor allem von den Kollegen der CDU/CSU am häufigsten gehört haben, war 6,5 Milliarden Euro. Die Koalition feiert sich. Sie haben alles gegeben und noch tief bis in die Bereinigungsnacht gesucht, um am Ende, wenn ein Strich gezogen wird, egal wie auf 6,5 Milliarden Euro Neuverschuldung zu kommen.
Sie haben weder nach rechts noch nach links und vor allem nicht nach unten geschaut. Denn hätten Sie nach unten geschaut, dann hätten Sie eines gemerkt: Ihr Haushaltsentwurf ist auf Sand gebaut. Sie unternehmen eine Geisterfahrt: Sie rechnen mit 800 Millionen Euro fiktiven Steuereinnahmen. Man kann über Prognosen, vor allem, wenn sie weiter die Zukunft betreffen, vielleicht unterschiedlicher Meinung sein. Aber eines werden Sie nicht erklären können: Wie kam es, dass Sie am Montag, als Sie den Einzelplan 60 beraten haben, noch die korrekten Werte der Steuerschätzung zugrunde gelegt haben, und dann in der Nacht der Bereinigungssitzung um 0.30 Uhr auf einmal einen Geistesblitz hatten? Ohne Vorankündigung fallen 800 Millionen Euro fiktive Steuereinnahmen wie Manna vom Himmel. Das ist alles andere als seriös.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zuruf von der CDU/CSU: Das haben Blitze so an sich, dass sie sich nicht vorher ankündigen!)
Nein, liebe Kolleginnen und Kollegen von der Union und der SPD, Sie haben in dieser Nacht nach einem Strohhalm gesucht. Sie alle hätten sich, wenn es geholfen hätte, eine Glatze wie Steffen Kampeter zugelegt, nur um das Ziel von 6,5 Milliarden Euro zu erreichen, egal ob oder wie Sie für etwas eintreten. Das ist alles andere als seriös.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Sie haben aber nicht nur nicht nach unten geschaut und den Treibsand unter Ihrem Haushaltsentwurf nicht entdeckt. Nein, Sie haben auch nicht nach links und rechts und vor allem nicht nach vorne geschaut. Sie sind verkrustete Strukturen nicht angegangen. Sie haben sich keine Gedanken darüber gemacht, welche Subventionen man streichen kann. Vor allem haben Sie Förderprogramme und Investitionshilfen nicht konsequent auf den Mittelstand, der sie braucht, ausgerichtet.
Wir Grüne haben in diesen Haushaltsberatungen eines deutlich gemacht: Wir halten die Grenze von 6,5 Milliarden Euro bei der Neuverschuldung ein. Aber wir blicken dabei nach vorne. Wir haben Ausgaben priorisiert. Wir haben Subventionen gekürzt. Wir haben uns bei den Einnahmen Gedanken über einen besseren und effizienteren Steuervollzug gemacht. Zudem muss die Abgeltungsteuer wieder abgeschafft werden. Eine pauschale Besteuerung in Höhe von 25 Prozent ist im Zeitalter des Informationsaustausches nicht mehr notwendig.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Vor allem haben wir eines mit unseren Anträgen gezeigt: Wir haben gezeigt, dass man bei einer Nettokreditaufnahme von 6,5 Milliarden Euro mit einer grünen Null Schwerpunkte zugunsten von mehr Bildung und Forschung, mehr Teilhabe, Energie und Klima setzen kann und beispielsweise weniger Geld in Rüstungsprojekte investiert. Das ist ein Haushalt, der nachhaltig finanziert, sozial gerecht und vor allem auf die Zukunft ausgerichtet ist.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Die mehreren Hundert Seiten Papier, die Sie vorgelegt haben, sind dagegen ein in Zahlen gegossener Beweis einer mutlosen Politik. Nein, zukunftsfähige Haushaltspolitik geht anders. Grüne Haushaltspolitik steht für finanzielle Nachhaltigkeit, Zukunftsorientierung und soziale Gerechtigkeit.
Ich danke Ihnen.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Vielen Dank, Herr Dr. Lindner, vor allem weil Sie es geschafft haben, Ihre Redezeit auf die Sekunde genau einzuhalten.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Nächster Redner ist der Kollege Carsten Körber, CDU/CSU.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/3570771 |
Wahlperiode | 18 |
Sitzung | 44 |
Tagesordnungspunkt | Haushaltsgesetz 2014 |