03.07.2014 | Deutscher Bundestag / 18. WP / Sitzung 46 / Tagesordnungspunkt 5

Kirsten LühmannSPD - Ausbau des schnellen Internets

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Frau Präsidentin! Liebe Kollegen! Liebe Kolleginnen! WLAN in Zügen stand am Anfang. Aber das ist nicht das wichtigste Ziel, das wir uns mit unserer Breitbandstrategie vornehmen. Als regelmäßige Bahnfahrerin weiß ich natürlich, wie nervig es ist, wenn ich Mails und Anhänge nicht öffnen kann, weil die Übertragung stockt. Aber im Zug ist das nur eine Frage von wenigen Reisestunden. Zu Hause ist eine solche Situation oft von Dauer. Das betrifft in Deutschland immer noch viele Menschen und auch viele Unternehmen insbesondere in ländlichen Räumen. Diesem Zustand wollen wir abhelfen, liebe Kollegen und Kolleginnen. Deshalb legen wir Ihnen heute diesen hervorragenden Antrag vor.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Wer wie ich in einer ländlichen Region zu Hause ist, kennt die Problematiken aus nächster Nähe. In meinem Heimatort gibt es zum Beispiel einen Elektronikfachmarkt, der täglich erhebliche Datenpakete transportieren muss und das aufgrund der nur wenigen zur Verfügung stehenden Frequenzen in der normalen Geschäftszeit gar nicht mehr abwickeln kann. Es ist abzusehen, dass er irgendwann die Wettbewerbsfähigkeit verliert und im schlimmsten Fall sogar schließen muss. Das bedeutet nicht nur den Verlust von Arbeitsplätzen, sondern das bedeutet auch, dass seine Kunden und Kundinnen mindestens 30 Kilometer bis in das nächste Mittelzentrum fahren müssen. Dass solche Unternehmen vor Ort bleiben, ist nicht nur im Interesse der betroffenen Menschen, die ihren Wohnort nicht aufgeben wollen, sondern es ist auch im Interesse der Kommunen, die den Wirtschaftsstandort erhalten müssen.

Die Digitalisierung des Alltags ist bereits weit vorangeschritten. Keiner von uns hier wird mehr denken, dass eine gute Internetverbindung nur für Nerds von Interesse ist, die den ganzen Tag im abgedunkelten Zimmer „World of Warcraft“ spielen.

(Heiterkeit der Abg. Tabea Rößner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

Die schnelle Breitbandverbindung wird auch im Alltag von Privatmenschen immer wichtiger. Ob ich nun im Rahmen des E-Governments einen Antrag bei meinem Meldeamt abwickeln will, ob ich eine Anzeige bei der Polizei aufgeben will, ob ich eine ärztliche Online-Sprechstunde in Anspruch nehmen will oder ob ich mich als Bürgerin an einem Dialog zu einem Bauprojekt beteiligen will, für all das brauche ich guten Zugang zum Internet. Den werden wir schaffen.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Ein gut ausgebautes Internet ist für die Entwicklung einer Region heutzutage genauso wichtig wie ein gut ausgebautes Straßen- oder Schienennetz. Deshalb haben wir uns zum Ziel gesetzt, dass wir bis 2018 flächendeckend ein schnelles Internet verfügbar machen. Es wurde mehrfach gesagt: Wir haben uns ein hohes Ziel gesetzt, aber, liebe Kollegen und Kolleginnen, wir werden dieses Ziel auch erreichen.

(Tabea Rößner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wollen wir es hoffen!)

Der Antrag, den wir heute vorgelegt haben, stellt ausführlich dar, wie wir das machen.

Ich fasse die wichtigen Ziele noch einmal in zwei Punkten zusammen. Wir brauchen eine gezielte, effiziente Förderung des Breitbandausbaus in dünnbesiedelten Regionen. Denn dort wird es wegen der mangelnden Wirtschaftlichkeit, die ja mehrfach angesprochen wurde, nicht allein der Markt regeln. Außerdem brauchen wir flankierende Maßnahmen – das ist der zweite Punkt, den wir sehr schnell umsetzen müssen –, mit denen der Ausbau beschleunigt wird, wie zum Beispiel Erleichterungen für alternative Kabelverlegungen. Dazu ist es von großer Bedeutung, dass wir mit den Ländern und Kommunen eng zusammenarbeiten. Die Kommunen sind in dieser Frage unsere Partner; denn sie profitieren am meisten davon. Ich hatte es bereits erwähnt.

Das betrifft unter anderem die Abstimmung von Förderprogrammen, die wichtig ist, damit wir mit dem Einsatz von Fördermitteln einen maximalen Effekt erzielen können. Es gibt bei Kommunen ganz unterschiedliche Voraussetzungen, zum Beispiel im Hinblick auf die Eigenanteile, die die Kommunen bei den Förderprogrammen leisten müssen, oder im Hinblick auf Bürgschaftsverpflichtungen, was insbesondere für Kommunen mit Haushaltsnotlagen von Bedeutung ist. Wenn zum Beispiel eine Kommune bei Tiefbauarbeiten keine Leerrohre mit verlegen darf, weil das unter dem Gesichtspunkt der Haushaltssicherung eine unzulässige Zusatzinvestition ist, dann steht diese Regelung nicht nur unserem Ziel des schnellen Breitbandausbaus entgegen, sondern sie ist auch unwirtschaftlich, weil der Erdboden nämlich später ein zweites Mal teuer aufgebuddelt werden muss. Das ist sinnlos.

(Beifall bei der SPD und der LINKEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Aus meiner Sicht sollten wir daher die Länder und Kommunen auch bei der Netzallianz mit ins Boot nehmen. Ich sagte schon: In dünnbesiedelten Regionen sind es gerade die Kommunen, die das Projekt Breitbandausbau inzwischen in die eigene Hand nehmen. Schließlich wird es auch darauf ankommen, die Förderprogramme in ausreichendem Maße finanziell auszustatten.

Auch ich halte es deshalb für erforderlich, dass wir uns den Einnahmen aus der Neuvergabe der Frequenzen widmen. Hier wurde ja sehr lange und ausführlich über den Frequenzbereich von 700 Megahertz und über die Schwierigkeiten gesprochen. Aber es gibt daneben die Bereiche von 900 und 1 800 Megahertz, die wir wesentlich früher und einfacher vergeben können. Ich denke, dass sich der Verkehrsminister in Zusammenarbeit mit dem Finanzminister unseren Bemühungen, Gelder für die Lösung dieses Problems zu generieren, anschließen wird.

(Beifall bei der SPD)

Abschließend: Investitionen in den Breitbandausbau sind gut angelegte Gelder. Denn eine Breitbandversorgung ist Grundlage für das Erreichen von zwei ursozialdemokratischen Zielen: die gesellschaftliche Teilhabe und das wirtschaftliche Wachstum. In diesem Sinne: Packen wir es an!

Danke schön.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Als nächstem Redner erteile ich das Wort dem Abgeordneten Dieter Janecek, Bündnis 90/Die Grünen.


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/3594635
Wahlperiode 18
Sitzung 46
Tagesordnungspunkt Ausbau des schnellen Internets
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