11.09.2014 | Deutscher Bundestag / 18. WP / Sitzung 51 / Einzelplan 10

Jeannine PflugradtSPD - Ernährung und Landwirtschaft

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Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Gäste! Genauso wie bei der Kollegin Binder und bei der Kollegin Landgraf bezieht sich auch der Schwerpunkt meiner Rede auf die gesunde Ernährung. Von daher habe ich sehr wohlwollend zur Kenntnis genommen, Herr Minister Schmidt, dass auch Ihnen die gesunde Ernährung sehr am Herzen liegt; das freut mich.

Nur 2 Prozent des Gesamtetats von rund 5,3 Milliarden Euro des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft für das Haushaltsjahr 2015 entfallen auf den Einzelbereich „Gesundheitlicher Verbraucherschutz und Ernährung“. Allein davon gehen 83,9 Millionen Euro an das Bundesinstitut für Risikobewertung. Gerade einmal 16 Millionen Euro stehen dem Bereich „Ernährung und Verbraucherinformation“ zur Verfügung. Das sind wiederum 800 000 Euro weniger als noch in diesem Haushaltsjahr, obwohl uns allen in diesem Hause die Bedeutung einer ausgewogenen und gesunden Ernährung bewusst sein sollte.

Besorgniserregend erscheint das Ernährungsverhalten der Kinder. Vor allem nach der Einschulung geht bei vielen Kindern die Gewichtskurve zu steil nach oben. Die Studie des Robert-Koch-Instituts KiGGS zeigt, dass ab der ersten Klasse immer mehr Kinder übergewichtig werden. Besonders in den Jahren nach Schulbeginn steigt der Anteil von 9 auf 15 Prozent. Der Anteil adipöser Kinder verdoppelt sich sogar auf 6,4 Prozent. Die Betroffenen leiden nicht nur an körperlichen Folgen wie erhöhtem Risiko für Diabetes, Bluthochdruck oder Rücken- und Gelenkproblemen, sondern oft auch unter seelischen Schwierigkeiten wie einem geringen Selbstwertgefühl oder Mobbing.

(Beifall bei der SPD)

Nur in jeder dritten Kita gibt es laut einer Studie der Bertelsmann Stiftung von diesem Jahr gesundes sowie ausgewogenes Essen. Die Kitaverpflegung muss der Schulverpflegung deswegen in allen Belangen gleichgestellt werden. Der Bund sollte darüber nachdenken, über das Jahr 2016/2017 hinaus die Mittel für die Vernetzungsstellen Schulverpflegung zu verstetigen sowie aufzustocken, um den Mehraufwand für die Unterstützung von Kitaverpflegung auszugleichen,

(Beifall bei der SPD)

da diese einen Part der gesamtgesellschaftlichen Aufgabe hinsichtlich Prävention und Ernährungsbildung übernehmen. Ausreichend freie Mittel stehen hierfür zur Verfügung.

Gesunde Essgewohnheiten von klein auf sind enorm wichtig, vor allem als Grundlage für einen gesunden Lebensstil. Obst und Gemüse sind dabei unentbehrlich für eine vollwertige und ausgeglichene Ernährung.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)

Ein hoher Verzehr von Obst und Gemüse hat eine positive Wirkung in der Vorbeugung zahlreicher Erkrankungen; das darf man nicht vergessen. Nach Erfahrungen in anderen Ländern haben gesunde Snacks und Getränke in Schulen den gewünschten Einfluss auf das Ernährungsverhalten der Schüler. Je öfter den Schülern und Schülerinnen frisches Obst, Gemüse und Salat angeboten werden, desto häufiger greifen sie natürlich auch zu. Dementsprechend unterstütze ich weiterhin die Bemühungen des Bundes, das EU-Schulfruchtprogramm in allen Bundesländern zu etablieren sowie kozufinanzieren.

(Beifall bei der SPD)

Ich appelliere an dieser Stelle erneut an alle Bundesländer, die sich noch nicht beteiligen, die von der EU- Kommission bereitgestellten Mittel völlig auszuschöpfen. Natürlich begrüße ich auch, dass der Nationale Aktionsplan „IN FORM“ mit einer gleichbleibenden Summe von 9,3 Millionen Euro im Jahr 2015 gefördert wird. Mit dem Nationalen Aktionsplan soll erreicht werden, dass Erwachsene gesünder leben, Kinder dementsprechend gesünder aufwachsen und von einer höheren Lebensqualität und einer gesteigerten Leistungsfähigkeit in Bildung, Beruf sowie Privatleben profitieren. Dieser Aktionsplan ist erst einmal bis zum Jahr 2020 angelegt.

Am Ende möchte ich mich ebenfalls noch für eine Förderung des Forschungsinstituts für Kinderernährung in Dortmund vor allem durch den Bund einsetzen.

In Kapitel 1005 Titel 554 31 des Haushaltsentwurfes 2015 heißt es, es stünden für die laufende Legislaturperiode rund 1 Million Euro mehr für Forschung und Entwicklung zur Verfügung. Diese zusätzlichen Mittel sollen insbesondere zur Finanzierung von bereits initiierten Studien zum Ernährungsverhalten von Kindern und Jugendlichen eingesetzt werden. Das macht dieses Institut. Ich denke, das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft sollte noch einmal überprüfen, ob man davon nicht die gewünschten 350 000 Euro für das Forschungsinstitut für Kinderernährung bereitstellen könnte.

(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Eine langfristige Konzeption von Prävention und Ernährungsbildung bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen erfordert die Konzentration aller föderaler Ebenen. Die finanzielle Mitwirkung des Bundes halte ich dabei für unverzichtbar.

Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Der Kollege Cajus Caesar hat für die CDU/CSU- Fraktion das Wort.

(Beifall bei der CDU/CSU)


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/3856116
Wahlperiode 18
Sitzung 51
Tagesordnungspunkt Ernährung und Landwirtschaft
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