Herzlich willkommen, Frau Präsidentin! Wir haben schon engagiert debattiert. Sie haben eine gute Debatte erwischt, bei der Sie uns jetzt wahrscheinlich auch noch sicher durch die letzten Minuten führen werden.
Dann kommt es jetzt auch auf Sie an.
Ich werde mir Mühe geben. – Liebe Kolleginnen und Kollegen! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Frau Kollegin, ich bin Ihnen dankbar dafür, dass Sie die Freiwilligendienste angesprochen haben. Dafür stellen wir einen Riesenbatzen in unserem Haushalt zur Verfügung. Diese Mittel investieren wir gerne und auch gut. Wir sind gerne bereit, für das Freiwillige Soziale Jahr, das Freiwillige Ökologische Jahr und den Bundesfreiwilligendienst Geld auszugeben; denn wir sind dankbar für die jungen Menschen, die sich für unsere Gesellschaft engagieren. Herzlichen Dank an die jungen Menschen!
(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)
Ich finde es auch gut, es so zu machen, wie wir es im Koalitionsvertrag miteinander vereinbart haben. Meines Erachtens sollten wir keine großen Strukturdebatten darüber führen, ob wir einen Bundesfreiwilligendienst brauchen oder nicht und ob die Jugendfreiwilligendienste besser sind oder nicht;
(Abg. Kordula Schulz-Asche [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN] meldet sich zu einer Zwischenfrage)
denn meist bietet ein Träger sowohl die Jugendfreiwilligendienste als auch den Bundesfreiwilligendienst an, und die Menschen, die das – –
Ich wollte Sie eigentlich ausreden lassen, um Sie dann zu fragen, lieber Kollege Rix: Erlauben Sie eine Zwischenfrage oder Zwischenbemerkung der Kollegin Schulz-Asche?
(Steffen Kampeter, Parl. Staatssekretär: Er wartete schon sehnsüchtig auf die Verlängerung der Redezeit!)
Ich habe schon sehnsüchtig darauf gewartet, von meiner Rede in die Antwort überzuleiten.
Ja oder nein?
Ja.
Gut. – Bitte, Frau Schulz-Asche.
Herr Kollege, wie bewerten Sie, dass die Staatsministerin an die freien Träger geschrieben hat, es sei grundsätzlich infrage zu stellen, ob die freien Träger überhaupt in der Lage seien, neutrale Bildungsangebote im politischen Bereich anzubieten? Das ist doch wirklich ein Schlag ins Gesicht der vielen freien Träger, die in Freiwilligendiensten seit Jahrzehnten sehr bewährte Arbeit auch im Bereich der politischen Bildung leisten.
Frau Kollegin, so, wie ich dieses Schreiben verstanden habe, macht sie nur deutlich, dass politische Bildung genauso wie durch die freien Träger auch durch den Staat erfolgen kann. Deshalb ist es auch gut und sinnvoll, dass wir die staatlichen Schulen weiterhin fördern.
(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)
Ich wollte aber Folgendes sagen: Es ist gut, dass wir im Moment keine Strukturdebatten führen, ob das eine besser ist als das andere; denn große Träger wie die Arbeiterwohlfahrt, die Deutsche Sportjugend und andere Organisationen behandeln die Freiwilligen vor Ort in den Einsatzstellen gleich. Ich halte es für sehr wichtig, dass die jungen Menschen, die sich engagieren, auch gleiche Rahmenbedingungen vorfinden. Daran können wir an der einen oder anderen Stelle noch arbeiten.
Ich bin auch für eine Stärkung des Trägerprinzips. Außerdem bin ich dafür, noch stärker dafür zu sorgen, dass die jungen Menschen, wenn sie denn vor Ort sind, eine bessere Anerkennungskultur vorfinden. Das können wir aber nicht gesetzlich regeln. Da müssen wir vielmehr moderierend einwirken. Wir sollten mit der Deutschen Bahn und mit der GIZ noch einmal über Verbesserungen im Bereich der Anerkennungskultur für die jungen Menschen sprechen. Insoweit sind wir, was die Freiwilligendienste angeht, auf einem sehr guten Weg.
(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)
Auch was die Mehrgenerationenhäuser angeht, sind wir auf einem sehr guten Weg. Für die Weiterführung gibt es nämlich genügend Konzepte, Frau Kollegin. Sie wollen jetzt noch abwarten und das Geld nicht bereitstellen, weil nach Ihrer Ansicht keine geeigneten Konzepte vorliegen. Das sehe ich anders. Wenn Sie tatsächlich Mehrgenerationenhäuser besucht hätten, wüssten Sie, dass sie das Geld dringend brauchen. Es gibt gute Konzepte, die unbedingt weitergeführt werden müssen. Dort findet eine Teilhabe von Seniorinnen und Senioren sowie der jungen Generation statt. Daher bin ich dem Haushaltsausschuss sehr dankbar dafür, dass er den Beschluss zur Weiterfinanzierung der Mehrgenerationenhäuser gefasst hat.
(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)
Jetzt noch zu der Kollegin Golze, die leider – ich sage ganz bewusst: leider – nicht mehr bei uns ist: Sie ist eine fachlich sehr kompetente Kollegin gewesen, mit der man sich gut sachlich auseinandersetzen konnte. Ich wünsche Frau Golze – ich glaube, ich spreche damit auch im Namen des ganzen Hauses – für ihre neue Tätigkeit viel Erfolg.
(Beifall bei der SPD und der LINKEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Im Rahmen ihrer neuen Tätigkeit wird sie vermutlich auch lernen müssen, Kompromisse einzugehen und nicht all das umsetzen zu können, was man von Anfang an in Wahlkämpfen gefordert hat. Wir sind nämlich nicht mehr im Wahlkampfstadium, sondern im Umsetzungsstadium. Insofern ist es verständlich, dass nicht von beiden Koalitionspartnern alles zu 100 Prozent umgesetzt werden kann. Das ist in Brandenburg übrigens nicht anders als in Berlin.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)
Gerade was die Hilfe für Menschen angeht, die von sexueller Gewalt betroffen waren, können Sie ja einmal die Sozialministerin von Brandenburg fragen, ob das Land Brandenburg in diesen Fonds einzahlt. Vielleicht kann sie es, obwohl sie es will, aus gewissen Gründen nicht. Von daher muss man sagen, dass Kompromisse manchmal vernünftig sein können und manchmal auch notwendig sind.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir sind froh, dass der Koalitionsausschuss getagt hat und die Debatte zum Thema „Frauen in Führungspositionen“ wieder auf den Punkt zurückgebracht hat, an dem wir sie eigentlich schon hatten. Die Quote von 30 Prozent in Aufsichtsräten von börsennotierten und voll mitbestimmungspflichtigen Betrieben wird kommen. Das steht so auch im Koalitionsvertrag. Wir haben uns jetzt darauf geeinigt, dass das so kommen wird. Ich glaube, es ist gut, dass wir das an dieser Stelle noch einmal sichergestellt haben.
(Beifall bei der SPD)
Mein Dank gilt nicht nur der Ministerin, die dabei noch einmal gegen Widerstand aus den eigenen Reihen der Koalition gekämpft hat, sondern auch denjenigen, die fraktionsübergreifend, gemeinsam mit anderen Frauen an der Berliner Erklärung gearbeitet haben.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)
Es ist eine gemeinsame Grundlage, die wir hier umsetzen. Es ist sehr wichtig, dass wir wissen, dass es nicht ein Projekt der Koalition, sondern ein Projekt für die Frauen ist. Es ist gut, dass die Frauenquote kommt.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des Abg. Josef Rief [CDU/ CSU])
Wir haben hier schon viel über das Programm „Demokratie leben!“ gehört und davon, dass es bei den Mitteln ein Plus von 10 Millionen Euro gab. Wir können natürlich sagen: Am liebsten wären uns da 50 Millionen, 100 Millionen Euro oder noch mehr. Aber wir haben es geschafft, und das auch durch intensive Arbeit des Parlamentes. Ich finde, wir als Parlament können durchaus einmal sagen: Ein Zuwachs von 10 Millionen Euro in einem Programm, für das bis dato nur 30 Millionen Euro vorgesehen waren, ist ein richtiger, guter und großer Schritt. Solch eine deutliche Steigerung wünschen sich auch andere für ihre Programme. Es ist gut, dass das möglich geworden ist, und dafür bedanke ich mich beim Haushaltsausschuss.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)
Wir setzen damit mehrere politische Versprechungen um; denn das Erste, was wir hier nach dem NSU-Untersuchungsausschuss gemeinsam im Haus beschlossen haben, ist, dass wir auch zivilgesellschaftlich gegen Naziterror angehen wollen. Das bedeutet, dass wir diese Programme stärken müssen. Das ist der erste Beschluss, den wir hier gefasst haben.
Der zweite Beschluss ist, dass wir auch gemeinsam gegen Antisemitismus vorgehen wollen. Auch das setzen wir damit um.
Das Dritte, was wir miteinander angehen wollen, sind die neuen Herausforderungen durch den Salafismus und durch die Hooligans auf der Straße. Ich finde es gut, dass wir hier die Zivilgesellschaft ganz eindeutig stärken. Ich bedanke mich für diesen Vorschlag des Haushaltsausschusses. Ich bedanke mich auch im Namen der Zivilgesellschaft. Wie wir das Geld verteilen, das bereden wir gemeinsam mit der Zivilgesellschaft.
Danke schön.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)
Vielen Dank, Herr Kollege Rix. – Nächste Rednerin in der Debatte: Sylvia Pantel für die CDU/CSU-Fraktion.
(Beifall bei der CDU/CSU)
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Electoral Period | 18 |
Session | 70 |
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