Uwe FeilerCDU/CSU - Aktuelle Stunde zu Plänen zum Solidaritätszuschlag
Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich bedanke mich zunächst einmal ausdrücklich bei den Kollegen von der Linksfraktion für die Beantragung dieser Aktuellen Stunde zum Solidaritätszuschlag, gibt mir das doch die Gelegenheit, noch einmal darauf hinzuweisen, wohin 40 Jahre Sozialismus und Planwirtschaft geführt haben, sodass der Bund überhaupt zum Mittel des Solidaritätszuschlags greifen musste.
(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Dr. Dietmar Bartsch [DIE LINKE]: Damals mit euch als Blockpartei!)
Bei der ganzen Debatte, die wir in diesen Tagen erleben, sollten wir uns noch einmal vor Augen führen, mit welch beispiellosem Kraftakt alle Menschen hier in Deutschland dazu beigetragen haben, die Folgen der Teilung insbesondere im Bereich der Infrastruktur, der sozialen Sicherungssysteme, der Umweltbelastung sowie des gesamtgesellschaftlichen Umbruchs zu mildern.
Gerade als Abgeordneter aus Brandenburg, der seinen Wahlkreis unmittelbar vor den Toren Berlins hat, kann ich mich noch deutlich daran erinnern, wie es war, als ich mit dem Auto die desolate Bundesstraße 5 entlang nach Nauen fuhr, wie es war, als ich mit dem Zug, gezogen von einer Diesellokomotive, Richtung Stendal fahren musste, weil die Bahnlinie nur eingleisig befahrbar und nicht elektrifiziert war. Wenn ich abends in Rathenow bei einer Wetterlage wie dieser einkaufen ging, konnte man aufgrund des Braunkohlegeruchs und der Autoabgase kaum frei und tief atmen. All dies ist Geschichte. Darüber können wir zufrieden sein. Der Solidaritätspakt und der Solidaritätszuschlag waren und sind ein Erfolgsmodell für die ostdeutschen Länder.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Zu meinem Anspruch als Brandenburger gehört es allerdings auch, dass wir bei allen Unterschieden, die wir zwischen Ost und West gerade im wirtschaftlichen Bereich jetzt noch haben, ab 2019 nicht mehr nach Himmelsrichtungen, sondern nach Bedarf fördern sollten.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Als Finanzpolitiker verfolge ich genauso wie Sie die aktuelle Debatte und bin erstaunt, mit welcher Intensität sich die rot-grünen Ministerpräsidenten um die Einnahmen des Bundes aus der Erhebung des Solidaritätszuschlages sorgen.
(Ralph Brinkhaus [CDU/CSU]: Genau so ist es!)
Ich muss aber auch gestehen, dass ich aus dem Staunen kaum noch herauskomme, wenn ich sehe, in welcher Geschwindigkeit sich Ministerpräsidenten der Länder zulasten Dritter Einnahmen bemächtigen wollen, die ihnen gar nicht zustehen.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Ich habe letztlich sogar ein wenig Verständnis dafür. Aber wir tragen als Politiker auf kommunaler Ebene, auf Länderebene und auf Bundesebene eine gesamtstaatliche Verantwortung, der wir auch entsprechend nachkommen müssen.
(Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Sehr richtig!)
Einige Ministerpräsidenten scheinen zu übersehen, dass die Länder bei der Einführung des Solidaritätszuschlags dauerhaft 7 Prozentpunkte der Umsatzsteuer erhalten haben. Man kann es gar nicht oft genug wiederholen – Wiederholen scheint als Lehrmittel durchaus geeignet zu sein –, dass diese 7 Prozentpunkte als Ausgleich für den Solidaritätszuschlag abgegeben wurden. Noch einmal in Zahlen ausgedrückt: 2019 umfasst der Soli wahrscheinlich 18 Milliarden Euro. Der Umsatzsteueranteil liegt dann bei 14 Milliarden Euro. Wenn wir uns also über den Soli unterhalten, dann sollte es bestenfalls um den Differenzbetrag, 4 Milliarden Euro, und nicht um einen einzigen Cent mehr gehen.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Der Solidaritätszuschlag nimmt im deutschen Steuerrecht gemeinsam mit der Kirchensteuer als Annexsteuer eine Sonderstellung ein. Durch die Kopplung an die festzusetzende Einkommensteuer, die Berücksichtigung von Kindern in allen Festsetzungsfällen und die Freigrenze von 972 Euro wird deutlich, dass eine Einbeziehung in den Einkommensteuertarif, verbunden mit der Zusage einer exakt gleichen Gesamtsteuerbelastung, schwer darstellbar sein dürfte. Ich habe allerdings großes Verständnis dafür, dass die Akzeptanz dieses Zuschlags zur Einkommensteuer mit jedem Jahr weiter abnimmt. Deshalb ist es sinnvoll, die weitere Diskussion in die anstehende Neuordnung der Bund-Länder-Finanzbeziehungen bzw. der Länder-Länder-Finanzbeziehungen einzubetten, anstatt jetzt durch irgendwelche Schnellschüsse zu glänzen.
Noch einmal zum Thema Hinterzimmerpolitik. Ich führe Gespräche mit meinen Länderkollegen in Brandenburg. Nun sitzen wir in Brandenburg nicht in der Landesregierung;
(Dr. Dietmar Bartsch [DIE LINKE]: Zu Recht!)
aber ich glaube, dass meine Fraktionskollegen das in den jeweiligen Ländern genauso machen. Wir diskutieren miteinander darüber.
(Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann stoßen Sie doch mal eine ordentliche Debatte hier im Plenum an!)
Das sollten Sie von den Grünen, Sie von den Linken und auch Sie von der SPD gerne ebenfalls machen.
In diesem Sinne, lassen Sie uns gemeinsam die Debatte führen, wenn die ersten Ergebnisse aus den Verhandlungen über die Bund-Länder-Finanzbeziehungen hier vorliegen und wir konkrete und belastbare Vorschläge haben.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Letzter Redner in der Aktuellen Stunde ist der Kollege André Berghegger.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/4216823 |
Wahlperiode | 18 |
Sitzung | 72 |
Tagesordnungspunkt | Aktuelle Stunde zu Plänen zum Solidaritätszuschlag |