Rainer SpieringSPD - Forschungs- und Innovationspolitik
Sehr geehrter Herr Präsident! Sie machen mich verlegen. Ich möchte aber gerne an Ihre Worte, Herr Dr. Riesenhuber, anknüpfen. Es ist mir eine Ehre, nach Ihnen sprechen zu dürfen. Sie haben Ihren Enthusiasmus für die Sache, für die Sie kämpfen, in dieses Haus getragen. Dafür herzlichen Dank.
(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)
Es hat Vor- und Nachteile, als Letzter reden zu dürfen. Der große Vorteil ist, dass man die Bandbreite der Diskussion mitbekommt. Gestatten Sie mir einen Hinweis an die Damen und Herren der Opposition: Bei Ihrer Darstellung der Situation in Deutschland habe ich gelegentlich gedacht, ich sei im Zeitalter der Entwicklung der Dampfmaschine und nicht am Beginn des 21. Jahrhunderts. Ich glaube, das kann man auch anders darstellen.
(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)
Die Hightech-Strategie ist eine Vorwärtsstrategie, und sie ist eine kluge Gesamtkonzeption. Sie greift die derzeitige Situation in Deutschland auf und zeigt die Ziele auf, die wir erreichen wollen. Ich möchte versuchen, das an einer Entwicklung deutlich zu machen, die ich selbst erlebt habe: Als zehnjähriger Junge vom Lande saß ich auf einem Traktor. Ich werde Ihnen jetzt nicht verraten, wie lange das her ist; aber es ist sehr lange her. Es gab Traktoren mit 12 oder 15 PS. Daran hing ein Einscharpflug. Der Traktor hatte einen extrem hohen Kraftstoffverbrauch. In der Zwischenzeit hat sich ganz viel geändert.
Ich möchte Ihren Blick auf einen Teilbereich der deutschen Wirtschaft lenken, der eine extrem gute Erfolgsquote aufweist und an dem man sehr gut ablesen kann, was Effizienzsteigerung bedeutet. Es geht um die Landmaschinentechnik. Schauen Sie sich einen modernen Schlepper an: Getriebe- und Motortechnik zeigen, dass darin ganz viel geistige Intelligenz steckt. An einem modernen Schlepper können Sie erkennen, welches Maß an Digitalisierung in Deutschland heute möglich ist. Im Landmaschinenbereich wird ein Umsatz von ungefähr 8,5 Milliarden Euro erwirtschaftet, und die Exportquote in diesem Bereich liegt bei – deswegen ist dieser Bereich so wichtig – weit über 70 Prozent. Das heißt, im Landmaschinenbereich wird eine Vorwärtsstrategie verfolgt, und man ist erfolgreich damit. Darum geht es bei der Hightech-Strategie.
Zum Thema Effizienzsteigerung, die man an der Landmaschinentechnik sehr gut darstellen kann, möchte ich einen sanften Hinweis geben, weil mich das schon lange umtreibt. Hier wird häufig suggeriert, dass Kohle schlichtweg schlecht ist. Ich glaube das nicht. Schauen wir uns die Entwicklung der Kohleverstromung an: In den letzten 30, 40 Jahren gab es auch in diesem Bereich eine unglaubliche Effizienzsteigerung. Bevor ich einen fossilen Brennstoff völlig verloren gebe, lohnt es sich, wie ich finde, im Rahmen der Hightech-Strategie darüber nachzudenken, ob man die Effizienz der Kohleverstromung nicht noch deutlich weiter steigern kann,
(Volker Kauder [CDU/CSU]: Sehr richtig!)
wodurch man einem Land wie Nordrhein-Westfalen eine faire Zukunftschance geben könnte.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU – Zuruf von der CDU/CSU: Und Sachsen!)
Der Wirtschaftsminister hat sehr deutlich gemacht, dass der Bereich der Energieeffizienz mit allem, was dazugehört, wahrscheinlich einen größeren Spielraum bietet als der Bereich der regenerativen Energien. Auch ich glaube sehr fest daran. Ob wir über Gebäudesanierung oder über Gebäudesteuerung energetischer Art sprechen – das geht alles über Computertechnik und Digitalisierung. Da ist noch ganz viel Musik drin. Wenn wir diesen Ansatz auf unsere Energiewirtschaft übertragen, stellen wir fest, dass auch da eine Menge Musik drin ist. Daran glaube ich.
Ich sage hier auch einmal: Kohle ist ein heimischer Wertstoff, mit dem wir umgehen können, und im Vertrauen auf deutsche Zukunftstechnologien würde ich ihn nicht einfach aufgeben. Ich glaube, es lohnt sich.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)
Lassen Sie mich Folgendes abschließend sagen: Wer die Zukunft nicht gestalten will – dieses Gefühl hatte ich bei Anmerkungen aus der Opposition teilweise –,
(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie reden über die Kohle, und wir reden über die Zukunft!)
der hat nur noch die Vergangenheit. Ich glaube, hier ist die Hightech-Strategie, über die wir heute sprechen, ein sehr vernünftiger Ansatz, weil sie die wissenschaftlichen Erkenntnisse dieses Landes ressourcenübergreifend bündelt und, wie ich hoffe, in Zukunft so umsetzt, dass das gesamte Land damit eine vernünftige Zukunft und auch eine Ausstrahlkraft auf Europa und vor allen Dingen auf die Länder hat, in die wir unsere Güter exportieren können.
Herzlichen Dank.
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/4221016 |
Wahlperiode | 18 |
Sitzung | 73 |
Tagesordnungspunkt | Forschungs- und Innovationspolitik |