05.12.2014 | Deutscher Bundestag / 18. WP / Sitzung 74 / Tagesordnungspunkt 26

Martin RabanusSPD - System der zulassungspflichtigen Handwerkerberufe

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Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer! Ich freue mich, als Bildungspolitiker auch einen Beitrag in dieser Debatte leisten zu können. Ich will mich in dieser Rolle auch nicht über Handwerksordnungsänderungen aus dem Jahr 2004 auslassen; ich will mich auch nicht darüber auslassen, ob es sinnvoll oder legitim ist, sich Forderungen vom Handwerk oder von Gewerkschaften anzueignen, sondern ich möchte mir diesen Bereich aus bildungspolitischer Sicht anschauen, und das fast am Ende des parlamentarischen Jahres. Eine Sitzungswoche haben wir noch, und dann neigt sich das Jahr 2014 dem Ende entgegen.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen, aus bildungspolitischer Sicht war das Jahr 2014 ein gutes Jahr für Deutschland.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)

Wir haben in der letzten Woche einen Rekordhaushalt für den Bildungsbereich beschlossen, wir haben die Fortsetzung des Hochschulpakts und des Pakts für Forschung und Innovation beschlossen, wir haben die Abschaffung des Kooperationsverbots im Hochschulbereich beschlossen, wir haben eine BAföG-Novelle beschlossen, und wir haben erst gestern die Hightech-Strategie diskutiert.

Weiterhin haben wir in diesem Jahr 2014 der beruflichen Bildung in der parlamentarischen Arbeit und in den parlamentarischen Debatten einen Raum eingeräumt wie seit Jahren, vielleicht seit Jahrzehnten nicht mehr. Deswegen sage ich auch: Es war ein gutes Jahr für die berufliche Bildung in Deutschland. Denn, Frau Strothmann, wir haben in diesen Debatten ja auch den Stellenwert der beruflichen Bildung als der zentralen Säule in der beruflichen Erstausbildung in Deutschland verdeutlichen können und, wie ich schon glaube, auch den jungen Menschen verdeutlichen können, welche Perspektiven, welche Chancen darin liegen. Diese Chancen ergeben sich nicht nur für die jungen Menschen, sondern auch für die Wirtschaft, die die Fachkräfte braucht. Das ist schon erwähnt worden. Für die Gesellschaft insgesamt ist es wichtig, dass diese Chancen ergriffen werden. Deswegen, glaube ich, war es auch richtig, genau diesen Schwerpunkt in den parlamentarischen Debatten zu setzen, und zwar ohne einen Konflikt mit der allgemeinen oder akademischen Bildung zu produzieren. Das festzustellen, ist mir an der Stelle noch einmal ganz wichtig.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)

Wir brauchen beide Säulen der Qualifikation in unserem Land, weil sie sich ergänzen. Wir müssen immer wieder betonen – davon bin ich in der Tat felsenfest überzeugt –, dass diese Säulen der Bildung und der Ausbildung gleichwertig sind.

Ich will noch hinzufügen: Gerade das berufliche Bildungssystem halte ich in besonderer Weise für anschlussfähig, in besonderer Weise für durchlässig und in besonderer Weise für geeignet, einmal einen Umweg zu ermöglichen. Denn in der Kombination von theoretischem und beruflichem Wissen, die wir in der beruflichen Bildung ja haben, leiten sich ganz andere Berufsperspektiven ab, leiten sich quasi auch andere Einkommensmöglichkeiten ab, die sich so manch ein Politikstudent durchaus wünschen würde. Ich darf das sagen, weil ich selber solch ein Politikstudent gewesen bin.

(Zuruf von der CDU/CSU: Das hört auch nie auf!)

Ich habe mich nicht nur einmal mit der Frage eines Taxischeins auseinandergesetzt. Aber Spaß beiseite! Das ist etwas, was, glaube ich, in den Debatten der letzten Monate deutlich geworden ist.

Heute ist der Meisterbrief, der große Befähigungsnachweis, die Krone der beruflichen Ausbildung in Deutschland, im Fokus. Er ist – das ist gesagt worden – Garant für hohe praktische, theoretische und auch soziale Kompetenzen. Er befähigt zum Führen eines Unternehmens, er befähigt dazu, das eigene Wissen auch an die nächste Generation weiterzugeben. Das Stichwort „Ausbildung“ ist dazu genannt worden. Er befähigt dazu, in dem jeweiligen Fach Standards zu setzen und zu sichern. Dieser Meisterbrief, meine sehr verehrten Damen und Herren, steht in der Tat in der Wertigkeit einem Abschluss an einer Hochschule in nichts nach;

(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

erst recht nicht – das habe ich eben schon gesagt – bei der Eröffnung von Lebensperspektiven. Deswegen ist es aller Ehren wert, dass wir gemeinsam in diesem Hohen Haus dafür sorgen, dass der Meisterbrief erhalten bleibt, gerade weil unser duales Berufsausbildungssystem ein Exportschlager ist.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Wir müssen jetzt – das ist ein kleiner Ausblick ins nächste Jahr – auch dafür sorgen, dass möglichst viele Menschen die Chance erhalten, die Meisterschule zu besuchen; ich spreche da natürlich vom Meister-BAföG. Wir werden das Aufstiegsausbildungsförderungsgesetz – das haben wir uns in der Koalition vorgenommen – im nächsten Jahr reformieren und novellieren.

Wir wollen die Förderbedingungen verbessern. Wir wollen den Kreis der geförderten Personen ausweiten. Wir wollen die Förderung selbst erhöhen.

(Beifall bei der SPD)

Wir wollen dabei die Möglichkeit von Frauen ebenso – ich sage das, mit Verlaub, in dieser Reihenfolge – wie die Möglichkeit von Menschen mit Behinderungen – wir haben erst am Mittwoch über die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen diskutiert –, Meisterschulen zu besuchen, verbessern. Wir wollen jungen Menschen, die einen akademischen Bildungsweg eingeschlagen haben, die aber erkennen, dass das nicht wirklich der richtige Weg für sie ist, die Möglichkeit eröffnen, die Meisterschule zu besuchen.

Herr Präsident, ich komme zum Schluss. Das Jahr 2014 war ein gutes Jahr für die Bildung, weitere werden folgen.

Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Letzter Redner zu diesem Tagesordnungspunkt ist der Kollege Martin Feist für die CDU/CSU-Fraktion.

(Dr. Thomas Feist [CDU/CSU]: Thomas!)

– Ach so, was habe ich gesagt?

(Dr. Thomas Feist [CDU/CSU]: Martin! – Zuruf von der SPD: Das ist auch ein schöner Name!)

– Na ja, gut. Wir haben das jetzt einvernehmlich im Protokoll klargestellt. Damit steht einem fulminanten Auftritt überhaupt nichts mehr im Wege.

(Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/4226614
Wahlperiode 18
Sitzung 74
Tagesordnungspunkt System der zulassungspflichtigen Handwerkerberufe
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