18.12.2014 | Deutscher Bundestag / 18. WP / Sitzung 76 / Zusatzpunkt 5

Andreas SchwarzSPD - Aktuelle Stunde zur Kritik an der Infrastrukturabgabe

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Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Meine verehrten Damen und Herren! Der frühere Toll-Collect-Chef hat 2005 vor dem Verkehrsausschuss des Deutschen Bundestages gesagt – ich zitiere –:

(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD)

Tote gibt es wegen der Maut bisher noch keine, aber heute zumindest eine äußerst emotionale Debatte dazu.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, zur Hektik besteht heute doch noch überhaupt kein Anlass;

(Herbert Behrens [DIE LINKE]: Nach einem Jahr Diskussion! – Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ihre Koalition macht seit einem Jahr nichts anderes!)

denn der Gesetzentwurf wird jetzt erst einmal in die richtige Richtung weitergeleitet.

Gestern hat das Kabinett die Einführung beschlossen. Das ist sicherlich kein Thema – das wurde auch schon angedeutet –, das in den Olymp der sozialdemokratischen Politik oder Ideen gehört, aber das ist ein Herzenswunsch unseres Koalitionspartners CSU, und zu einer Koalition gehört es eben auch, Kompromisse einzugehen.

Über eines sind wir uns in dieser Koalition einig: Der Erhalt und der Ausbau der Infrastruktur in diesem Land duldet keinen Aufschub und genießt absolute Priorität.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Das haben wir im Koalitionsvertrag so festgehalten. Über die Ausgestaltung dieser Aufgabe werden wir weiter diskutieren. Da kann die Infrastrukturabgabe nicht das letzte Wort gewesen sein. Die Maut ist mit Sicherheit noch nicht über den Berg.

(Dr. Valerie Wilms [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das stimmt!)

Der Prozess beginnt jetzt. Außerdem gilt die Struck’sche Regel. Liebe Kolleginnen und Kollegen, Kompromisse können letztendlich auch Fortschritt bedeuten.

(Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist kein Kompromiss! Das ist Unsinn!)

Das zeigen wir in der Großen Koalition in unserer täglichen Regierungsarbeit das eine um das andere Mal.

Wir werden das bevorstehende parlamentarische Verfahren sicherlich dazu nutzen, den Gesetzentwurf auf Herz und Nieren zu prüfen und im Hinblick auf seine Alltagstauglichkeit abzuklopfen. Der bisherige Verlauf der Pkw-Maut-Debatte hat gezeigt, dass Herr Minister Dobrindt allen Unkenrufen zum Trotz guten Argumenten durchaus zugänglich ist.

(Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da muss er selber lachen!)

Die Infrastrukturabgabe soll beispielsweise nur noch für die Nutzung von Bundesfernstraßen erhoben werden. Der ursprüngliche Plan, sämtliche Straßen in das Mautkonzept einzubeziehen, hat sich als nicht durchführbar erwiesen. Wir haben in vielen Veranstaltungen bundesweit die Sorgen der Bewohnerinnen und Bewohner grenznaher Gebiete über befürchtete Umsatzeinbußen zu hören bekommen.

Selbst der bayerische Innenminister Joachim Herrmann hat die zu erwartenden Belastungen für die Grenzregionen kritisiert, wurde dann aber etwas unsanft von seinem Ministerpräsidenten zurückgepfiffen.

Diesen Anliegen konnte und durfte sich die Politik nicht verschließen. Der Bundesverkehrsminister hat seinen Entwurf entsprechend geändert. Folglich werden die befürchteten negativen Effekte für den Einzelhandel und für den Einkaufstourismus in Grenzregionen nicht eintreten. Das begrüßen wir ausdrücklich.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Liebe Kolleginnen und Kollegen, die Bedingungen des Koalitionsvertrages zur Einführung einer Infrastrukturabgabe auf deutschen Straßen hat mein Fraktionskollege Sebastian Hartmann bereits skizziert. Obwohl Änderungen an einem Gesetzentwurf immer möglich sind, wird es in diesem Gesetzgebungsverfahren zumindest an einem Punkt von sozialdemokratischer Seite aus definitiv keine Bewegung geben: Kein Fahrzeughalter, dessen Pkw in Deutschland zugelassen ist, darf durch diese Infrastrukturabgabe höher belastet werden. – Dies gilt ohne Wenn und Aber.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU – Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Dann schreiben Sie es doch ins Gesetz!)

Wir waren auch etwas erstaunt, als im Referentenentwurf der Passus zu lesen war, künftige Änderungen der Infrastrukturabgabe sollten losgelöst von der Kfz-Steuer erfolgen. Mit dieser Formulierung wäre einer möglichen höheren Belastung der inländischen Autofahrerinnen und Autofahrer Tür und Tor geöffnet gewesen. Deshalb hat die SPD sehr klar und deutlich auf einer Klarstellung bestanden, die auch umgehend erfolgt ist. Ich meine, das war ein guter Auftakt für das Gesetzgebungsverfahren.

In diesem Verfahren werden wir als SPD sehr genau auf die Einhaltung des Versprechens achten, dass die Pkw-Maut nicht zu höheren Belastungen der inländischen Bürgerinnen und Bürger führt und zudem europarechtskonform ausgestaltet wird.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich möchte diese Rede gerne mit einem Zitat von Albert Einstein beenden.

(Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Albert Einstein mit der Maut in Verbindung zu bringen, ist eine Frechheit!)

Herr Minister Dobrindt, verehrte Anwesende, für uns alle im Hohen Hause gilt bei allen Höhen und Tiefen, die wir sicherlich in einem Jahr durchleben und durchleiden – ich zitiere Herrn Einstein –:

(Heiterkeit bei der SPD)

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und Ihren Familien eine gesegnete Weihnacht und alles Gute für 2015.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Ganz herzlichen Dank auch für die guten Wünsche für das kommende Jahr. – Als nächster Redner hat der Kollege Karl Holmeier das Wort.

(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/4292367
Wahlperiode 18
Sitzung 76
Tagesordnungspunkt Aktuelle Stunde zur Kritik an der Infrastrukturabgabe
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