15.01.2015 | Deutscher Bundestag / 18. WP / Sitzung 79 / Tagesordnungspunkt 9

Ulrich PetzoldCDU/CSU - 100. Jahrestag der Gründung des Bauhauses 2019

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Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Als ich in meinen Kindertagen das erste Mal vor dem Bauhaus in Dessau stand, war ich doch etwas irritiert. Das sollte etwas Besonderes sein? So sahen doch alle wirklich modernen und neuen Gebäude aus. Ja, selbstverständlich hatte sich innerhalb von nicht einmal 50 Jahren der Stil der Bauhaus-Künstler gegen den Gigantomanismus des Nationalsozialismus und gegen den Zuckerbäckerstil des Stalinismus durchgesetzt.

Doch eigentlich war das Bauhaus in seiner Struktur kaum noch zu erkennen, insbesondere die Meisterhäuser in Dessau nicht. Wir hatten nach 1990 richtig viel zu tun, um die Schönheit dieser Struktur wiederherzustellen. Wir haben es trotz der Überbauung geschafft. Ich glaube, dass uns das Bauhaus zeigt, was mit geringem Aufwand alles errichtet und wie mit wenig Material ausgekommen werden kann. Das ist etwas Beispielgebendes, etwas sehr Schönes.

Das Bauhaus ist und war aber mehr als einfaches und sparsames Bauen. Es war mehr als effizientes und zeitloses Bauen. Das Bauhaus – das wurde vorhin schon erwähnt – war und ist mehr als Architektur und Design. Das Bauhaus ist eine Idee. Für diese Idee fand sich 1925 in der aufstrebenden Industrie- und Kulturstadt Dessau der ideale Nährboden, sodass sich das Bauhaus, das sich ganz bewusst Werkstatt und nicht Schule oder Universität nannte, in diesem liberalen Klima ansiedeln konnte. Internationalität und Gleichberechtigung der Geschlechter waren in Dessau nie eine Frage und könnten vielleicht auch gerade in dem aufgeregten Klima unserer heutigen Diskussion über den Islam beispielgebend sein.

In Diktaturen und Unrechtssystemen ist für die Ideen des Bauhauses kein Raum. Vorhin wurde an Hannes Meyer erinnert. Nach einigen Jahren in Moskau ist er 1936 wieder geflüchtet. Man muss also immer das Ganze betrachten. Das Bauhaus und seine Idee sind Teil unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung. Sein Jahrestag ist und kann für uns ein Grund sein, uns selbst zu hinterfragen.

Bereits das Jubiläum „90 Jahre Bauhaus“ wurde 2009 in einem würdigen Rahmen begangen, das uns jedoch auch deutlich machte, dass die Zusammenarbeit der wichtigsten Bauhaus-Stätten Berlin, Dessau und Weimar zu wünschen übrig ließ. Dass jetzt das Jubiläum 2019 in Zusammenarbeit der Länder und Bauhaus-Einrichtungen in einem Bauhausverbund vorbereitet wird, verbessert die Möglichkeit des Bundes, sich effektiv einzubringen. So ist es, nachdem sich Berlin und Sachsen-Anhalt mit der Stadt Dessau auch finanziell zu ihrer Verantwortung bekannt haben, dem Bund möglich, das Bauhaus-Archiv in Berlin und ein Bauhaus-Museum in Dessau mit Millionenbeträgen zu fördern.

Wenn ich mich ganz besonders für die Unterstützung für Dessau bedanke, möge man mir das als Landeskind und Wahlkreisabgeordnetem bitte nachsehen. Unserer Staatsministerin Frau Professor Grütters bin ich sehr dankbar, dass sie, solange bei den Städten und Ländern Unklarheiten bestanden, durch einen Leertitel im Haushalt alle Möglichkeiten offengehalten hat.

Besondere Verdienste, gerade für das Museum in Dessau, haben sich aber unsere Haushälter Rüdiger Kruse und Johannes Kahrs erworben, die im Haushaltsausschuss den Leertitel mit der erforderlichen Summe von 12,5 Millionen Euro gefüllt haben. Auch die Landesregierung Sachsen-Anhalt und der Stadtrat Dessau haben mit wegweisenden Haushaltsbeschlüssen und auch Standortbeschlüssen letztendlich den Knoten durchgeschlagen.

Doch ich hoffe auch auf einen Beitrag des Ministeriums für Umwelt und Bau, das Jubiläum „100 Jahre Bauhaus“ zu nutzen, um für das Bauhaus neue wegweisende Maßstäbe zu setzen. Der Erweiterungsbau des Umweltbundesamtes in Dessau ist als Plus-Energie- Bürogebäude vorgesehen, das erste Plus-Energie-Bürogebäude der Welt. Die Idee des Bauhauses, Komfort und Ressourceneffizienz zusammenzubringen, kann hier vervollkommnet werden. Ich würde mir sehr wünschen, dass wir mit einem solchen Bau nicht nur auf die Vergangenheit blicken, wenn wir den 100. Jahrestag der Bauhaus-Gründung begehen, sondern etwas Neues und Zukunftsgerichtetes schaffen. Ich glaube, dann würden wir diesen Jahrestag auf eine wirklich gute Weise feiern.

Danke schön.

(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Als nächster Rednerin erteile ich der Abgeordneten Michelle Müntefering, SPD-Fraktion, das Wort.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/4437345
Wahlperiode 18
Sitzung 79
Tagesordnungspunkt 100. Jahrestag der Gründung des Bauhauses 2019
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