Astrid FreudensteinCDU/CSU - 100. Jahrestag der Gründung des Bauhauses 2019
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Meine Damen und Herren! In vier Jahren feiert das Bauhaus einen runden Geburtstag, seinen 100. Der vorliegende Antrag stellt sozusagen die Planung für die Geburtstagsfeier dar. Die Planung ist ausgesprochen gut. Wir alle gemeinsam können uns auf das Bauhaus-Jahr 2019 freuen.
Die Idee des Bauhauses markierte damals zu Beginn des 20. Jahrhunderts einen Umbruch in Architektur, Kunst und Design. Das Bauhaus markierte damals auch einen Aufbruch, gesellschaftlich, kulturell und politisch. Woran erkannte man diesen künstlerischen und architektonischen Aufbruch? Im Manifest für das staatliche Bauhaus schreibt Walter Gropius 1919 wörtlich von den alten Kunstschulen, die es nicht vermochten, Handwerk und Kunst zu vereinen. Er erteilte der alten Salonkunst eine klare Absage und appellierte an Bauherren, Künstler, Bildhauer und Maler, zum Handwerk zurückzukehren und das Trennende zwischen Kunst und Handwerk einzureißen. Die Produkte dieser Ideen kennen wir. Auf den schwarzen Freischwingerstühlen verbringen wir heute noch viele Konferenzstunden. Der Tisch aus Eschenholz aus der Feder von Mies van der Rohe ist noch heute in Design und Funktion nahezu unschlagbar. Wenn ich heute durch die Gebäude des Bundestages unterirdisch gehe, dann erinnert mich die Sichtbarkeit des Konstruktiven an die Ideen der großen Meister der 20er-Jahre.
Dieser Umbruch des Gestalterischen ging natürlich einher mit einem gesellschaftlichen Aufbruch, weg von den Schlössern, den Palästen und den Burgen. Die Architektur des Bauhauses öffnete die Räume, ließ Licht herein und schuf Transparenz. Es war kein Zufall, dass das in der Weimarer Republik geschah. Das Bauhaus ebnete auch den Weg hin zu einer Demokratisierung des Bauens. Wer in einem Gebäude arbeitete, wurde nicht mehr in dunkle Kammern abgeschoben. Er bekam den Raum, den er für seine Tätigkeit brauchte. Diese Zweckmäßigkeit der Form ist noch heute für uns Standard beim Bauen.
Dass die architektonische und die gestalterische Avantgarde jener Zeit nach Deutschland kam, kann uns meiner Meinung nach noch heute ein bisschen stolz machen. Deutschland, das Land der Dichter, der Denker und auch der Designer, daran sollten wir anknüpfen.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Auch wenn die Versuchung groß ist, sollten wir uns davor hüten, das Bauhaus auf eine deutsche Errungenschaft zu reduzieren. Studenten aus aller Welt kamen zum Bauhaus. Die Schule stand für Weltoffenheit. Man verständigte sich zunächst nur über die gemeinsame Sprache des guten Designs. Das Bauhaus verstand sich als modern, offen und tolerant, Werte, von denen wir gerade in diesen Tagen erfahren müssen, dass sie nicht selbstverständlich sind und immer wieder verteidigt werden müssen.
(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Es ist daher kein Wunder, dass es die Nationalsozialisten waren, die dieser Bewegung ein jähes Ende setzten.
Dass Weimar, Dessau und Berlin die Zentren des Bauhaus-Jahres sein werden, haben meine Vorredner schon erwähnt. Dennoch gibt es auf der ganzen Welt Zeugnisse von dem, was Kreative in den 20er-Jahren hier in Deutschland begründeten, Zeugnisse, die nicht unbedingt in Stahl und Beton gegossen sein müssen, sondern vor allem im kulturellen und gestalterischen Gedächtnis bis heute wirken.
So wie meine Vorrednerinnen und Vorredner Beispiele genannt haben, möchte ich natürlich darauf hinweisen, dass es auch in Bayern echte Bauhäuser gibt. Walter Gropius schuf beispielsweise im Auftrag der Porzellanfirma Thomas in Amberg in der Oberpfalz mit der sogenannten Glasmacherkathedrale sein letztes Meisterwerk des modernen Funktionalismus. Er selbst konnte die Fertigstellung 1970 nicht mehr erleben, aber das Gebäude ist bis heute als Kristallglasmanufaktur in Betrieb.
Selbstverständlich leistet auch die CSU ihren Beitrag zur allgemeinen Bauhaus-Freude. Meine Partei verkauft – Sie haben es in diesen Tagen in den Zeitungen lesen können – ihre Parteizentrale in der Nymphenburger Straße und kauft ein neues Gebäude. Wir nennen das unser Vereinsheim. Wenn Sie uns da einmal besuchen wollen, können Sie sich schon einmal die Adresse notieren. Die CSU residiert künftig in der Mies-van-der-Rohe- Straße Nummer 1.
Herzlichen Dank.
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/4437405 |
Wahlperiode | 18 |
Sitzung | 79 |
Tagesordnungspunkt | 100. Jahrestag der Gründung des Bauhauses 2019 |