Barbara HendricksSPD - Baukulturbericht 2014/15
Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kollegen! Wir hatten in der letzten Zeit – das freut mich – durchaus schon mehrere Male Gelegenheit, über das Bauen in Deutschland zu sprechen. Anlass waren zum Beispiel die Fragen, wie wir mehr bezahlbaren Wohnungsneubau in den Ballungsräumen schaffen oder wie wir mehr Unterkünfte für die zunehmende Zahl von Flüchtlingen aus Kriegs- und Krisengebieten in unseren Städten bereitstellen können.
Auch die Energiewende hat das Thema Bauen beeinflusst. Energieeffiziente Neubauten, zum Beispiel Plusenergiehäuser, und energetisch hochwertig sanierte Bestandsbauten tragen, wie wir wissen, mit dazu bei, dass Deutschland seine Klimaschutzziele wird erreichen können. Deshalb spielt der Baubereich im Aktionsprogramm Klimaschutz 2020 neben der Energieerzeugung eine ganz wesentliche Rolle.
Das alles zeigt: Bauen ist wieder „in“. Es wird darüber gesprochen. Daher wird Bauen in den öffentlichen Debatten völlig zu Recht stärker beachtet. Das freut mich sehr. Das ist, wie ich finde, eine sehr gute und eine richtige Entwicklung. Eines wird dabei immer wieder klar: Neben sozialen, ökologischen und ökonomischen Bezügen dürfen wir die Baukultur keineswegs vernachlässigen. Sie hat immer auch eine emotionale und ästhetische Dimension.
(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)
Unsere gebaute Umwelt hat einen großen Einfluss auf uns. Gebäude stiften Identität. Die Qualität von Gebäuden beeinflusst natürlich unsere gesamte Lebensqualität. Die Süddeutsche Zeitung hat dazu geschrieben:
Wenn wir wollen, dass Häuser und Städte geliebt und geachtet werden, dann brauchen wir verlässliche Rahmenbedingungen für unsere Baukultur.
Der Baukulturbericht 2014/15 zeigt unmissverständlich auf, dass wir den Herausforderungen planerisch und baulich begegnen müssen, aber auch begegnen können. Wenn wir zum Beispiel unsere Ziele beim Wohnungsneubau verfolgen, dann ist es eben gerade nicht egal, welche bauliche Qualität dabei erreicht wird. Wir brauchen funktional und sozial gemischte Stadtquartiere, die sich durch eine ressourcenschonende Siedlungsweise auszeichnen. Wenn wir solche Quartiere gezielt stärken, trägt das zur Reduzierung der Zersiedelung und des Flächenverbrauchs bei; natürlich ist es auch ressourcenschonend.
(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)
Die öffentliche Hand muss natürlich auch hier Vorbild sein. Sie kann mit ihren Projekten zur Unverwechselbarkeit der Städte beitragen und damit lokal und auch national Identität stiften. Baukultur ist eine Investition in die Lebensräume der Zukunft. Deshalb ist es richtig, dass die Bundesstiftung versucht, soziale Entwicklungen, den regional unterschiedlichen wirtschaftlichen Strukturwandel, die Anforderungen von Klimawandel und Energiewende und die Möglichkeiten neuer Technologien in die Baukultur zu integrieren.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)
Das Gesetz zur Errichtung einer „Bundesstiftung Baukultur“ wurde 2006 fraktionsübergreifend vom Deutschen Bundestag verabschiedet. Seitdem verfügen wir über eine unabhängige Institution, die sich kritisch und konstruktiv für Baukultur einsetzt und den Dialog über Baukultur auf Bundesebene organisiert; insofern war diese Entscheidung im Jahre 2006 klug und weitsichtig. Darüber hinaus trägt die Stiftung dazu bei, die Qualitätsnachfrage im Planungs- und Bauwesen national und international zu stärken. Mit Blick auf die Bedeutung des Bausektors für die wirtschaftliche Entwicklung kann die Arbeit der Bundesstiftung nicht hoch genug eingeschätzt werden. Für uns als Bundesregierung hat die Arbeit der Stiftung daher einen hohen fachpolitischen Stellenwert.
(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)
Wenn wir, wie im Koalitionsvertrag vereinbart, einen breiten gesellschaftlichen Dialog über baukulturelle Fragen fördern wollen, dann haben wir dafür mit der Bundesstiftung Baukultur einen wichtigen Partner. Diesen Partner wollen wir weiter stärken.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, der vorliegende Bericht zur Lage der Baukultur in Deutschland ist ein wichtiges Instrument. Er versteht sich als Grundlage für den Dialog über „gute Wege für ein Mehr an Baukultur in Deutschland“. Der Bericht gibt am Schluss konkrete Handlungsempfehlungen in Richtung der verschiedenen Zielgruppen. So empfiehlt er privaten und öffentlichen Bauherren, Projekte eben nicht ausschließlich unter kurzfristigen renditeorientierten Aspekten zu entwickeln. Baukultur wirkt sich langfristig positiv auf die Lebenszykluskosten und den Marktwert von Immobilien aus und sorgt für eine größere Zufriedenheit der Nutzerinnen und Nutzer. Dieser langfristige Mehrwert durch Baukultur sollte durchaus stärkere Beachtung finden.
(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)
Bund, Länder und Kommunen werden von der Stiftung ermutigt, ihre Vorbildrolle bei eigenen Bauvorhaben wahrzunehmen und verstärkt Gestaltungswettbewerbe durchzuführen. Das ist selbstverständlich nicht zuletzt ein Appell an den Bund als Bauherrn.
(Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aha!)
Insbesondere im Bereich der Verkehrsbauten und Infrastrukturmaßnahmen, die einen großen Teil unserer Umwelt prägen, sieht die Stiftung einen großen gestalterischen Bedarf. Ein ganz wesentlicher Aspekt bleibt die Vermittlung baukultureller Werte, das Werben um Verständnis und Akzeptanz für die Qualität der gebauten Umwelt.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)
Hier sind natürlich Schulen und Universitäten, aber auch die Kammern und Verbände gefragt.
Meine lieben Kolleginnen und Kollegen, wenn wir in Deutschland wieder mehr bauen, um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, oder umbauen und sanieren, um Energie einzusparen, dann sollte das Thema Baukultur unser ständiger Begleiter sein. Die Bundesstiftung arbeitet daran, das baukulturelle Klima in der Bundesrepublik weiter zu fördern. Deshalb sollten die Bundesregierung und der Bundestag – auch ihn bitte ich darum – die Stiftung weiterhin tatkräftig unterstützen.
Herzlichen Dank.
(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)
Für die Fraktion Die Linke spricht jetzt die Kollegin Heidrun Bluhm.
(Beifall bei der LINKEN)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/4549717 |
Wahlperiode | 18 |
Sitzung | 85 |
Tagesordnungspunkt | Baukulturbericht 2014/15 |