Johannes SteinigerCDU/CSU - 13. Sportbericht der Bundesregierung
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Frau Kollegin Lazar, zu alt zum Trainieren bin ich nicht. Allerdings gebe ich durchaus zu, dass es nur zur Bezirksliga reicht.
(Monika Lazar [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie sind ja noch jung!)
Aber zurück zum Spitzensport, mit dem wir uns hier beschäftigen. Der Hochleistungssport ist die Marketingabteilung für den gesamten Sport in Deutschland. Lassen Sie mich das kurz erläutern. Wenn wir auf den Sommer 2014 und den WM-Titel zurückblicken, so ist uns heute noch die Faszination für den Fußball präsent. Was das für die Vereine vor Ort und den Nachwuchs bedeutet, ist schnell beschrieben.
Als langjähriger Jugendtrainer meines Heimatvereins Rot-Weiß Seebach weiß ich, dass die Kinder- und Jugendmannschaften immer dann einen guten Zulauf hatten, wenn die Nationalelf stark war. Genauso verhält es sich nicht nur im Fußball, sondern auch in vielen anderen Sportarten – überall dort, wo erfolgreiche Spitzensportler Vorbilder sind.
Im Übrigen gilt umgekehrt das gleiche Prinzip: Die beste Basis für den Spitzensport ist eine große Basis im Breitensport. Die Kinder und Jugendlichen, die heute begeistert trainieren, können – wenn auch nicht alle – die Weltmeister von morgen sein. Das ist, meine Damen und Herren, also ein guter Grund, dass wir heute den 13. Sportbericht der Bundesregierung diskutieren.
Dabei lässt sich festhalten: Die Sportwelt hat sich seit dem 1. Sportbericht vor 44 Jahren stark verändert: „Schneller, höher, weiter“ ist die Devise. Man kann sagen, dass die internationale Konkurrenz mittlerweile größer geworden ist. Festzuhalten ist bei allen Herausforderungen, die der Minister beschrieben hat, aber auch: Die Sportnation Deutschland steht insgesamt gut da. Vor allem im Berichtszeitraum der vergangenen vier Jahre hat die Bundesregierung viel für den Sport im Land getan.
(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Axel Schäfer [Bochum] [SPD])
Basis war, ist und bleibt die positive Strahlkraft des Sports besonders auf junge Menschen. In welche Richtung die Reise jetzt geht, hängt daher ganz wesentlich von der Weichenstellung bei der Talentförderung ab.
Der aktuelle Sportbericht der Bundesregierung zeigt: Das System der deutschen Olympiastützpunkte ist vorbildlich. Der Bund engagiert sich aus diesem Grund an den Olympiastützpunkten in Form der bewährten Trainermischfinanzierung. Derzeit werden auf diese Weise 176 Trainerstellen finanziert.
Genauso wichtig sind die bundesweit 41 Eliteschulen des Sports. Hier werden rund 11 500 Talente ausgebildet und betreut. Sie bilden ein solides Fundament für den Spitzensport. Dabei ist klar: Leistungssportler brauchen eine klare und sichere Perspektive – im Übrigen auch über ihre aktive Laufbahn hinaus.
(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)
Zentral ist dabei die Möglichkeit der dualen Karriere, die der Bund bei Polizei, Zoll und Bundeswehr bietet. Es gilt, das weiter zu sichern.
Gerade bei den Nachwuchstalenten ist das Zusammenspiel von Ausbildung und Leistungssport entscheidend für die Karriere und außerordentliche Leistungen; denn die jungen Sportler müssen sowohl die Hürden in der Schule als auch im Sport meistern, also Schule und Spitzensport miteinander vereinbaren. An dieser Stelle leisten die Laufbahnberater an den Olympiastützpunkten eine hervorragende Arbeit.
Das alles trägt Früchte: Bei Olympia 2012 in London waren über 100 nominierte Sportler – das waren fast 30 Prozent – Absolventen einer Eliteschule des Sports.
Neben dem Blick auf den Nachwuchs müssen wir Sportpolitiker aber vor allem auch die Potenziale, Trends und Entwicklungen im Sport im Fokus haben. Genau mit diesen Chancen beschäftigt sich die Sportwissenschaft. Wenn wir sehen, dass sich der aktuelle Sportbericht auf fast 20 Seiten allein mit der Sportwissenschaft befasst, dann wird deutlich, was hier für den Sport drinsteckt.
Lassen Sie mich beispielhaft zwei Institute nennen, die im Wissenschaftlichen Verbundsystem Leistungssport eng verzahnt miteinander arbeiten: das Institut für Angewandte Trainingswissenschaft, IAT, in Leipzig, und das Institut für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten, FES, in Berlin.
Das IAT entwickelt präzise abgestimmte Trainingsmethoden für Athletinnen und Athleten. Diese Optimierung des Trainings ist für die Sportler von sehr großem Wert, aber ebenso komplex. Es bedarf nämlich einer ganzheitlichen Analyse des sportartspezifischen individuellen Belastungs- und Trainingsniveaus. 2013 konnten beim IAT erstmals über 1 000 solcher spezieller Komplexuntersuchungen durchgeführt werden. Das IAT erhält jetzt nach den Haushaltsaufwüchsen jährlich eine Förderung von rund 7 Millionen Euro aus dem Haushalt des BMI.
Gemeinsam mit dem FES entwickeln wir für materialabhängige Sportarten innovative Sportgeräte, um den Athleten einen Materialvorteil zu verschaffen. Ich habe vorhin erwähnt, dass die weltweite Konkurrenz immer größer wird. Genau dieser Materialvorteil kann hier die nötigen Zehntel oder Hundertstel für die Goldmedaille bringen. Es war deshalb eine nachhaltige Entscheidung, das FES im aktuellen Haushalt mit knapp 5 Millionen Euro – das ist ein Budgetaufwuchs um 1,4 Millionen Euro – auszustatten.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, Deutschland gilt als Land der Ingenieure. Wir sind Weltmeister bei Patenten und Innovationen. Es ist daher richtig und gut, dass auch unsere Athletinnen und Athleten von dem jeweils neuesten Stand der Technik profitieren.
(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)
Das tun sie auch: Die Hälfte der 44 in London gewonnenen Medaillen konnte mit Unterstützung von FES-Technologien errungen werden.
Nach dem enttäuschenden Abschneiden der Bobpiloten in Sotschi – auch das wurde heute erwähnt – gab es auch Kritik. Die Ursachen wurden gefunden und im Übrigen auch bei uns im Sportausschuss ehrlich analysiert. Bei der EM in La Plagne am vergangenen Sonntag holte der Zweierbob Gold und der Viererbob Bronze. Wir sehen also: Die Tendenz ist wieder klar steigend.
(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)
In den vergangenen Jahren haben wir im Hinblick auf große Sportveranstaltungen im eigenen Land eine stolze Bilanz vorzuweisen: von der WM im Rennrodeln in Altenberg bis zum Kanurennsport in Duisburg.
(Beifall der Abg. Jeannine Pflugradt [SPD])
Wir haben immer wieder eindrucksvoll gezeigt, dass wir eine Sportnation sind. Mit erfolgreichen Athleten und einem großartigen Publikum ist für mich eines klar: Wir können Olympia!
Viele stellen an ein solches sportliches Megaevent zurecht Anforderungen in puncto Nachhaltigkeit und Transparenz. Das Ende vom Lied kann aber nicht sein, dass wir keine Olympischen Spiele mehr in Europa haben und diese nur noch dort stattfinden, wo wir tatsächlich ein großes Fragezeichen hinter Nachhaltigkeit und Transparenz setzen müssen.
(Özcan Mutlu [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann können Sie unserem Antrag ja zustimmen!)
Daher kann ich es kaum nachvollziehen, dass wenige, jedoch sehr aggressiv, sowohl in Hamburg als auch in Berlin die Bewerbung um die Olympischen und Paralympischen Spiele torpedieren.
(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was?)
Eingangs habe ich von der großen positiven Kraft des Sports, Frau Künast, besonders für junge Menschen gesprochen. Aus diesem Grund brauchen wir die Olympischen Spiele in Deutschland. Der Minister hat vorhin darauf hingewiesen, dass wir dafür auch Begeisterung wecken können. Gerade die Talente sind hierfür die richtigen Adressaten. Die Talente, die heute in den Nachwuchskadern trainieren, werden diejenigen sein, die 2024 im eigenen Land um Medaillen kämpfen. Was für eine tolle Perspektive! Was für ein toller Ansporn für junge Sportler! Lassen Sie uns deshalb gemeinsam werben, um die Sommerspiele 2024 nach Deutschland zu holen.
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.
(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Lieber Herr Kollege Steiniger, im Namen des ganzen Hauses gratuliere ich Ihnen zu Ihrer ersten Rede im Deutschen Bundestag. Ich hoffe, dass noch viele muntere und interessante Reden darauf folgen werden.
(Beifall)
Als nächster Rednerin erteile ich das Wort der Abgeordneten Jeannine Pflugradt, SPD-Fraktion.
(Beifall bei der SPD)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/4554673 |
Wahlperiode | 18 |
Sitzung | 86 |
Tagesordnungspunkt | 13. Sportbericht der Bundesregierung |