Jeannine PflugradtSPD - 13. Sportbericht der Bundesregierung
Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Gäste auf den Tribünen! Sport war und ist ein immer wichtiger werdender Bestandteil unseres gemeinschaftlichen Lebens. Wer Sport treibt, lernt, Spielregeln zu akzeptieren, zu tolerieren und mit Siegen und Niederlagen umzugehen. Wer sich sportlich in einem Verein betätigt, erlernt den Umgang mit seinen Sportkameraden und somit auch den Umgang innerhalb unserer Gesellschaft. Gerade in der heutigen Zeit, einer Zeit voller Veränderungen, voller Orientierungsprobleme und Schnelllebigkeit, sind Sport sowie Sportvereine wichtige Stabilisatoren und ein Garant für Kameradschaft und Geselligkeit.
(Beifall bei der SPD)
Ehrenamtliches Engagement ist das Fundament eines jeden Vereins und im Grunde das Fundament unserer funktionierenden Gesellschaft. Sportvereine können allen Menschen, jeder Zielgruppe den Bewegungsdrang ergänzende Angebote machen und sind darüber hinaus ein gesellschaftlicher Anlaufpunkt für die soziale Integration. Jeder Mensch sollte daher freien Zugang zu allen sportlichen Angeboten erhalten.
(Beifall bei der SPD)
Vor ganz anderen Herausforderungen stehen Leistungs-, also Spitzensportlerinnen und Spitzensportler, die aus ihrem Sport kaum finanziellen Gewinn erzielen können. Sie erreichen zwar Spitzenplätze bei hochkarätigen Veranstaltungen, können aber den dazugehörigen finanziellen Aufwand nicht ausgleichen. Diese Sportlerinnen und Sportler stehen häufig vor der Entscheidung, ihre sportliche Karriere abzubrechen oder sie im besseren Fall mit einer beruflichen Karriere zu verbinden, um zusätzlich Möglichkeiten zu schaffen, nach Karriereende auf eigenen Füßen zu stehen. Sie wissen sicherlich, dass ich hier nicht von Fußball und Tennis rede, sondern eher von Leichtathletik, Kanurennsport oder Eisschnelllauf. Es darf nicht sein, dass sich Sportler zwischen beiden Karrierewegen entscheiden müssen. Vielmehr muss die Option bestehen, beides optimal und zielgerichtet sowie erfolgreich zu verknüpfen. Das Ziel, im Leistungssport erfolgreich zu sein, macht intensives Training und Wettkämpfe im In- und Ausland notwendig.
An dieser Stelle möchte ich einen kleinen, aber sehr eindringlichen Gruß an die Verantwortlichen im Innenministerium senden, die im Rahmen der vergangenen Haushaltsplanungen versucht haben, die finanziellen Mittel für die Projekte „Jugend trainiert für Olympia“ und „Jugend trainiert für Paralympics“ zu kürzen. Das sind genau die Leute, die einen Wettkampf vor dem Fernseher verfolgen und über einen nur fünften oder sechsten Platz meckern, ohne jeglichen Fachverstand für den Leistungssport.
(Beifall bei der SPD)
Wer so etwas versucht, hat nicht die geringste Ahnung von den Belastungen und Entbehrungen angehender Spitzensportler und der Notwendigkeit, sie über solche Projekte zu motivieren. Gerade solche Projekte sind für die Breite gedacht. Ohne Breite gibt es keine Spitze. Das haben Sie, Herr Minister – leider ist er nicht mehr anwesend –, vorhin in Ihrer Rede gesagt. Bitte versuchen Sie nicht noch einmal, die Mittel zu kürzen. Wir passen auf.
Es müssen geeignete Rahmenbedingungen für duale Laufbahnen geschaffen werden, die unbedingt über die Maßnahmen des Bundes hinausgehen. Ich meine hier einen angemessenen rechtlichen und finanziellen Rahmen sowie einen maßgeschneiderten Ansatz, der den verschiedenen Sportarten Rechnung trägt. Zwar fördert der Bund via Bundeswehr, Bundespolizei und Zoll zweite Karrierewege deutscher Sportler, aber wir müssen auch an diejenigen denken, die sich keine Zukunft bei Bundesbehörden vorstellen können. Wir sollten zusammen mit Unternehmern Programme und Initiativen erarbeiten, die es den Sportlern in Deutschland ermöglichen, Sport und Beruf oder Ausbildung gleichsam zu absolvieren. Teilzeitstudiengänge oder Teilzeitarbeit sind gute Beispiele. Ausbildungszeiten könnten verlängert werden, oder das Alter bei der Erstausbildung für diese Fälle könnte angehoben werden.
Vielleicht empfiehlt sich aber auch die zusätzliche Einrichtung eines runden Tisches, um spezielle Programme und Projekte so sportlernah wie möglich zu entwickeln und die Umsetzung beider Laufbahnen effektiv zu steuern. Ich auf jeden Fall wäre dabei.
Die Deutsche Sporthilfe leistet mit ihren fünf privaten Förderern einen bedeutenden und überaus wertvollen Beitrag bei der finanziellen Unterstützung unserer Athletinnen und Athleten. Das möchte ich an dieser Stelle ausdrücklich betonen. 3 800 deutsche Sportlerinnen und Sportler werden in über 50 Sportarten mit circa 12,5 Millionen Euro jährlich finanziell sowie beratend gefördert – und das nicht mit Bundesmitteln, sondern ausschließlich über Spenden oder Wirtschaftskooperationen.
Jetzt zu uns Amateuren. So nenne ich uns jetzt einmal hier im Hause.
(Heiterkeit)
– Ich möchte niemandem zu nahe treten; ich gehe nur von mir persönlich aus. – Einen Großteil des Sports treiben wir, auch als Nichtleistungssportler, in der freien Natur. Wir gehen spazieren, laufen, wandern, wir paddeln und schwimmen, fahren im Winter Ski oder, oder. Die Umwelt ist dabei für den Sport nicht nur Ressource, sondern vor allem Partner.
Ein umweltbewusster Sport begründet sich in dem rationalen Interesse an einer nachhaltigen Nutzbarkeit des Raumes für das Sporttreiben. Ein umweltbedachter Sport begründet sich zudem auch in der Idee von gegenseitiger Achtung und Fair Play als Werte zwischen Sportlern sowie der eigenen Person in deren Lebenswelt. Damit man einander im Sport begegnen kann, bedarf es eines nachhaltigen Gleichgewichts zwischen Nutzung und Schutz von Natur und Umwelt.
In diesem Sinne werden schon seit langem zahlreiche Anstrengungen durch die Bundesregierung in Kooperation mit den Sportverbänden, den Vereinen und den Sporttreibenden unternommen. Diese Anstrengungen heißt es weiter zu unterstützen und voranzubringen. Mit verschiedenen Leitprojekten wird der organisierte Sport in Kooperation mit den zuständigen Ministerien sowie weiteren wichtigen Partnern schon jetzt in vielen Bereichen seiner Verantwortung gerecht.
Der organisierte Sport in Deutschland setzt mit seinen Programmen zu Umwelt- und Klimaschutz und mit seinem Engagement für internationale Sportgroßveranstaltungen zukunftsweisende Maßstäbe, um einen Sport im Einklang mit der Natur zu ermöglichen. Dies wurde insbesondere bei der Bewerbung Münchens um die Austragung der Olympischen und der Paralympischen Winterspiele 2018 mit dem umfangreichen Umwelt- und Nachhaltigkeitskonzept deutlich.
Sportorganisationen sind beim Umwelt- und Klimaschutz auf die Unterstützung und die aktive Begleitung durch die Politik angewiesen. Eine nachhaltige Sportentwicklung in Deutschland kann nur mit allen Beteiligten gemeinsam verfolgt werden. Eine dem Grundsatz der Wahrung des Naturerbes folgende Sportpolitik unterstützt den organisierten Sport auch künftig kraftvoll bei den gemeinsamen Herausforderungen, um den Klima- und Umweltschutz im und durch den Sport weiter voranzubringen.
Sport frei!
(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)
Als nächster Rednerin erteile ich der Abgeordneten Gudrun Zollner, CDU/CSU-Fraktion, das Wort.
(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/4554695 |
Wahlperiode | 18 |
Sitzung | 86 |
Tagesordnungspunkt | 13. Sportbericht der Bundesregierung |