06.02.2015 | Deutscher Bundestag / 18. WP / Sitzung 86 / Tagesordnungspunkt 17

Gudrun ZollnerCDU/CSU - 13. Sportbericht der Bundesregierung

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Sehr geehrter Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen! „ Deutschland bewegt sich!“ Diesen Trailer kennen wir wahrscheinlich alle. Jeder von uns ist hoffentlich in einem Sportverein Mitglied. Sport ist zentraler Bestandteil des sozialen Lebens und Bindeglied der Gesellschaft. Er inkludiert, integriert und induziert. Er eint die Nationen und verbindet Menschen, ohne dass es eine Sprache braucht. Mehr noch: Sport ist für mich auch ein Synonym für Frieden und Völkerverständigung.

(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Ich spreche heute nicht nur als Sportpolitikerin, sondern auch als Familienpolitikerin zu Ihnen. Viele Projekte, die im vorliegenden Sportbericht der Bundesregierung aufgelistet sind, beziehen sich auf Familien, Senioren, Frauen und Jugend. Auf diese Bereiche möchte ich besonders eingehen.

Generationenübergreifend einander begegnen, gemeinsam aktiv sein, das ist Familiensport. Um die Familienfreundlichkeit im Sport bundesweit voranzubringen, hat das Bundesfamilienministerium zusammen mit dem DOSB 2011 und 2012 das Modellprojekt „Sport bewegt Familien – Familien bewegen den Sport“ durchgeführt. Durch die gemeinsamen sportlichen Aktivitäten und die dadurch miteinander verbrachte Zeit wurde der Zusammenhalt in den Familien gestärkt – ein Erlebnis für alle.

Für unsere Kinder ist Sport für die körperliche, kognitive, emotionale und soziale Entwicklung unerlässlich. Als Einzel- oder Mannschaftssport vermittelt er Kompetenzen, was das Internet oder eine Playstation nie erreichen können. Laut einer Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland sind 28 Prozent der 3- bis 17-jährigen Kinder und Jugendlichen täglich eine Stunde körperlich aktiv. Das heißt im Umkehrschluss, dass 72 Prozent die Empfehlung der WHO nach Alltagsaktivität oder sportlicher Aktivität nicht umsetzen. Im Vorschulalter folgt noch die Hälfte der Kinder der WHO-Empfehlung, im Jugendalter zwischen 14 und 17 Jahren sind es nur noch 12 Prozent

(Steffi Lemke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Im Erwachsenenalter noch weniger!)

Das sollte für uns alle ein Alarmzeichen sein. Der vorliegende Sportbericht zeigt viele Möglichkeiten auf, um diesem Trend entgegenzuwirken.

Auch in der zweiten Lebenshälfte ist Sport mit seinen vielfältigen Angeboten ein wichtiger Bestandteil zur Aufrechterhaltung der körperlichen, aber auch geistigen Leistungsfähigkeit. Er ist eine wichtige Gesundheitsvorsorge.

(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Der Seniorensport sichert eine längere Mobilität für eine selbstständige Lebensführung und hilft, die Lebensqualität im Alter zu erhalten und zu fördern. Der vorliegende Bericht zeigt viele Anregungen für die sogenannte Generation 50 plus auf, zur Nachahmung sehr zu empfehlen.

Ein für mich sehr wichtiger Punkt im Sportbericht ist der Abschnitt „Frauen und Mädchen im Sport“. Die Aktion „Gewalt gegen Frauen – nicht mit uns!“ wurde zusammen mit den Kampfsportverbänden im DOSB durchgeführt. Gewaltprävention ist unerlässlich und kann Frauen und Mädchen wirkungsvoll vor möglichen Übergriffen schützen. Hier setzt auch das bundesweit eingerichtete Telefon „Gewalt gegen Frauen“ an, um einen niedrigschwelligen Zugang für eine erste Anlauf- und Kontaktstelle zu garantieren.

„Gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern“, kommt Ihnen diese Formulierung bekannt vor? Passend zur derzeitigen Debatte um die Frauenquote findet man auf Seite 103 des Sportberichts: „Frauen an die Spitze“. Das damit verbundene Projekt fördert gezielt das zivilgesellschaftliche Engagement von Frauen, um ihnen Wege in die Führungsgremien des Sports zu ebnen. Aber keine Angst, es wird keine 30-Prozent-Quote gefordert und eingeführt.

Aber was wäre unser Sport ohne die vielen Millionen Ehrenamtlichen, denen ich an dieser Stelle ein großes Dankeschön zurufen möchte.

(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Mit der Nationalen Engagementstrategie reagiert die Bundesregierung auf die wachsende Bedeutung des bürgerschaftlichen Engagements in Deutschland. Mit der Initiative „Junges Engagement im Sport“ wurden unabhängig von Geschlecht, Alter, Herkunft, Religion oder Kultur chancengerechte Zugänge zum Engagement im Sport eröffnet. Neue Formen wurden erprobt, um verstärkt auch jungen Menschen in besonderen Lebenslagen Wege aufzuzeigen, sich in Strukturen der Zivilgesellschaft zu integrieren. Gerade im Hinblick auf die aktuelle Debatte über das Ehrenamt und den Mindestlohn müssen wir aber darauf achten, den freiwilligen Einsatz nicht durch Überbürokratisierung und zusätzliche Dokumentationspflichten zu ersticken.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)

Eine Ausnahme vom Mindestlohn für als gemeinnützig anerkannte Vereine würde ich deshalb sehr begrüßen.

Auch für eine Vereinfachung bezüglich der Vorlage des erweiterten Führungszeugnisses setze ich mich ein. Eine zentrale Abfragemöglichkeit beim Bundeszentralregister könnte die Kommunen enorm entlasten.

Wir müssen den Ehrenamtlichen dankbar sein für die vielen Tausend Stunden, die sie in ihrer Freizeit für das Gemeinwohl einbringen.

Der Bund nimmt seine Verantwortung aber nicht nur national wahr; er engagiert sich auch gezielt in der Entwicklungszusammenarbeit. Auf Initiative unseres Bundesministers für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Dr. Gerd Müller,

(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Guter Mann!)

werden unter anderem Kinder und Jugendliche unterstützt, deren Leben von Armut, Unsicherheit und Angst geprägt ist. Besonders Mädchen sollen neue Lebensperspektiven entwickeln können. Aufbauend auf dem Fußballsport, werden gewaltfreie Räume für sie geschaffen. Ein besonderes Augenmerk des BMZ liegt aktuell auf der Initiative „Mehr Platz für Sport – 1 000 Chancen für Afrika“. Als Wohlstandsland sehe ich uns hier in der Pflicht, dabei zu helfen, Life Skills zu vermitteln.

Das Scheitern der Bewerbung meiner Landeshauptstadt München gemeinsam mit der Marktgemeinde Garmisch-Partenkirchen und dem Landkreis Berchtesgadener Land um die Ausrichtung der Olympischen und Paralympischen Winterspiele 2018 habe ich persönlich sehr bedauert. Den Ausgang der Bürgerentscheide für die weitere Bewerbung für 2022 müssen wir akzeptieren. Ich sehe es allerdings als verpasste Chance, der Welt zu zeigen, dass Olympische Spiele auch im Einklang mit der Natur veranstaltet werden können, nämlich nachhaltig und ohne überbordenden Pomp.

(Beifall bei der CDU/CSU – Steffi Lemke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was zu beweisen ist!)

Ich durfte als Kind die Sommerspiele 1972 miterleben – ein für mich immer noch beeindruckendes Erlebnis. Auch heute ist das Olympiastadion ein einzigartiges Wahrzeichen von München, das von Menschen als Erholungs- und Eventort Sommer wie Winter gern genutzt wird.

Apropos Eventort: Die Redezeit ist abgelaufen.

(Heiterkeit)

Letzter Satz. – Gerade vor dem Hintergrund des aktuellen Weltgeschehens möchte ich meine Rede mit dem olympischen Gedanken beenden, mit der Friedensbotschaft und dem Aufruf zur Waffenruhe.

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Als nächstem Redner erteile ich das Wort dem Abgeordneten Matthias Schmidt, SPD-Fraktion.

(Beifall bei der SPD)


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/4554706
Wahlperiode 18
Sitzung 86
Tagesordnungspunkt 13. Sportbericht der Bundesregierung
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