Matthias SchmidtSPD - 13. Sportbericht der Bundesregierung
Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren auf den Zuschauertribünen! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wenn man in so einer Debatte als zwölfter von 13 Rednern dran ist,
(Steffi Lemke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist ganz schlecht! Das sollten wir unbedingt ändern!)
dann ist es wahrlich eine sportliche Herausforderung, jetzt noch Punkte zu finden, die bisher niemand erwähnt hat. Ich will mich ihr trotzdem stellen.
(Monika Lazar [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber Herr Grindel kommt ja noch! – Özcan Mutlu [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie können ja verzichten!)
– Kollege Grindel hat als 13. Redner zum 13. Sportbericht natürlich den Vorteil, dass er sagen kann: So ein Glück, dass heute nicht Freitag, der 13., ist, sondern Freitag, der 6.! Freitag, den 13., haben wir erst nächste Woche.
(Monika Lazar [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Schade eigentlich!)
Ich habe trotzdem eine Sache gefunden, die ich gern sagen möchte und die mir sehr am Herzen liegt. Ich möchte nämlich, Herr Kollege Krings, der Sportabteilung herzlich danken. Sie ist momentan in einer schwierigen Situation, kurz vor dem Umzug nach Berlin, was für alle persönlich sehr schwierig ist. Ihr ist es trotzdem gelungen, sehr sauber, sehr sachlich einen umfassenden 13. Sportbericht zu erstellen. Ich würde mich freuen, wenn Sie den Dank aller Fraktionen an die Sportabteilung weitergeben würden.
(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der LINKEN)
An die Zuhörerinnen und Zuhörer gerichtet: Im Sportbericht ist wirklich alles drin. Ich gehe davon aus: Einige von Ihnen sind auch Mitglied in einem Sportverein, sind aktive Sportler, manche vielleicht sogar im Vorstand oder an anderer Stelle ehrenamtlich tätig. Wenn Sie einmal etwas für den Überbau brauchen: Ein Blick in den Sportbericht der Bundesregierung lohnt immer! Es ist alles drin.
(Dr. André Hahn [DIE LINKE]: Bis auf die Selbstkritik! – Weitere Zurufe)
– Bis auf die Selbstkritik; sehr gut. Die Kollegen sind heute sehr erfinderisch.
Ich möchte etwas zur Weltsportministerkonferenz sagen. Ich möchte den Gedanken aufgreifen, den die Kollegen Mutlu und Gienger auch schon aufgenommen haben. Die Bundesregierung scheint mit den Ergebnissen der Weltsportministerkonferenz sehr zufrieden zu sein. Die Weltsportministerkonferenz findet sich in diesem Bericht an zwölf verschiedenen Stellen. Ich denke, die Bundesregierung kann zu Recht mit den Ergebnissen zufrieden sein, die sich am Ende in der Berliner Erklärung in 19 Punkten finden.
Ich möchte trotzdem auf etwas hinweisen, was sich in der letzten Sportausschusssitzung abgespielt hat. Wir hatten die Gewinner der „Sterne des Sports“ in der Sportausschusssitzung. Gewonnen hat der Fußballverein „Bananenflanke“
(Gudrun Zollner [CDU/CSU]: Aus Regensburg!)
aus Regensburg – zu Recht –, der eine Fußballliga für Kinder mit geistiger Behinderung organisiert. Ein Vater sagte uns dann im Sportausschuss, er hätte es sehr viel lieber gesehen, wenn sein Sohn in einen inklusiven Sportverein hätte gehen können, und fragte, was wir dafür täten, damit dies künftig möglich sei. Herr Krings, Sportabteilungsleiter Böhm hat mit der Weltsportministerkonferenz geantwortet. Er hat völlig richtig geantwortet – das stimmt schon –, aber in den Augen des Vaters konnte man sehen, wie weit die Sportpolitik von der Realität entfernt ist. Manchmal ist das so, und dieser Hinweis richtet sich an uns alle, nicht nur an die Bundesregierung, schon gar nicht an den Abteilungsleiter. Er richtet sich an uns alle, immer daran zu denken, die Sportpolitik für die Vereine, für die Menschen in unserem Land, die Sport treiben, zu machen.
(Beifall bei der SPD und der LINKEN)
Ein zweites Beispiel, das in die gleiche Kerbe haut, haben wir als Sportausschuss vorgestern in Brüssel gesehen, als wir dort mit dem Sportkommissar und den EU- Parlamentariern gesprochen haben, die das Programm Erasmus plus sehr lobten,
(Özcan Mutlu [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bürokratiemonster! – Michaela Engelmeier [SPD]: Ja, genau!)
ein mit einer Förderung von 265 Millionen für die nächsten sieben Jahre sehr groß angelegtes Programm. Es ist als ein Programm annonciert, das den Vereinen und dem Ehrenamt helfen soll. Aber die Hürden sind in der Tat so hoch, dass es für die Vereine extrem schwer ist, überhaupt daranzukommen. Auch das ist ein Beispiel, das uns daran erinnern sollte, dass wir die Politik für die Menschen im Land machen.
(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)
Natürlich gibt es auch sehr, sehr gute Beispiele, wo die Sportpolitik genau das macht, und das ist für mich ausdrücklich im Bereich des Sports von Menschen mit Behinderungen. Dort ist jeder Euro, den wir als Haushaltsgesetzgeber investieren, gut investiert. Die Menschen, die dort Sport treiben, sind nicht nur sportliche, sondern auch menschliche Vorbilder. Ich finde, da können wir nicht genug tun. Pierre de Coubertin, der Gründer der Olympischen Spiele der Neuzeit, würde – ich wage die Prognose – heute bei den Paralympics auf der Tribüne sitzen, weil dort die Werte, die er für den Sport seinerzeit ausgerufen hat, vorbildlich gelebt werden. Diese Unterstützung müssen wir weiterführen.
(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Diese Unterstützung schließt das Ehrenamt ausdrücklich ein. Im Bereich des Sports von Menschen mit Behinderungen gibt es vier Verbände: den Deutschen Behindertensportverband, den Deutschen Gehörlosen- Sportverband, den Deutschen Blinden- und Sehbehinderten-Schachbund und Special Olympics Deutschland. Sie werden von zwei männlichen und zwei weiblichen Präsidenten geleitet: von Herrn Beucher und Herrn Wiencek, Frau Reymann und Frau Krajewski, die alle hervorragende Arbeit mit ihren Vorständen leisten und den Sport ehrenamtlich vorantreiben.
Dies ist die Stelle, Herr Krings, wo folgender Nebensatz zu „Jugend trainiert für Olympia“ und „Jugend trainiert für Paralympics“ gestattet sein muss: Es war unglücklich, wie sich das Ministerium an dieser Stelle in dem Versuch verhalten hat, das eine gegen das andere auszuspielen.
(Özcan Mutlu [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das war beschämend!)
Ich bin froh, dass wir als Haushaltsgesetzgeber zweimal standhaft geblieben sind und „Jugend trainiert für Olympia“ und „Jugend trainiert für Paralympics“ sowie den Deutschen Behindertensportverband weiter fördern.
(Beifall bei der SPD – Özcan Mutlu [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dazu musste er getrieben oder getragen werden!)
Das letzte Thema, das ich gern ansprechen möchte – Kollege Tempel von den Linken hat es schon gestreift –, ist das Thema Sport und Lärm. Es findet sich nur ein kleiner Absatz im Sportbericht, auf Seite 130. Dort ist – Herr Krings, dafür sind übrigens Ihre Kollegen vom Umweltministerium zuständig; das richtet sich nicht direkt an das Innenministerium – die Sportanlagenlärmschutzverordnung, kurz SALVO, zitiert. Das ist ein schöner Name, er kommt aus dem Lateinischen, hat auch etwas mit „gesund“ zu tun. Zu der SALVO schreiben die Autoren, sie habe sich grundsätzlich bewährt, weil es einen Ausgleich zwischen den Interessen des Sports und anderen Interessen gebe. Da – so habe ich den Eindruck –ist dem Autor etwas die Feder ausgerutscht; denn wir alle wissen aus unseren Wahlkreisen: Sport und Lärmschutz sind, wenn sie aufeinandertreffen, ein massives Problem. Wir müssen dafür eine neue Lösung finden.
Wir haben im Sportausschuss darüber debattiert. Wir haben sehr gute Vorschläge, beispielsweise des Deutschen Städtetages, erhalten. Er hat das ganz sauber aufgelistet: Muss es sonntags von 13 bis 15 Uhr eine Mittagspause geben? Ich meine: Nein. Wie lange darf man Sport werktagsabends treiben? Ich denke: bis 22 Uhr. Wie werden Altanlagen geschützt? Das ist ein Auftrag an uns alle hier im Parlament, im Jahr 2015 etwas zu bewegen. In diesem Sinne würde ich mich freuen, wenn wir das gemeinsam mit der Bundesregierung angehen und für den Sport etwas tun.
Vielen herzlichen Dank.
(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)
Als letztem Redner dieser Aussprache erteile ich das Wort dem Abgeordneten Reinhard Grindel, CDU/CSU- Fraktion.
(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/4554754 |
Wahlperiode | 18 |
Sitzung | 86 |
Tagesordnungspunkt | 13. Sportbericht der Bundesregierung |