Gabriele Hiller-OhmSPD - Kulturtourismus in den Regionen
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich freue mich sehr, dass wir heute über einen der wichtigsten Wirtschaftszweige in Deutschland sprechen, den Tourismus.
(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)
Nun gibt es viele Arten von Tourismus. Der von uns vorgelegte Antrag befasst sich mit dem Kulturtourismus. Den wollen wir in Deutschland stärken.
Sie denken jetzt vielleicht: Warum das denn? Der Kulturtourismus ist doch ein Selbstläufer. Deutschland ist inzwischen das Kulturreiseziel Nummer eins in Europa – vor Frankreich und Italien. – Ja, Sie haben recht: Wir haben in Deutschland einen wahren Schatz an Kultur: Museen, Theater, Opernhäuser, Festivals, Industriekultur und vieles mehr. Darüber hinaus haben wir ein unglaublich reiches Weltkulturerbe, wie meine Heimatstadt Lübeck, deren Altstadt zum UNESCO-Welterbe gehört. Sie ist als Kulturhauptstadt des Nordens ein wahrer Besuchermagnet.
Auch viele andere Großstädte haben in den letzten Jahren überdurchschnittlich vom Tourismus profitiert. Hier funktioniert das Zusammenspiel von Kultur und Tourismus also hervorragend.
Wie aber sieht es in den ländlichen Regionen aus? Auch sie haben ja einiges zu bieten, doch leider gelingt hier der Austausch nicht immer so gut. Das wollen wir jetzt ändern.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)
Wir werden die Kultur und den Tourismus mit einer „Initiative Kulturtourismus in den Regionen“ zum gegenseitigen Nutzen stärker zusammenbringen.
Das regionale Kulturangebot bietet oft wertvolle Alleinstellungsmerkmale für die Vermarktung. Zugleich verschafft der Kulturtourismus den Kultureinrichtungen neue Zielgruppen, mehr Besucherinnen und Besucher und eine breitere Wahrnehmung. Das funktioniert aber nur, wenn die Akteurinnen und Akteure in der Kultur und im Tourismus die gleiche Sprache sprechen. Das ist oft nicht der Fall; denn die Kultur und der Tourismus haben unterschiedliche Herangehensweisen: Museen und Kulturstätten wollen in erster Linie ein umfassendes thematisches Angebot machen und die Kulturschätze mitunter vor zu starkem Andrang schützen. Für Hotels, Restaurants und Tourismusmarketing ist dagegen die Gästenachfrage das A und O, nach dem Motto: Je mehr, desto besser.
Leider funktioniert auch die Zusammenarbeit von Stadt und Land oft nicht so gut. Wenn es gelingt, mehr Verständnis füreinander und einen fruchtbaren Austausch der unterschiedlichen Interessen zu erreichen, kann nur Gutes daraus erwachsen – für die Urlauber genauso wie für die Regionen und für die Menschen, die dort leben und arbeiten.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)
Wir wollen mit unserer Initiative darüber hinaus dazu beitragen, dass nicht jede Gemeinde nur für sich um ihren eigenen kleinen Kirchturm herum touristisch wirkt. Wir schaffen Anreize und Möglichkeiten, sich überregional und über Landesgrenzen hinweg zu vernetzen.
Um diese Herausforderung zu bewältigen, brauchen wir die Bundesregierung und unsere Tourismusbeauftragte. Ihre Aufgabe ist es nun, eine koordinierte „Initiative Kulturtourismus in den Regionen“ ins Leben zu rufen. Wichtigste Ziele hierbei sind:
Erstens. Die Entwicklung guter Vermarktungskonzepte für den Kulturtourismus soll gefördert werden.
Zweitens. Wir wollen eine Plattform für strategisches kulturtouristisches Marketing entwickeln.
Drittens. Mit einem Bundeswettbewerb sollen vor allem im ländlichen Raum kulturtouristische Projekte initiiert werden.
Viertens. Wir wollen insbesondere überregionale kulturtouristische Projekte in jedem Bundesland modellhaft fördern, wenn sie besonders innovativ sind und einen barrierefreien Ansatz verfolgen.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, mit dieser Initiative bringen wir den Kulturtourismus bundesweit noch ein Stück weiter voran und verschaffen wir vielen Regionen neue Perspektiven.
(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)
Dass das Thema auch in der Branche verstärkt im Trend liegt, macht unter anderem eine neue eigene Halle für Kulturtourismus auf der ITB im März deutlich.
Wichtig ist uns auch, die herausragende Bedeutung des Tourismus noch stärker im Bewusstsein von Politik und Gesellschaft zu verankern. Immerhin ist der Tourismus mit einer Wertschöpfung von rund 100 Milliarden Euro einer der wichtigsten Wirtschafts- und Wachstumsmotoren, die wir in Deutschland haben, und er brummt, wie die aktuelle Jahresbilanz 2014 belegt. Der Deutschlandtourismus hat mit 423 Millionen Übernachtungen zum fünften Mal in Folge ein Rekordergebnis eingefahren. Das sind satte 3 Prozent mehr.
Dieses tolle Ergebnis ist natürlich nicht vom Himmel gefallen. Nein, es ist vor allem das Verdienst der fast 3 Millionen engagierten und fleißigen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in der Tourismusbranche. Ich freue mich deshalb sehr, dass wir uns jetzt endlich einmal ganz konkret bei ihnen bedanken können. Wir tun das mit dem gesetzlichen Mindestlohn, der seit Januar gilt und vor allem den Beschäftigten in der Tourismusbranche Verbesserungen bringen wird.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)
Ich bin mir sicher: Mit einer guten Lohnkultur klappt es noch besser mit Tourismus und Kultur vor allem in den Regionen.
Danke.
(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)
Für die Fraktion Die Linke hat die Kollegin Kerstin Kassner das Wort.
(Beifall bei der LINKEN)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/4557205 |
Wahlperiode | 18 |
Sitzung | 86 |
Tagesordnungspunkt | Kulturtourismus in den Regionen |