05.03.2015 | Deutscher Bundestag / 18. WP / Sitzung 91 / Zusatzpunkt 3

Astrid FreudensteinCDU/CSU - Aktuelle Stunde zur Beschäftigungssituation von Frauen

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Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen! Wir brauchen gar nicht drum herumzureden: Wenn Frauen für genau die gleiche Arbeit, für eine gleichwertige Arbeit weniger Geld bekommen als Männer, dann ist das ungerecht, und wenn Frauen in unserem Land überproportional häufig von Armut und Altersarmut betroffen sind, kann uns das nicht in Ruhe lassen.

Frauen verdienen im Schnitt 22 Prozent weniger als Männer. Dieses sogenannte Gender Pay Gap lässt sich allerdings aufteilen: 15 Prozent Unterschied lassen sich erklären – ich werde Ihnen das tatsächlich wieder erklären –, 7 Prozent lassen sich aber tatsächlich durch nichts so recht erklären. Diese 7 Prozent sind die eigentliche Ungerechtigkeit. Das ist Diskriminierung von Frauen, die schlicht und ergreifend schon jetzt verboten ist.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Ich will jetzt aber auch über diese 15 Prozent sprechen, die Sie vielleicht als Skandal betrachten, ich aber nicht. Punkt eins: Frauen kriegen Kinder. Punkt zwei: Frauen wählen nach wie vor Berufe, die nicht besonders gut bezahlt sind,

(Elke Ferner [SPD]: Dafür kriege ich doch keine schlechtere Bezahlung!)

und sie erreichen seltener gut bezahlte Führungspositionen. Punkt drei: Viele Frauen arbeiten Teilzeit, und es werden immer mehr.

(Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist kein Grund, dass sie einen geringeren Stundenlohn bekommen!)

Zu allen drei Punkten will ich etwas sagen.

Erstens: zur Teilzeit. Wenn wir uns die Zahlen des Statistischen Bundesamtes anschauen, stellen wir fest: Inzwischen sind drei von vier Frauen erwerbstätig. Das ist so viel wie nie zuvor. Das ist eine ausgesprochen gute Nachricht.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

In Bayern ist im Übrigen die Erwerbsquote von Frauen in Westdeutschland am höchsten und mit am höchsten in Deutschland. Die Zahl der vollzeitbeschäftigten Frauen geht aber gleichzeitig zurück. Von den Frauen, die erwerbstätig sind, arbeitet inzwischen nicht einmal mehr jede zweite Vollzeit. Trotzdem sind es in der Gesamtheit so viele wie nie zuvor.

Warum, meinen Sie, ist das so? Es gibt Frauen, die einfach keine Vollzeitstelle bekommen, obwohl sie eine wollen. Dies ist gerade im Osten der Fall. Dies sind allerdings nur 14 Prozent. Die allermeisten erwerbstätigen Frauen arbeiten Teilzeit, weil sie Teilzeit arbeiten wollen. Warum wollen sie Teilzeit arbeiten?

Das führt mich zum zweiten Punkt: Frauen bekommen Kinder. Es gibt viele Frauen, die sich allein um die Kinder kümmern müssen. Es gibt aber auch sehr viele Frauen, die sich ausgesprochen gerne um ihre Kinder kümmern.

(Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Männer gibt es auch!)

Sie wollen Zeit mit ihren Kindern verbringen. Sie wollen daheim sein, wenn das Kind aus der Schule kommt.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Sie wollen daheim sein, wenn die ersten Zähne wachsen. Sie wollen daheim sein, wenn die Zähne wieder herausfallen.

(Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Wir Männer auch!)

Ich kann das gut verstehen. Manche wollen auch dann noch daheim sein, wenn das Kind den ersten Liebeskummer hat. Ich kann das verstehen. Für all das braucht man Zeit. Diese Zeit nehmen sich Frauen. Sie wollen sehr häufig eine Teilzeitstelle. Sie nehmen sie, wenn sie Anspruch darauf haben oder wenn sie es sich leisten können.

Drittens. Frauen sind viel häufiger als Männer in Branchen beschäftigt, in denen schlecht bezahlt wird. Sie erreichen dort auch seltener gut bezahlte Führungspositionen. An der Berufswahl von Frauen können wir nur in sehr begrenztem Maße etwas ändern. Wir können aufklären und Frauen und Mädchen auf Berufe hinweisen, die bisher als typisch männlich erachtet wurden. Aber Fakt ist auch: Frauen gehen trotz all unserer Appelle und aller Aufklärung lieber ins Büro als in die Autofabrik, auch wenn sie wissen, dass in der Metall- und Elektroindustrie ganz ordentlich bezahlt werden würde. Frauen studieren trotz unserer Appelle lieber Medienwissenschaften als Maschinenbau, obwohl sie wissen, dass sie als Pressesprecherin oder Journalistin nicht reich werden.

Ich halte es auch nicht für eine weibliche Schwäche, wenn Frauen bei der Berufswahl nicht in erster Linie an das Geld denken.

(Steffi Lemke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und Mädchen spielen immer mit Puppen, oder wie?)

Tatsache ist auch, dass wenige Frauen in Führungspositionen sind. Aber eine Führungsposition verlangt eben auch vollen Einsatz: am Abend und auch am Wochenende. Es werden Umzüge und Dienstreisen verlangt.

(Zurufe von der LINKEN)

Damit wären wir wieder beim Punkt Familie angekommen. Viele Frauen wollen das nicht. Sie wollen sich nicht ganz für den Beruf opfern. Sie fühlen sich dann am glücklichsten, wenn sie Familie und Beruf unter einen Hut bringen können.

(Beifall bei der CDU/CSU – Zurufe von der SPD und der LINKEN)

Deshalb sollten wir uns in dieser Debatte zu Recht fragen, was wir mit dem Appell „Mehr Frauen in mehr Arbeit“ meinen. Wollen wir damit den Fachkräftemangel bekämpfen? Das wäre legitim. Wollen wir unsere Sozialsysteme stabilisieren? Das fände ich auch legitim. Oder meinen Sie vielleicht tatsächlich, dass Frauen nur durch Erwerbsarbeit emanzipiert sein können? Dem würde ich widersprechen.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Wenn sich Frauen für einen Beruf entscheiden, wenn sie Kinder bekommen, wenn sie beruflich kürzertreten, dann tun sie das in aller Regel, ohne sich um Fachkräftemangel, Stabilisierung von Sozialsystemen und emanzipatorische Ideologien zu kümmern. Ich finde das auch in Ordnung. Sie tun es aus freiem Willen. Wir müssen respektieren, dass Frauen heute ihr Leben so leben, wie sie es leben wollen.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU – Elke Ferner [SPD]: Können sie aber nicht!)

Für Bündnis 90/Die Grünen spricht jetzt die Kollegin Ulle Schauws.


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/4698905
Wahlperiode 18
Sitzung 91
Tagesordnungspunkt Aktuelle Stunde zur Beschäftigungssituation von Frauen
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