Carsten TrägerSPD - Bildung für nachhaltige Entwicklung
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! 2015 wird ein entscheidendes Jahr für das Megathema Nachhaltigkeit. Es herrscht Hochbetrieb an vielen Baustellen der Nachhaltigkeit, viele Akteure arbeiten auf vielen verschiedenen Ebenen mit vielen Schwerpunkten.
Hier in Deutschland ist ein ganz wesentlicher Schwerpunkt die Weiterentwicklung der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie. Wir werden die Indikatoren anpassen und sie weiterentwickeln. Wir wollen unsere ehrgeizigen Ziele beim Umweltschutz, beim sozialen Zusammenleben und bei der wirtschaftlichen Entwicklung erreichen.
Auf internationaler Ebene werfen gleich zwei große UN-Konferenzen ihre Schatten voraus; sie werden entscheidend sein für die nachhaltige Entwicklung unseres Planeten. Jedem von uns ist bewusst, welche Bedeutung die Konferenz von Paris für die Bewahrung unseres Klimas haben wird.
(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Hoffentlich!)
Leider wesentlich weniger bekannt ist die UN-Konferenz, die im September in New York stattfinden wird. Dort wird es um die Festschreibung der Sustainable Development Goals gehen. Minister Müller hat davon gesprochen, dass dort der „Weltzukunftsvertrag“ verhandelt werden wird. Ich finde diese Formulierung absolut treffend;
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)
denn es geht dort um Nachhaltigkeitsziele für alle Staaten – sowohl für Industrieländer als auch für Schwellenländer als auch für sich entwickelnde Staaten – und, ganz wichtig, auch um deren Durchsetzung.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD)
Die Bedeutung dieser Konferenz ist nicht hoch genug einzuschätzen, trotzdem weiß kaum jemand davon.
Da sind wir mitten im Thema: Wenn wir das Leben auf unserem Planeten wirklich nachhaltig – im besten Sinne des Wortes „nachhaltig“ – verändern wollen zu einer Lebensweise, die auch noch unseren Kindern eine lebenswerte Umwelt hinterlässt, dann dürfen wir uns nicht darauf beschränken, rechtliche Rahmenbedingungen zu setzen für dieses oder jenes Problem. Die sind natürlich auch wichtig; das wird aber nicht reichen. Wir müssen die Köpfe und die Herzen der Menschen erreichen, wir müssen jeden Einzelnen überzeugen. Das geht nur mit nachhaltiger Bildung.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)
Wir wissen das – zumindest alle, die hier an dieser Debatte teilnehmen –, und die Verhandelnden von New York wissen das auch; denn das vierte von den 17 Zielen im Vertragsentwurf heißt:
(Dr. Valerie Wilms [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Klar! Richtiges Ziel!)
Wie nötig die Stärkung der Bildung für eine nachhaltige Entwicklung ist, wurde mir diese Woche im Umweltausschuss am Beispiel der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt bewusst. Der Indikatorenbericht, den wir besprochen haben, beschreibt die Fortschritte hin zu mehr biologischer Vielfalt in Deutschland. Unter anderem misst er das gesellschaftliche Bewusstsein.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, gerade einmal 25 Prozent der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland haben ein ausreichendes Wissen zur biologischen Vielfalt und sind auch bereit, ihr Verhalten entsprechend anzupassen.
(Dr. Valerie Wilms [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das müssen wir deutlich verbessern!)
Da gibt es minimale Verbesserungen im Vergleich zu früheren Jahren; aber von dem Zielwert, dem wir uns alle hier verpflichtet haben, sind wir weit entfernt, und das, obwohl der Zeitraum von 2011 bis 2020 zur UN- Dekade der biologischen Vielfalt ausgerufen wurde. Wir brauchen hier dringend eine Verbesserung beim Indikator „gesellschaftliches Bewusstsein“.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Da sind mehr und bessere Bildung gefragt und auch eine bessere, zielgruppengerechtere Ansprache. Wir brauchen Bildung für nachhaltige Entwicklung in Kindergärten, in Kitas, in Schulen, in der beruflichen Bildung und an den Hochschulen.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Da wird vor Ort schon hervorragende Arbeit geleistet. Ich habe in meinem Wahlkreis neulich eine Kita besucht, die den Kleinen kindgerecht nachhaltiges Leben nahebringen will: bei der Ernährung, beim Spielzeug oder dem Umgang mit der Natur. Natürlich gibt es ganz viele weitere positive Beispiele. Aber können wir es uns leisten, dass solch vorbildliche Arbeit vom Engagement einzelner Erzieherinnen bzw. Einrichtungen abhängt? Ich glaube, nicht. Wir müssen die Bildung für Nachhaltigkeit weiter stärken. Die Idee der Nachhaltigkeit muss rein in die Herzen der Menschen. Es reicht nicht, dass Nachhaltigkeit ein Thema hier bei uns im Parlament ist. Sie muss auch ein Thema in den Wohnzimmern sein.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)
Der Weg dorthin, liebe Kolleginnen und Kollegen, führt über die Klassenzimmer; hier kann die Politik mitgestalten. Also: Das Thema Nachhaltigkeit muss in die Lehrpläne aufgenommen werden. Mathematik, Physik und Geschichte sind wichtig – ganz klar –; aber die Zukunft unseres Planeten ist es eben auch.
Vielen Dank.
(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Vielen Dank. – Letzte Rednerin zu diesem Tagesordnungspunkt ist die Kollegin Dr. Claudia Lücking- Michel, CDU/CSU-Fraktion.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/4699502 |
Wahlperiode | 18 |
Sitzung | 91 |
Tagesordnungspunkt | Bildung für nachhaltige Entwicklung |