05.03.2015 | Deutscher Bundestag / 18. WP / Sitzung 91 / Tagesordnungspunkt 9

Claudia Lücking-MichelCDU/CSU - Bildung für nachhaltige Entwicklung

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Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Im September haben wir auf die Dekade für Bildung für nachhaltige Entwicklung zurückgeblickt. Heute schauen wir mit unserem Antrag für das Weltaktionsprogramm nach vorne in die Zukunft. Viel haben wir schon in dieser Debatte gehört, von mir an dieser Stelle vielleicht noch fünf Gedanken.

Erstens. Bevor wir uns in der Vielfalt der Themen und Aufgaben verlieren, die alle unter das Thema nachhaltige Entwicklung fallen: Es geht um Bildung, die Menschen zu einem gesellschaftlichen Wandel befähigt. Der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen formuliert es so: Für ein zukunftsfähiges gesellschaftliches Entwicklungsmodell brauchen wir einen Wandel vom fossilen ökonomischen System zu einer nachhaltigen Gesellschaft. – Diese „Große Transformation“, wie er es nennt, von einem System ins andere kann nur erreicht werden, wenn es uns gelingt, einen wissensbasierten gesellschaftlichen Suchprozess zu initiieren, einen Prozess, der ergebnisoffen sein muss, aber unbedingt auf eine breite Beteiligung aufsetzen muss.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)

Wir können gesellschaftlichen Wandel nicht politisch verordnen, wir brauchen dazu aufgeklärte Bürgerinnen und Bürger, die diesen Wandel mittragen können und wollen. Bildung für nachhaltige Entwicklung schafft dafür die notwendigen Voraussetzungen.

Zweitens. Wir sind gerade mitten auf dem Weg von den Millenniumszielen zu den nachhaltigen Entwicklungszielen der Post-2015-Agenda. Dabei wird deutlich: Die planetarischen Grenzen werden schon heute an vielen Stellen vollkommen überdehnt. Die ökologische Frage ist heute vor allen Dingen zu einer Gerechtigkeitsfrage geworden. Bildung für nachhaltige Entwicklung ist deshalb zu Recht im Entwurf der Vereinten Nationen für die Post-2015-Agenda als ein Unterziel vereinbart worden.

Drittens. Im Rahmen des ganzen Post-2015-Prozesses wird immer wieder eingefordert, dass dessen Ziele nicht nur für die Entwicklungs- und Schwellenländer gelten, sondern gerade auch für die Industrieländer. Da ist es nur folgerichtig, noch einmal zu betonen: Auch Bildung für nachhaltige Entwicklung ist dann eben nicht nur ein Thema für den Süden, sondern gerade und besonders für uns im Norden.

(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Für uns Industrieländer heißt das: Wir müssen unsere Ressourcen effizienter einsetzen. Wir müssen unseren ökologischen Fußabdruck reduzieren. Es bedarf technischer, technologischer und ökonomischer Innovationen. Es bedarf aber auch kultureller und sozialer Innovationen, um den Wandel unserer Gesellschaften zu erreichen.

Viertens. Transformation ist damit eine gesamtgesellschaftliche Lern- und Bildungsaufgabe; von dieser Herausforderung haben wir heute schon an vielen Stellen gehört. Ich möchte betonen: Wir müssen uns besonders an die „Agenten des Wandels“ richten. Ich meine damit die Erzieherinnen und Erzieher, die Lehrerinnen und Lehrer. Wir müssen natürlich die Jugend stärker einbinden und die Hochschulen, wo wir dieses Thema stärker verankern wollen.

Fünftens. Bildung für nachhaltige Entwicklung sollte niemals nur in den formalen Bildungsprozessen verankert sein und nur das kognitive Lernen erfassen, wichtig ist, dass Nachhaltigkeit auch gelebt wird. Zukunftsfähiges Wirtschaften darf dann nicht nur auf dem Lehrplan, im Curriculum stehen, sondern muss auch erfahrbar werden, zum Beispiel durch die ökologischen und sozialen Standards der eigenen Beschaffungspolitik einer Schule oder Institution.

Damit komme ich auch zum Schluss. Es ist gut, dass wir Parlamentarier heute mit diesem Antrag den Start des Weltaktionsprogramms bekräftigen. Es wird aber auch Zeit, dass die Bundesregierung das Weltaktionsprogramm konkret auf die Schiene setzt. Bei allen strukturellen Veränderungen, die offensichtlich geplant sind – die UNESCO wird ja nicht mehr federführend sein –, muss das Ziel doch dasselbe bleiben: Es geht darum, das Bewusstsein zu schaffen, dass wir alle Bürgerinnen und Bürger einer Welt sind, dass der Wandel unserer Lebens- und Wirtschaftsweise auch in unserem Interesse liegt und dass wir es sind, die diesen Wandel gestalten müssen. Deshalb bitte ich Sie um Zustimmung zu unserem Antrag und sage vielen Dank.


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/4699508
Wahlperiode 18
Sitzung 91
Tagesordnungspunkt Bildung für nachhaltige Entwicklung
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