06.03.2015 | Deutscher Bundestag / 18. WP / Sitzung 92 / Zusatzpunkt 4

Georg NüßleinCDU/CSU - Aktuelle Stunde zu Klimaschutz und Energieeffizienz

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Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Herr Krischer, das war ein ganz gezielter Versuch, die Öffentlichkeit in die Irre zu führen. Das wissen Sie ganz genau.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Ingbert Liebing [CDU/CSU]: So ist es!)

Wir, die Große Koalition, die Fraktion der CDU/CSU, stehen zur steuerlichen Förderung der Gebäudesanierung, und zwar ohne Wenn und Aber.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann machen Sie es auch!)

Es gibt ein altes, lang und vielfach debattiertes, verhandeltes Angebot an die Länder. Die Länder sind aber natürlich bauernschlau. Sie wollen eine doppelte Kompensation. Die Länder sagen: Wir machen das über den Handwerkerbonus. Dann kommt bei uns schon einmal ein fettes Plus an, wenn wir diesen so reduzieren, wie Sie es beschrieben haben. Hinzu kommt die Kompensation durch den Steuerbonus mit seiner konjunkturellen Wirkung. Dann haben wir noch einmal ein Plus gemacht. – Das hat der Kollege Krischer auch gerade beschrieben.

(Christian Kühn [Tübingen] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Aber die Kanzlerin war doch dabei!)

Meine Damen und Herren, das kann so nicht sein.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Anstatt hier so einen Auftritt hinzulegen, hätten Sie besser einmal mit Ihren Kolleginnen und Kollegen in den Länderregierungen gesprochen.

(Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da gab es einen Konsens! Auch mit der Bundesregierung!)

Diesen hätten Sie sagen sollen, dass man nicht nur Sonntagsreden halten und sagen kann, wie wichtig der Klimaschutz ist. Man kann doch nicht die Welt retten wollen, aber keinen Cent dafür in der Tasche haben. Das geht doch nicht, Herr Krischer.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Die große Frage ist doch, wofür die Länder stehen. Sie sagen zwar, dass sie dem Klimaschutz erste Priorität einräumen, stellen aber keine Haushaltsmittel hierfür bereit. Das geht so nicht. Die Länder müssen jetzt endlich auf dieses Angebot eingehen und mitmachen.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Christian Kühn [Tübingen] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Es geht um Bayern, nicht um die Länder!)

Wir laden Sie ein. Sie machen stattdessen am Freitagnachmittag diese Haltet-den-Dieb-Debatte und tun so, als ob es am bayerischen Ministerpräsidenten liegen würde, dass es an dieser Stelle nicht weitergeht.

(Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Natürlich! Wir hatten Konsens – bis auf ihn!)

Natürlich muss Ministerpräsident Seehofer ein bisschen weiterdenken als der eine oder andere Lobbyist, der nur seine Branche im Kopf hat. Das haben wir anhand der Kritik erlebt.

(Heiterkeit und Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Erstens. Der Handwerkerbonus ist seinerzeit gezielt zur Vermeidung von Schwarzarbeit eingeführt und auch auf dieser Grundlage berechnet worden. Aufgrund der Berechnung kann man da nicht einfach Abstriche machen.

(Lisa Paus [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie wissen schon, dass die Handwerkskammer das selber anbietet?)

Zweitens muss er daran denken, dass vom Handwerkerbonus eine Menge Gewerbe profitiert. Sie jedoch wollen das auf einige wenige Gewerbe konzentrieren.

Drittens – auch das muss man deutlich formulieren –: Vom Handwerkerbonus profitieren nicht nur die Vermieter, sondern auch die Mieter. Die Mieter würden Sie jetzt davon ausnehmen. Für diese machen Sie jetzt eine Steuererhöhung. Das ist eine ganz neue Masche von Ihnen. Ich nehme das zumindest einmal zur Kenntnis und nehme an, dass auch die Bürgerinnen und Bürger zur Kenntnis nehmen werden, was Sie da tun.

(Zuruf des Abg. Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

Ich glaube, dass wir diese Verhandlungen weiter fortsetzen müssen. Die Förderung nur über KfW-Zuschüsse halte ich persönlich, ganz offen gesagt, für zu wenig. Ich stehe zur steuerlichen Förderung des Ganzen.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Ich appelliere nochmals sehr deutlich an die Länder, sich einen Ruck zu geben und sich klarzumachen, dass über diesen Hebel letztendlich auch Geld bei ihnen ankommen wird. Bereits bei einem Förderhebel von 1 : 6 würde sich die 1 Milliarde Euro rechnen. Die Wissenschaftler prognostizieren einen Hebel von 1 : 12. Also könnten damit auch die Länder ein steuerliches Geschäft machen. Ich verstehe nicht, warum es denen so schwerfällt, an dieser Stelle einzuschlagen.

Ich möchte auch noch einmal deutlich sagen: Wenn wir das machen – egal ob über die KfW oder über die steuerliche Förderung –, dann müssen wir uns noch einmal Gedanken über die genaue Ausgestaltung machen. Ich glaube schon, dass es wichtig ist, an dieser Stelle Prioritäten zu setzen – Stichwort „Heizungssanierung“, Stichwort „Fenster“. Der Idee, ganz Deutschland in Styropor zu packen, stehe ich aber ganz offen kritisch gegenüber.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Ich würde mir wünschen, dass die Grünen, die hier normalerweise auch entsprechend skeptisch sind, etwas dazu sagen,

(Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dazu habe ich etwas gesagt! Sie haben nicht zugehört! Herr Nüßlein, Sie hören nicht zu!)

dass sie das entsprechend formulieren und Position zu den inhaltlichen Fragen beziehen.

(Christian Kühn [Tübingen] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Sie blockieren doch, dass ökologische Baustoffe stärker eingesetzt werden!)

Ansonsten bitte ich Sie dringend: Lobbyieren Sie bei den Ländern! Machen Sie hier keine Showveranstaltung! Behaupten Sie nicht, die anderen seien schuld! Diejenigen, die in den Ländern regieren

(Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Also die CSU!)

– ich meine insbesondere die Regierungen, an denen die Grünen beteiligt sind –, sind verantwortlich dafür, auch einmal die Tasche aufzumachen und etwas für den Klimaschutz zu tun, statt nur flache Reden zu halten.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Vielen Dank. – Eva Bulling-Schröter, Fraktion Die Linke, hat jetzt das Wort.

(Beifall bei der LINKEN)


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/4704767
Wahlperiode 18
Sitzung 92
Tagesordnungspunkt Aktuelle Stunde zu Klimaschutz und Energieeffizienz
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