Artur AuernhammerCDU/CSU - Männliche Küken leben lassen
Verehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Als die Änderung der Tagesordnung bekannt geworden ist – in diesem Zusatzpunkt geht es um das Leben der männlichen Küken –, hat sich der eine oder andere Kollege, der nicht vom Fach ist, gefragt: Was ist denn das für ein Thema? Die breite Debatte heute – darin ist schon viel Richtiges gesagt worden – hat gezeigt: Es geht darum, dass in zehn Jahren über 400 Millionen Küken getötet worden sind. Das ist eigentlich das Thema. Das sollte uns auch bewegen. Ich bin dankbar für die offene und ehrliche Debatte hier. Aber den Lösungsweg, den Königsweg, haben wir noch nicht gefunden. Daran müssen wir noch arbeiten.
Die Zucht von Zweinutzungstieren – das ist angesprochen worden – ist außerordentlich zu begrüßen. Wir kennen das von der Rinderhaltung. Wir kennen das auch von anderen Zuchtbereichen. Die Zweinutzungszucht ist weiter nach vorn zu bringen und wird mit Sicherheit einen großen Beitrag leisten. Ich bitte in erster Linie die gesamte Ökobranche, in diese Richtung zu züchten, in diese Produktion einzusteigen; denn sie als Vorreiter dieser Lösung sollte mit gutem Beispiel vorangehen.
(Harald Ebner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Heißt das: Die anderen sind nicht so arg verpflichtet?)
Es ist auch schon die Möglichkeit der Geschlechtsbestimmung bereits im Ei angesprochen worden. Wir sind dabei auf dem Weg. Ich gehe auch davon aus, dass der Herr Bundesminister noch vor Ostern etwas ankündigen wird, Herr Kollege Ostendorff.
(Harald Ebner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ankündigen? – Friedrich Ostendorff [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Frage ist, ob was passiert!)
– Wenn ein CSU-Minister etwas ankündigt, dann kommt auch etwas Vernünftiges dabei heraus.
(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Kirsten Tackmann [DIE LINKE]: Was zu beweisen wäre! – Friedrich Ostendorff [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Da sind wir nicht so sicher! Allein, mir fehlt der Glaube!)
– Ein gewisser parteipolitischer Touch sei auch in dieser wichtigen Diskussion erlaubt.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich möchte hier auch die Rolle der Verbraucher ansprechen und an die Verbraucher appellieren. Warum sind wir denn so weit gekommen? Die Eier können nicht billig genug sein. Das Brathähnchen kann nicht billig genug sein. Wer im Supermarkt zehn Eier kauft und dafür gerade mal 1 Euro bezahlt, der hat für mich keinerlei Berechtigung mehr, über tote Küken zu diskutieren. Es muss ein Mehr an Erlös für die Erzeuger da sein, damit die Zweinutzungszucht auch wirtschaftlich darstellbar ist.
(Harald Ebner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Richtig! So ist es!)
Meine sehr verehrten Damen und Herren, wenn wir diese innovativen Vorschläge der Grünen umsetzen wollen, stellt sich die Frage: Wozu wird es führen, wenn wir zu schnell an die Thematik herangehen? Ich erinnere an die Erfahrung, die wir bereits bei der Legehennenhaltungsverordnung gemacht haben: Die Hühner sitzen nicht mehr in deutschen Käfigen, sondern in irgendwelchen ausländischen Käfigen, und die Eier sind trotzdem im deutschen Supermarkt.
(Harald Ebner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sind sie nicht!)
Wir brauchen eine Lösung, die die Produktion im Land hält, die unsere Eierproduzenten und unsere Geflügelfleischproduzenten im Land stärkt. Sie sollen mit dieser Produktion auch ihr Geld verdienen dürfen.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Ich möchte auch noch das Flüssigei erwähnen. Dies wird in Lebensmitteln verarbeitet; das sieht der Verbraucher gar nicht mehr. Woher dieses Flüssigei kommt, ist manchmal sehr zu hinterfragen. Deshalb warne ich vor nationalen Alleingängen. Das ist das Lieblingsthema unserer Verbotspartei hier. Ich warne vor solchen nationalen Alleingängen. Wir brauchen eine gemeinsame Lösung, einen europäischen Ansatz. Wenn Sie als Grüne dabei den Vorreiter machen wollen, dann machen Sie das gern. Bitte! Ich unterstütze Sie.
Vielen Dank.
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/4775786 |
Wahlperiode | 18 |
Sitzung | 94 |
Tagesordnungspunkt | Männliche Küken leben lassen |