Rainer SpieringSPD - Milchviehhaltung
Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer! Lassen Sie mich vorab etwas sehr Persönliches sagen. Es ist für meinen geschätzten Kollegen Wilhelm Priesmeier ein langer Weg gewesen, die Quote abzuschaffen. Wilhelm, herzlichen Dank, dass du so lange drangeblieben bist und das auch zu einem guten Ende geführt hast!
(Beifall bei der SPD – Dr. Kirsten Tackmann [DIE LINKE]: Der war das! – Franz-Josef Holzenkamp [CDU/CSU]: Der Wilhelm hat die Quote abgeschafft! – Harald Ebner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der Wilhelm hat die Quote abgeschafft! Das ist der Hammer! – Beifall der Abg. Gitta Connemann [CDU/CSU])
Nun zur Sache. Ich habe meinen Vorrednern sehr aufmerksam zugehört. Es ist sehr intensiv darüber spekuliert worden: Was passiert wann? Das wird die Zukunft zeigen. Das wissen wir jetzt nicht.
Ich bin, ich glaube, vor drei oder vier Wochen zu Hause bei unserem Milchviehhalterring gewesen. Da ist der Preis, der aktuell ausgehandelt worden ist, genannt worden. Ich glaube, es waren 31,8 Cent. Es war eine große Gemeinschaft von Milchviehhaltern. Ich hatte nicht den Eindruck, dass dieser Preis für sie völlig niederschmetternd ist, sondern ich hatte den Eindruck: Er ist für sie auskömmlich; damit können sie klarkommen.
Natürlich gibt es keine Garantie dafür, dass der Preis so bleibt. Wie sollte das auch sein? Damit komme ich zum Kernpunkt meiner Überlegungen, was die Milchquote angeht. Die deutsche Landwirtschaft ist heute Teil unserer mittelständischen Wirtschaft, nicht mehr und nicht weniger. Wir müssen akzeptieren, dass sich auch dieser Teil des Mittelstands am Markt bewegen muss, und zwar mit allen Vor- und Nachteilen. Ich glaube nicht, dass es sinnvoll ist, bei einem Produkt wie Milch zu versuchen, einen künstlichen Markt zu schaffen oder zu erhalten. Das wird sich auf Dauer nicht durchsetzen. Ich glaube, dass wir ganz andere Wege gehen müssen, um unsere Kulturlandschaft zu erhalten.
Das bäuerliche Produkt, die Milch, ist in der Form, in der wir gerade im mittelständischen Bereich in Deutschland Wirtschaft betreiben, Teil einer Prozesskette, und diese Prozesskette ist exzellent. Weil es eine exzellente Prozesskette ist, ist das Produkt am Markt weltweit veräußerbar. Das ist der einzige vernünftige Schutz, den die deutsche Milchviehwirtschaft hat:
(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)
Sie ist Teil eines Prozesses, in dem langfristig ein Produkt von hoher Güte und hoher Qualität hergestellt wird; darauf setze ich. Die Risiken und alles, was dazu gehört, muss die bäuerliche Landwirtschaft auf den Märkten, die ihr zur Verfügung stehen, wie jeder andere Mittelständler und Handwerker auch, aushalten. Das müssen wir akzeptieren, das ist so. In den Gesprächen mit den Milchbauern hatte ich den Eindruck, dass sie mit der Abschaffung der Quote absolut einverstanden waren. Sie schafft für die, die nach vorne wollen, mehr Freiheit.
Ich habe Wilhelm Priesmeier extra noch einmal angesprochen – es war mir aber auch erinnerlich –: Die Quote ist offensichtlich ein Handelsgut gewesen. Dass wir relativ viele Milchbauern verloren haben, ist der Tatsache geschuldet, dass die Quote veräußert worden ist. Ein Teil der kleineren Milchbauern hat diese Quote an größere veräußert. Insofern hatte der eine Bauer mehr Bewegungsfreiheit und der andere mehr Freiheit in Form einer angemessenen Rente. Auch das muss man deutlich sagen: Die Quote ist ein geldwertes Handelsgut geworden. Ob das im Sinne der Gesetzgebung war, das wage ich zu bezweifeln.
Lassen Sie mich den Rest meiner Rede auf einen anderen Punkt verwenden, der mir persönlich sehr am Herzen liegt. Bei der Auseinandersetzung mit der Milchviehhaltung ist mir etwas aufgefallen, was ich ausgesprochen toll finde. Das Produkt Milch ist für uns ein ganz wertvolles, eine Art Grundnahrungsmittel und wird entsprechend geschützt. Nun sind in der Debatte über die deutsche Tierhaltung Antibiotika ein sehr großes Thema. Ich habe zu meiner wirklich großen Freude festgestellt, dass Antibiotika bei der Milchviehhaltung so gut wie nicht verwendet werden. Warum nicht? Das hat klare Gründe: Wenn ich einer Milchkuh Antibiotika verabreiche, dann kann ich die Milch nicht verwenden. Wenn ich mich ordnungsgemäß verhalte, dann muss ich die Milch entsorgen. Also hat der Milchviehhalter Systeme entwickelt, um seine Kuh möglichst gesund zu halten. Das bringt mich zu der Einsicht, dass der Antibiotikaeinsatz in der Tierhaltung aufgrund von Haltungssystemen sehr stark zu minimieren ist, wenn dahinter ein wirtschaftliches Interesse steht.
(Beifall bei der SPD)
Da die Milchviehhaltung in Deutschland exemplarisch vormacht, mit wie wenig Antibiotika wir auskommen können – das macht sie wirklich ganz toll –, ist das für mich ein Anlass, zu sagen: Der Antibiotikaeinsatz in der deutschen Tierhaltung ist grundsätzlich massiv zurückzufahren. Ich finde, hier geht die deutsche Milchviehhaltung mit tollem Beispiel voran.
Herzlichen Dank. Frohe Ostern!
(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)
Vielen Dank. – Letzter Redner zu diesem Tagesordnungspunkt ist der Kollege Artur Auernhammer, CDU/ CSU-Fraktion.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/4817420 |
Wahlperiode | 18 |
Sitzung | 98 |
Tagesordnungspunkt | Milchviehhaltung |