Philipp LengsfeldCDU/CSU - Geschichte des Bundeskanzleramtes
Lieber Herr Kollege Korte, ich hatte mir vorher überlegt, was als Gegenreaktion von Ihnen kommen könnte. Ich hatte nicht erwartet, dass Sie sich hier einfach hinstellen und so tun, als ob es das alles nicht gegeben hätte. Ich könnte meinen gesamten Vortrag noch einmal halten. Stattdessen frage ich Sie ganz klar: Wollen Sie etwa behaupten, dass es die massive Propagandakampagne der SED und der DDR überhaupt nicht gegeben hat?
(Jan Korte [DIE LINKE]: Nein! Wer hat das denn gesagt? Es geht aber gar nicht darum! – Weitere Zurufe von der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Ich habe hier überhaupt keine Taten relativiert. Aber ist Ihnen klar, dass die DDR Schauprozesse vor der Weltpresse inszeniert hat, mit Hans Globke, aber auch mit anderen?
(Jan Korte [DIE LINKE]: Ja, aber darum geht es in diesem Fall doch nicht!)
Ist Ihnen klar, dass Erich Mielke Materialien fabriziert hat, ein eigenes Archiv geführt und eine große Abteilung gegründet hat, die sich den lieben langen Tag nur mit den von Ihnen hier dargestellten Themen beschäftigt hat?
(Ulle Schauws [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es geht um die Geschichte des Bundeskanzleramtes!)
Ziel dieser Kampagnen war das Bundeskanzleramt.
(Jan Korte [DIE LINKE]: Was hat das damit zu tun?)
Ich empfinde es schon als eine Frechheit – dass Sie später geboren wurden und dass Sie aus dem Westen sind, ist schön und gut –, dass Sie sich hier hinstellen und Ihre eigene Geschichte oder vielmehr unsere gemeinsame Geschichte leugnen wollen.
(Katja Keul [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es wird nicht besser!)
Dass Sie hier so tun, als ob der zugegebenermaßen kleinere Staat gar keinen Einfluss auf die ganze Debatte hatte und dass die ganze Art und Weise, wie gegen Westdeutschland, gegen die Kanzler und das Bundeskanzleramt gehetzt wurde, mit Ihrer Diskussion und mit der historischen Aufbereitung, die Sie hier machen, gar nichts zu tun hat, finde ich ziemlich dreist.
(Jan Korte [DIE LINKE]: Ach Gott! Ihnen ist nicht zu helfen!)
Ich hätte nicht gedacht, dass Sie das versuchen.
Ich empfehle Ihnen gerne die Lektüre der verschiedenen Fachhistoriker. Sie können auch gerne einmal in Hohenschönhausen vorbeischauen. Hubertus Knabe ist auf diesem Gebiet ein Experte. Sie haben da offensichtlich ein Stück weit Nachholbedarf. Ich bin wirklich enttäuscht.
Ich bin ganz ehrlich: Ich glaube nicht, dass dieses Verhalten für Ihre Fraktion repräsentativ ist. Herr Gehrcke, den ich gerade anschaue, weiß genau, wovon ich rede. Sie, Herr Korte, scheinen das nicht zu wissen. Ich empfehle Ihnen ein gewisses Maß an historischer Aufbereitung dieses Teils der Geschichte; denn er gehört nun einmal dazu. Da können Sie sagen, was Sie wollen.
(Beifall bei der CDU/CSU – Steffi Lemke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Thema verfehlt! – Jan Korte [DIE LINKE]: Oberpeinlich!)
Als nächste Rednerin hat die Kollegin Ulle Schauws von den Grünen das Wort.
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/5040764 |
Wahlperiode | 18 |
Sitzung | 103 |
Tagesordnungspunkt | Geschichte des Bundeskanzleramtes |