Artur AuernhammerCDU/CSU - EU-Richtlinie über das Klonen von Nutztieren
Verehrte Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren ! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der Sänger Max Raabe brachte 2002 eine Single heraus, mit der er einem gesellschaftlichen Irrtum zu einer hohen Popularität verhalf. Ich zitiere: „Klonen kann sich lohnen“. Wir haben jetzt in dieser Debatte mitbekommen: Klonen kann sich nicht lohnen, und Klonen wird sich nicht lohnen. Gerade ist bereits von meiner Kollegin Gitta Connemann ausgeführt worden, welche negativen Herausforderungen uns hier entgegenstehen.
Ich möchte das Thema hier, nachdem bereits zwei Veterinärmediziner gesprochen haben, einmal aus Sicht des Rinderzüchters erläutern. Nehmen wir einmal an, ein international tätiger Konzern hat eine Spitzenfärse oder einen Zuchtbullen, der besonders gute Leistungszahlen hat, der gute Merkmale vererbt. Auch dem besten Bullen geht im hohen Alter, wenn er vielleicht schon 1 Million Spermaportionen produziert hat, irgendwann einmal die Luft aus. Also hat dieser Konzern vielleicht Interesse daran, aus diesem Bullen einen Klon herzustellen, auch mit dem notwendigen finanziellen Aufwand.
Aber unter Rinderzucht verstehe ich in erster Linie, dass Bäuerinnen und Bauern in ihren Rinderhaltungsbetrieben die Zucht betreiben und dies nicht in die Hände großer Konzerne legen.
(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
In meiner bayerischen Heimat gibt es zum Beispiel den Besamungsverein Neustadt an der Aisch. Dieser Besamungsverein hat bereits einen internationalen Ruf, wenn es darum geht, hornlose Tiere zu züchten. Das hat nichts mit Klontechnologie zu tun, sondern damit, dass wir in unserer Genossenschaft Mitgliedsbetriebe haben, die sich dieser Zucht leidenschaftlich hingeben, die sich mit ihren Tieren befassen, die sich Anpaarungen heraussuchen, um dieses Ziel zu erreichen. Hier muss ich einmal das hohe Engagement unserer Jungzüchterklubs, die im ganzen Land unterwegs sind, erwähnen. Diese jungen Menschen sind mit großer Leidenschaft in ihren Betrieben tätig. Sie wollen erfolgreich züchten, sie wollen selber die Wertschöpfung ihrer züchterischen Arbeit erhalten und die Züchtung nicht irgendwelchen Großkonzernen überlassen. Das gilt es auch bei dieser Debatte zu würdigen.
(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Wilhelm Priesmeier [SPD])
Wir fordern deshalb ein klares Verbot des Klonens von Tieren zur Nahrungsmittelproduktion. Wenn wir die Nahrungsmittelproduktion bei uns im Land ernst nehmen und wertschätzen, kann es nur dieses Verbot geben.
(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Es ist bereits ausgeführt worden, welchen großen Schmerz diese Technologie für die Tiere zur Folge hat, wie unwahrscheinlich viele Embryonen und Föten hier im wahrsten Sinne des Wortes auf der Strecke bleiben und wie viele Missbildungen es gibt. Es kann nicht sein, dass wir dies auch noch fördern. Deshalb ist es notwendig, dass wir eine klare Kennzeichnung von Klonfleisch fordern, wenn dies im Umlauf sein sollte. Hier brauchen wir eine europäische Lösung. Hier ist die Bundesregierung aufgefordert. Heute werden wir die Bundesregierung mit einem eindeutigen Votum darin bestärken.
(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie der Abg. Dr. Kirsten Tackmann [DIE LINKE])
Ich möchte aber – Frau Connemann hat es bereits erwähnt – den wissenschaftlichen Teil nicht unerwähnt lassen. Viele von uns haben vielleicht im Bekanntenkreis Menschen, die an Krankheiten leiden, denen bereits eine Herzklappe von einem Schwein eingesetzt worden ist oder die Insulin aus tierischer Herkunft bekommen. Wir dürfen die wissenschaftliche Begleitung hier nicht aus der Hand geben. Wir selbst müssen auf der wissenschaftlichen Seite am Ball bleiben, wenn es darum geht, das Thema wissenschaftlich weiter voranzubringen, aber nicht im Sinne eines kommerziellen Klonens.
Auch die TTIP-Verhandlungen sind angesprochen worden. Gerade vor diesem Hintergrund, liebe Kollegin Maisch, ist es wichtig, dass wir heute hier im Bundestag ein klares Votum an die Verhandlungsführer aussenden, dass wir in Deutschland kein Klonfleisch wollen. Deshalb begrüße ich diese parteiübergreifende Initiative.
(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)
Es geht aber nicht nur um wissenschaftliche und wirtschaftliche, sondern auch um ethische Aspekte, die für mich hier im Vordergrund stehen: Was darf der Mensch alles machen? Was soll sich der Mensch in seiner ethischen Verantwortung für Rechte herausnehmen? – Meine sehr verehrten Damen und Herren, Klonen gehört für mich nicht dazu; das will ich hier klar und deutlich sagen.
(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Deshalb: Lassen Sie uns gemeinsam dafür eintreten, dass in Deutschland weiterhin von unseren Bäuerinnen und Bauern hervorragend produziertes Rindfleisch und hervorragend produziertes Schweinefleisch und Geflügelfleisch gegessen wird, aber kein Klonfleisch.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Vielen Dank. – Als letzte Rednerin in dieser Debatte hat Christina Jantz von der SPD-Fraktion das Wort.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/5045301 |
Wahlperiode | 18 |
Sitzung | 104 |
Tagesordnungspunkt | EU-Richtlinie über das Klonen von Nutztieren |