Uda HellerCDU/CSU - Berufliche und akademische Bildung
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es ist schön, wiederholt zu einem Thema zu sprechen, das viele Bürger interessiert – ob jung, ob alt – und mit dem jeder seine eigenen Erfahrungen gemacht hat. Für uns gehört das zu den wichtigsten Aufgaben der nächsten Jahre: die Stärkung der beruflichen Bildung.
Meine Damen und Herren von den Grünen, eigentlich hatte auch ich vor, einige Passagen in Ihrem Antrag zu loben, aber angesichts Ihrer Schwarz-Weiß-Malerei heute kann ich das leider nicht tun.
(Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ach!)
Von den Linken hatte ich nichts anderes als Kritik erwartet. Aber ich denke, an der Qualität können wir ja gemeinsam arbeiten.
Fakt ist: Für mehr als 500 000 Jugendliche bedeutete im Jahr 2014 eine duale Ausbildung den Einstieg in eine qualifizierte berufliche Zukunft. Dennoch steht das deutsche Bildungssystem – wie es viele schon gesagt haben – vor großen Herausforderungen, die wir natürlich nicht allein durch die Politik lösen können. Hier bedarf es der Zusammenarbeit aller Partner der beruflichen Bildung.
Ich bin der Meinung, der Ausbildungsmarkt ist in erster Linie ein regionaler Markt. Das bedeutet: Eine rechtskreisübergreifende Zusammenarbeit aller Partner vor Ort ist ganz entscheidend, besonders beim Übergang von der Schule zum Beruf.
(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)
Hier denke ich beispielsweise an die Jugendberufsagenturen; auch die wurden schon erwähnt. In meinem Heimatkreis Mansfeld-Südharz konnte ich den Aufbau eines solchen Bildungsbüros mit unterstützen.
Für einen fließenden Übergang bedarf es neben einer zentralen Anlaufstelle – das habe ich auch schon mehrfach betont – einer frühen, gleichwertigen und praxisnahen Berufs- und Studienorientierung. Diese sollte als Querschnittsthema in den Lehrplänen verankert werden. Gute Ansätze für eine systematische Berufsorientierung gibt das BMBF-Programm „Bildungsketten“.
Ganz entscheidende Partner in der Berufsberatung sind nach wie vor die Eltern. Sie haben noch immer den größten Einfluss auf die Berufswahl unserer Jugendlichen und sollten daher bei allen Berufsorientierungsmaßnahmen mitgenommen werden.
Auch der Bund ist sich seiner Verantwortung mehr als bewusst. Mit einem 1,3 Milliarden Euro teuren Berufseinstiegs- und Berufsberatungsprogramm wollen wir zu einer stärkeren betrieblichen Ausbildung beitragen. Es ist wichtig, die Chancen, die eine Ausbildung bietet, sowie die sich daran anknüpfenden Aufstiegsperspektiven in der beruflichen Bildung deutlich zu machen.
Gerade an Gymnasien gibt es in Sachen Berufsorientierung noch Nachholbedarf. Es ist wichtig, dass die Schüler gleichwertig über die Möglichkeiten einer akademischen und einer beruflichen Laufbahn beraten werden. Es kann nicht sein, dass sich Abiturienten aus reiner Unwissenheit über betriebliche Karrierechancen für ein Studium entscheiden, wobei dann jeder Vierte abbricht bzw. das Studienfach wechselt.
(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)
Weiterhin gehören qualitativ hochwertige Orientierungspraktika sowie eine Übersicht der regionalen Angebote des Ausbildungsmarktes und ausreichend – ich betone: ausreichend – geschulte Ansprechpartner zu den entscheidenden Instrumenten der Berufsorientierung.
Wie schon mehrfach erwähnt, sinkt die Zahl der Ausbildungsbetriebe. Besonders kleinen Betrieben fehlt oftmals die Ausbildereignung. In Halle wurde 2009 beispielsweise von Unternehmen eine Initiative zum vernetzten Engagement für gute Bildung und Ausbildung ins Leben gerufen. Hier werden Projekte initiiert, Lehrer weitergebildet sowie Messen, wie beispielsweise die MINT-Messe, organisiert. Die Kooperation zwischen Unternehmen und Schulen ist umso erfolgreicher, je praxisnäher sie angelegt und je offener ein Schulleiter für diese Zusammenarbeit ist.
Dennoch können Betriebe die Ausbildungsplätze häufig nicht besetzen. Daher ist es wichtig, auch schwächeren Jugendlichen mit einem niedrigen oder sogar ohne Schulabschluss eine Chance zu geben.
(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)
Verschiedene Instrumente und Maßnahmen, wie beispielsweise die 10 000 assistierten Ausbildungsplätze oder die ausbildungsbegleitenden Hilfen, unterstützen die Unternehmen und die Jugendlichen auf diesem gemeinsamen Weg.
Seit Jahren steigt die Zahl der Ausbildungsplätze, bei denen ein Abitur vorausgesetzt wird. Auf zwei von drei Ausbildungsplätzen braucht sich ein Hauptschüler gar nicht erst zu bewerben; denn bei 62 Prozent aller Lehrstellen wird mindestens ein Realschulabschluss erwartet.
Eine weitere wichtige Zielgruppe sind Jugendliche mit Migrationshintergrund. Deutschland hat mit 7,4 Prozent die niedrigste Jugendarbeitslosigkeit innerhalb der Europäischen Union. Wir sind eine Industrienation, die durch ihren demografischen Wandel vor einem steigenden Fachkräftemangel steht. Deshalb sollten wir mit einer dualen Aus- und Weiterbildung allen Menschen, die es möchten – ich betone: die es möchten –, eine Chance geben. Der Kollege Brase und andere haben hier die Zahlen genannt. Insbesondere können wir so motivierten und leistungsbereiten Flüchtlingen aus akuten Krisengebieten eine neue Lebensperspektive bieten.
Der jährlich erstellte Berufsbildungsbericht zeigt uns die Herausforderungen für die Zukunft auf. Er ist eine hilfreiche Arbeitsgrundlage für uns Bildungspolitiker, den die Bundesregierung in unserem Auftrag erstellt hat. Ich möchte als letzte Rednerin die Gelegenheit nutzen, mich für diese detaillierte Ausarbeitung auf knapp 130 Seiten bei den Fachleuten recht herzlich zu bedanken.
(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)
Das gilt auch für unsere Ministerin. Sie hat auf diesen Bericht nicht mit Selbstzufriedenheit geschaut, sondern die künftigen Herausforderungen benannt. Dafür danke ich ihr ganz herzlich.
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/5114533 |
Wahlperiode | 18 |
Sitzung | 106 |
Tagesordnungspunkt | Berufliche und akademische Bildung |