Rainer SpieringSPD - Agrarpolitischer Bericht 2015
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuschauer! Meinen Redebeitrag zum Agrarpolitischen Bericht 2015 möchte ich mit einem Zitat beginnen:
Das sagte Landwirtschaftsminister Schmidt bei der Vorstellung des Agrarpolitischen Berichts 2015.
Ein zweites Zitat daraus, auch vom Landwirtschaftsminister:
– diese Zahl ist heute schon einmal genannt worden –
Diese beiden Zitate machen das Spannungsfeld klar, in dem wir uns zurzeit befinden: Wir haben eine sehr leistungsfähige Agrarwirtschaft. Aber wir haben auch eine gesellschaftliche Entwicklung, die dazu führt, dass die Menschen den Produkten der Agrarwirtschaft nicht mehr das Zutrauen entgegenbringen, das sie ihnen eigentlich entgegenbringen müssten.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. André Hahn [DIE LINKE]: Und keine leistungsfähige Bundesregierung!)
Daran müssen wir schwerpunktmäßig arbeiten, und zwar unter Berücksichtigung der Kritik, die geübt worden ist.
Im Agrarpolitischen Bericht wird die Bedeutung eines verantwortungsvollen Umgangs mit Tieren und Umwelt betont. Zitiert worden ist heute bereits Professor Spiller, der mit seinem Gutachten über die Marketingseite – diese darf man nie vergessen – deutlich macht, wie das Produkt zurzeit in seinem Umfeld, also in Deutschland, wahrgenommen wird. Daraus folgt, es gibt in Deutschland nachhaltig, in unserem inneren Kreis und nicht irgendwo draußen, ein Unwohlsein. Dieses Unwohlsein kann man nicht wegdiskutieren; denn es ist da. Man kann es auch nicht verdecken; denn es ist da. Das heißt, wir müssen irgendwie damit umgehen. Und „umgehen“ bedeutet hier, eine Strategie zu entwickeln, mit der nach vorne geschaut wird.
Tierwohl kann dabei eine sehr große Rolle spielen. Ich möchte mich ausdrücklich bei meiner Kollegin Christina Jantz bedanken, die in diesem Zusammenhang ein wirklich ausgesprochen innovatives Papier entwickelt hat. Wir werden gemeinsam mit Christina dafür kämpfen, dass wir es umsetzen. Denn Tierwohl ist ein marktrelevanter Faktor. Aber wenn wir uns mit diesem marktrelevanten Faktor auseinandersetzen wollen, dann brauchen wir keine Versuche – probieren reicht nämlich nicht aus –, sondern nachhaltige wissenschaftliche Untersuchungen.
Die Kollegin Pahlmann hat gerade die Forschung angesprochen. Wir sind ein Land, das im Bereich Forschung und Entwicklung sehr stark ist. Zur Frage des Tierwohls sind wir aber offensichtlich noch nicht in der Lage nachhaltige Untersuchungsergebnisse vorlegen zu können. Das wird unsere Aufgabe sein.
Diskutiert wird auch der Stall der Zukunft. Aber der Stall der Zukunft – das hat gestern unser Gespräch mit der DAFA gezeigt – ist ein ausgesprochen vielschichtiges und analytisch schwer zu erfassendes Instrument. Die DAFA weist zu Recht darauf hin, dass eine Erprobung, wenn man sich dafür entscheidet, in mehreren Streams gemacht werden muss. Das heißt, man muss mehrere Projekte gleichzeitig auf den Weg bringen. Wenn man das tun will und den Landwirten, die man dafür braucht, nachhaltige Sicherheit für ihr Experiment geben will, dann müssen wir dafür Geld ausgeben, Herr Minister Schmidt. Das ist eine Tatsache; das ist eine einfache Wahrheit.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)
Das gilt auch für andere Forschungsbereiche. Die Eiweißpflanzenstrategie ist bereits angesprochen worden. Schön und gut, Kolleginnen und Kollegen, aber damit, dass wir der Eiweißpflanzenstrategie die richtige Richtung geben, geben wir letztlich noch keine schlüssige Antwort. Das heißt, dass wir auch im Rahmen der Eiweißpflanzenstrategie sehr gründlich darüber nachdenken müssen, wie wir Proteine in einem ganz anderen Maße nutzen können, als wir das derzeit tun. Denn die Nutzung von Proteinen erfolgt nicht nur auf dem Weg über das Tier. Es gibt auch andere Nutzungsmöglichkeiten für Proteine. Auch in diesem Bereich werden wir Geld für Forschung in die Hand nehmen müssen. Forschung ist schlechthin der Ansatz, den wir brauchen, um überhaupt agieren zu können.
Da meine Redezeit schon abgelaufen ist, lassen Sie mich Folgendes sagen: Landwirtschaft made in Germany ist weltweit gefragt. Wir haben hochwertige Lebensmittel. Wir haben sehr hohe prozessorientierte Standards, und wir haben Spitzentechnologien im Bereich der Landmaschinentechnik. Wir können es schaffen, die ökonomischen Interessen der Landwirtschaft mit den gestiegenen Anforderungen des Verbraucher- und des Umweltschutzes zu verknüpfen. Aber wir müssen dies auch wollen. Und dafür werden wir Geld in die Hand nehmen müssen.
Wir müssen besser werden. Forschung ist dabei von zentraler Bedeutung. Der Agrarsektor ist – das ist mir in den letzten zwei Jahren klar geworden – einer der wenigen Sektoren, bei dem wir in Deutschland Urproduktion haben. Wir reden immer davon, dass wir nur eine Basis haben, nämlich unser Wissen. Nein, wir haben im landwirtschaftlichen Bereich auch Urproduktion, und wir müssen die Möglichkeiten, die wir im Bereich der Urproduktion haben, nutzen.
(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)
Mittels Pflanzen findet Urproduktion statt. Aber es reicht nicht, darüber zu reden. Man muss auch Geld in die Hand nehmen, um eine Zukunftsperspektive aufzubauen. Wir können das, und wir wollen das.
Wir können mit Big Data, Toptechnologie und einer hochengagierten Landwirtschaft mit stark ausgeprägtem Umwelt- und Produktbewusstsein einen Zyklus vorgeben, mit dem Deutschland in der Welt Vorreiter sein kann – wenn wir denn wollen.
Ich danke fürs Zuhören.
(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)
Vielen Dank. – Als letzter Redner in dieser Debatte hat Franz-Josef Holzenkamp von der CDU/CSU-Fraktion das Wort.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/5272145 |
Wahlperiode | 18 |
Sitzung | 113 |
Tagesordnungspunkt | Agrarpolitischer Bericht 2015 |