19.06.2015 | Deutscher Bundestag / 18. WP / Sitzung 113 / Tagesordnungspunkt 34

Artur AuernhammerCDU/CSU - Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat

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Geschätzte Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! „ Tagesordnungspunkt 34“ steht hier, und darunter: „Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat“.

(Harald Ebner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Pflanzenschutzmittel wäre besser gewesen!)

Man könnte meinen, man sei in einer militärischen Debatte.

(Harald Ebner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was hätten Sie denn gern?)

Diese Überschrift passt wieder ideal in das große politische Leitbild der Grünen, nämlich die deutsche Landwirtschaft zu stigmatisieren, wie es ständig in diesem Hause geschieht.

(Beifall bei der CDU/CSU – Harald Ebner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Welche schönrednerische Überschrift hätten Sie denn gerne gehabt, Herr Kollege? – Weitere Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

– Ich bitte die Saaldiener, den Grünen Baldriantropfen vorbeizubringen; denn die sind heute etwas sehr aufgedreht.

Haben Sie eine Ahnung, wie das ist, wenn die wirklich aufgedreht sind?

(Heiterkeit)

Dann möchte ich Sie nicht im Rücken haben, Frau Präsidentin.

(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir haben bundeseigene Institutionen – BfR und UBA, Umweltbundesamt –, wo gut bezahlte Wissenschaftler sitzen, die sich mit dem Thema Glyphosat befassen. Wir sollten doch in dieser Diskussion auf die Wissenschaftler vertrauen und nicht auf kurzfristige Polemik abfahren.

(Beifall bei der CDU/CSU – Harald Ebner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und die internationale Forschung?)

Wir haben bereits im Jahr 2014 gehandelt; das ist angesprochen worden. Die sogenannte Sikkation wurde verboten. Das Mähdreschermanagement, das teilweise großflächig angewandt wurde, ist nicht mehr erlaubt. Es ist sehr eingeschränkt, und es war gut so, dies zu machen.

Wir diskutieren hier oft über den Schaden durch Pflanzenschutzmittel. Ich war als Landwirt heilfroh, als – ich nenne das Kind jetzt einmal beim Namen – Roundup auf den Markt kam und wir zur Bekämpfung der sogenannten Gemeinen Quecke – sie ist wirklich gemein; zuvor hatten wir zu ihrer Bekämpfung nur Bodenbearbeitungsgeräte – endlich ein effektives Mittel hatten. Durch die mechanische Bodenbearbeitung hatte ich mir wie viele andere Landwirte schon Bandscheibenschäden zugezogen, und deshalb waren wir alle froh, als dieses Präparat auf den Markt kam. Wir wollen alles dafür tun, dass wir es auch weiterhin nutzen können.

(Uwe Kekeritz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, das glaube ich!)

Wenn wir von heute an landauf, landab auf Glyphosat verzichten würden, wäre Europa – das ist bereits angesprochen worden – zum Beispiel nicht mehr in der Lage, Weizen zu exportieren, sondern müsste, um die eigene Ernährung sicherzustellen, Weizen importieren.

(Harald Ebner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nicht einschlafen, Herr Kollege! Nicht zu viel Baldrian trinken!)

Wissenschaftler haben bereits Berechnungen dazu angestellt und sind zu entsprechenden Erkenntnissen gekommen. Wir haben aber die Verantwortung – das will ich hier ebenfalls sagen –, einen Beitrag zur Welternährung zu leisten.

In diesem Zusammenhang wird immer wieder auch über die Kleingärtner und die Baumärkte gesprochen. Es wird gefordert, jeder Baumarkt müsse dieses Präparat sofort aus seinem Sortiment nehmen. Ja, sollen es die Baumärkte herausnehmen. Aber man muss bedenken: Gemessen an der Gesamtmenge an eingesetztem Glyphosat liegt der Anteil bei den in Baumärkten vertriebenen Produkten bei vielleicht 1 Prozent. Natürlich stellt sich auch mir die Frage, ob eine Verbraucherin oder ein Verbraucher das in einem Baumarkt gekaufte Glyphosat auch richtig einsetzt. Die Landwirtschaft verfügt über Sachkundenachweise, über Ausbildung, über eine geprüfte, kontrollierte Technik. In einem Baumarkt öffnet sich einem ein Glasschrank, und jeder kann das angebotene Präparat erwerben. In welcher Konzentration er das auf das Pflaster ausbringt, ist dann die Frage.

(Harald Ebner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aufs Pflaster darf das doch gar nicht, Herr Kollege!)

– Herr Kollege Ebner, nicht alle Menschen machen das, was man darf. So weit sind wir noch nicht.

(Harald Ebner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Also, raus aus dem Baumarkt! – Gegenruf des Abg. Franz-Josef Holzenkamp [CDU/CSU]: Genau! Immer alles verbieten!)

Es lebt nicht jeder wie Sie in einer Gutmenschenwelt.

Meine Damen und Herren, das Thema „Glyphosat in Verbindung mit GVO-Anbau“ ist bereits angesprochen worden, Stichwort: Roundup und Co. Wir haben gerade durch den GVO-Anbau die eine oder andere Resistenz in Nord- und in Südamerika festgestellt. Ich habe das Beispiel Atrazin vor Augen: Atrazin war ein gutes Produkt zur Unkrautbekämpfung beim Maisanbau.

(Harald Ebner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und es ist zu Recht aus dem Verkehr gezogen worden!)

Am Anfang betrug die Aufwandmenge pro Hektar 1,5 Kilogramm. Dann kamen die ersten Resistenzen, und man hat die Aufwandmenge erhöht, woraufhin Atrazin im Grundwasser nachgewiesen wurde. Bei der Frage, ob etwas giftig ist, ist immer die Dosis entscheidend. Gerade beim GVO-Anbau ist es wichtig, genau hinzuschauen, inwieweit höhere Aufwandmengen genutzt werden, um die Resistenzen zu bekämpfen.

Eines muss ich noch sagen: Warten wir doch erst einmal ab, was uns die Wissenschaftler im im Juli erscheinenden WHO-Bericht sagen. Dann können wir in diesem Hause entscheiden und eine gute und vernünftige Lösung für die deutsche Landwirtschaft und für die deutschen Verbraucherinnen und Verbraucher finden.

Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Vielen Dank, Herr Kollege Auernhammer. – Dann kommen wir zur letzten Rednerin in dieser Debatte und wahrscheinlich auch des heutigen Tages. Das ist Frau Elvira Drobinski-Weiß für die SPD.

(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Dr. Kirsten Tackmann [DIE LINKE])


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/5272564
Wahlperiode 18
Sitzung 113
Tagesordnungspunkt Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat
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