19.06.2015 | Deutscher Bundestag / 18. WP / Sitzung 113 / Tagesordnungspunkt 34

Elvira Drobinski-WeißSPD - Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat

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Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Im Gegensatz zum Kollegen Auernhammer bin ich der Meinung, dass eine Landwirtschaft ohne Glyphosat möglich ist.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Ganz sicher bedeutet ein Verzicht darauf weder den Untergang der deutschen Getreide- und Zuckerrübenproduktion noch das Ende des unkrautfreien Kleingartens.

Die Internationale Agentur für Krebsforschung – sie ist heute schon mehrfach genannt worden – hat Glyphosat als „wahrscheinlich krebserregend“ eingestuft; Hinweise darauf existieren schon seit langem. Die Rückstände dieses Pflanzenschutzmittels finden sich in Brötchen, Mehl und im menschlichen Urin.

Im Gegensatz zur Internationalen Krebsforschungsagentur halten das Bundesinstitut für Risikobewertung und die europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde Glyphosat bisher für unbedenklich; das ist hier schon angeklungen. Angeblich fehlen die wissenschaftlichen Belege für die gesundheitlichen Risiken. Beide Behörden müssen jedoch endlich die gesamte Studienlage in ihre Bewertung einbeziehen. Es ist den Verbraucherinnen und Verbrauchern, die im Übrigen zu Tausenden für ein Verbot von Glyphosat demonstrieren, schwer zu vermitteln, dass die kritischen, unabhängigen Studien wegen formaler Ausschlusskriterien nicht in die Bewertung einfließen, während die industriefinanzierten Studien einbezogen werden, im Übrigen oft, ohne dass sie öffentlich zugänglich sind. Die formalen Kriterien, die die Behörden ansetzen, sind von vielen unabhängigen Universitätsinstituten jedoch kaum einzuhalten, und sie sind gleichzeitig auch kein Garant für die Qualität oder Aussagekraft der Studien.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg. Dr. Kirsten Tackmann [DIE LINKE])

Mir erscheint diese Praxis außerordentlich problematisch.

Wir haben die Aufgabe, die Gesundheit und Unversehrtheit von Menschen und die Umwelt zu schützen.

(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

In Sachen Glyphosat nichts zu unternehmen, wird dieser Aufgabe jedoch nicht gerecht.

(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Ja, der Einsatz kurz vor der Ernte, um die Reife zu beschleunigen, ist inzwischen eingeschränkt. Ja, die Anwendungsbestimmungen sind im letzten Jahr noch einmal konkretisiert worden. Aber dennoch landen Tausende Tonnen Glyphosat auf Pflanzen, Spielplätzen, öffentlichen Anlagen und eben auch in privaten Gärten; das ist schon mehrfach genannt worden.

Die Handelskette Rewe hat sich inzwischen dazu entschieden, keine Produkte mit Glyphosat mehr zu verkaufen. Man will stattdessen umweltverträglichere Alternativen anbieten. Das ist sehr begrüßenswert. Ich hoffe, dass andere Unternehmen folgen.

Das entbindet uns aber selbstverständlich nicht von der Pflicht, bald zu entscheiden, wie wir mit den Erkenntnissen der Weltgesundheitsorganisation und dem breiten gesellschaftlichen Protest gegen Glyphosat umgehen. Dazu haben wir in dieser Woche eine Anhörung im Bundestag beschlossen. Das ist auch gut so. Auch wollen wir die vollständige Auswertung der Stellungnahme der Internationalen Krebsforschungsagentur abwarten; darauf ist schon mehrfach hingewiesen worden.

Aber eines ist jetzt schon klar: Das Vorsorgeprinzip wird uns gebieten, den Einsatz deutlich zu beschränken. Für uns bedeutet das auf jeden Fall: Glyphosat sollte in Baumärkten für den privaten Gebrauch nicht mehr frei erhältlich sein. Dafür werden wir uns einsetzen. Und – ich sage es noch einmal –: Auch eine Landwirtschaft ohne Glyphosat ist zweifellos möglich.

Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/5272589
Wahlperiode 18
Sitzung 113
Tagesordnungspunkt Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat
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