Edgar FrankeSPD - Reform der Strukturen der Krankenhausversorgung
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Nicht nur hier in Berlin, sondern auch in jeder Lokalzeitung können wir verfolgen, wie in Menschenketten für mehr Klinikpersonal, für eine bessere Finanzierung der Krankenhäuser vor Ort gekämpft wird. Aber so einfach – Herr Spahn hat es eben angedeutet –, wie es sich einige machen, ist es nicht. Krankenhäuser werden von zwei Ebenen, also dual, finanziert. Für die Sicherstellung der Versorgung, das heißt für die Finanzierung von Investitionen, sind die Länder zuständig, die Betriebsausgaben werden dagegen durch Fallpauschalen bzw. Pflegesätze gedeckt und letztlich von den Krankenkassen gezahlt. Die Länderfinanzierung ist unzureichend; das wissen wir alle. 2 Milliarden Euro an Investitionen müssen jedes Jahr aus den Betriebsausgaben finanziert werden. Das ist – Herr Spahn, das ist richtig – nicht einfach für die Krankenhäuser.
Dieses Spannungsverhältnis werden wir nicht grundlegend auflösen, aber wir werden mit diesem Gesetz die strukturellen Probleme angehen. In dem Eckpunktepapier der Bund-Länder-Arbeitsgruppe haben sich die Länder verpflichtet, die Investitionsmittel in notwendigem Umfang bereitzustellen. Frau Scharfenberg, auch eine Vertreterin der Grünen, nämlich Barbara Steffens, war Mitglied dieser Bund-Länder-Arbeitsgruppe; das nur noch einmal zur Erinnerung.
(Elisabeth Scharfenberg [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie hat das hineinverhandelt!)
Wir geben den Ländern starke Instrumente an die Hand, um die Krankenhauslandschaft neu zu strukturieren. Denn das Problem ist nicht nur allein die Ökonomisierung durch die Fallpauschalen, sondern das Problem ist, dass in vielen Ländern und auch in vielen Kommunen – ich war ja lange Kommunalpolitiker – oftmals die politische Kraft fehlt, stationäre Überkapazitäten umzustrukturieren. Auch das muss man einmal sagen dürfen.
Die Qualität spielt jetzt bei der Krankenhausplanung eine ganz andere Rolle als bisher. Es ist gut, dass der G-BA dafür klare bundeseinheitliche Maßstäbe entwirft. Gute Krankenhäuser sollen Zuschläge erhalten. Das ist vernünftig; das ist gut. Ich sage allerdings auch, Herr Minister: Ob Abschläge bei schlechter Qualität justiziabel sind, wird sich noch zeigen müssen. Da bin ich eher skeptisch.
Bessere Qualität – auch das ist schon angesprochen worden – wird durch das Pflegestellenförderprogramm erreicht. Wir wissen alle um die Arbeitsverdichtung bei den Pflegekräften. Mit dem Pflegestellenförderprogramm – Ulla Schmidt hatte ja einmal ein Programm in gleicher Höhe aufgelegt – werden 660 Millionen Euro für neue Stellen im Bereich der Pflege zur Verfügung stehen. Das Programm ist vor allen Dingen zielgenau, weil mit dem Geld nicht das undichte Krankenhausdach repariert werden kann, sondern das Geld für eine bessere Pflege am Bett eingesetzt werden soll.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD)
Liebe Kolleginnen und Kollegen, vor allem wollen wir, dass gute Pflege in den Fallpauschalen abgebildet wird, damit gute Pflege besser bezahlt wird. Ich glaube, das ist ein wichtiger Punkt.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)
Wir werden aber auch strukturelle Probleme lösen, indem wir die Krankenhäuser, die für die flächendeckende Versorgung auf dem Land dringend notwendig sind, finanziell stärken. Viele Ärzte verlassen die kleinen Krankenhäuser und gehen in die Ballungszentren. Das ist ein wichtiges Instrument dieses Gesetzes, liebe Kolleginnen und Kollegen.
Auch mit dem Strukturfonds können wir vieles machen. Wir können vor allen Dingen Anreize schaffen, Überkapazitäten abzubauen. Wir können des Weiteren versuchen, ein Krankenhaus im Ballungszentrum mit einer schlechten Qualität in ein Gesundheits- und Pflegezentrum oder ein Hospiz umzuwidmen; denn die brauchen wir dringend. Insofern wird der Strukturfonds dazu führen, dass wir die Versorgung verbessern. Es ist gut angelegtes Geld, weil es nachhaltig investiert wird, liebe Kolleginnen und Kollegen.
Es wird immer behauptet, Krankenhäuser würden weniger Geld als zuvor erhalten. Herr Weinberg, das stimmt einfach nicht. Ganz im Gegenteil: Es wird mehr Geld in die Hand genommen, um die Krankenhäuser zu unterstützen. Im Jahr 2016 sind es 600 Millionen Euro, über 1 Milliarde Euro im Jahr 2017 und 1,4 Milliarden Euro im Jahr 2018, dabei ist das Geld aus dem Versorgungsstärkungsgesetz noch nicht einmal hinzugerechnet. Also: Es gibt nicht weniger Geld, sondern mehr Geld für die Krankenhäuser.
(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)
Da wir das Geld nicht mit der Gießkanne verteilen, sondern uns am Maßstab der Qualität orientieren, ist das kein pauschales Geldausgeben. Herr Spahn hat vorhin gesagt: Wir haben in letzter Zeit 30 Prozent mehr ausgegeben. Das sind von 2008 bis 2014 in absoluten Zahlen 15 Milliarden Euro, die wir in dieser Zeit mehr ausgegeben haben. Deswegen muss man wirklich sagen: Es stimmt einfach nicht – man kann es nicht oft genug wiederholen –, dass wir weniger Geld ausgeben. Auf der Grundlage dieses Gesetzes geben wir den Krankenhäusern mehr Geld, liebe Kolleginnen und Kollegen.
Mit diesem Gesetz schaffen wir bessere Rahmenbedingungen für Qualität. Wir Sozialdemokraten werden ganz besonders darauf achten, dass das auch wirklich gelingt. Wenn wir dafür noch an der einen oder anderen gesetzlichen Stellschraube – wenn wir in diesem Bild bleiben wollen – drehen müssen, dann werden wir das auch machen, vielleicht müssen wir dazu bei einem Finanzstaatssekretär nachfragen; denn Krankenhäuser zu finanzieren, ist auf jeden Fall eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe der Daseinsvorsorge. Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten werden immer zu den Krankenhäusern stehen.
Ich danke Ihnen.
(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)
Abschließender Redner zu diesem Tagesordnungspunkt ist der Kollege Lothar Riebsamen für die CDU/CSU-Fraktion.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/5349269 |
Wahlperiode | 18 |
Sitzung | 115 |
Tagesordnungspunkt | Reform der Strukturen der Krankenhausversorgung |