Heiko Maas - Bekämpfung von Doping im Sport
Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Heute ist ein sportpolitisch historischer Tag. Mit diesem Gesetz wird der Kampf gegen das Doping zu einem Fall für den Staatsanwalt. Das ist eine Kampfansage an die Täuscher, Trickser und Betrüger im Sport. Mit dem heutigen Tag stellen wir klar: Ein Leistungssportler, der dopt, handelt kriminell.
(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)
Wir haben es uns mit diesem Gesetz nicht einfach gemacht. Hinter uns liegen Jahrzehnte der Diskussionen, der Appelle, des Beklagens und der gescheiterten Versuche. Die ersten Dopingkontrollen bei Olympischen Spielen gab es im Jahr 1968. Das ist jetzt 47 Jahre her. Aber in den Griff bekommen hat man das Problem bis heute nicht. Gerade auch vor dem Hintergrund der aktuellen Geschehnisse, die man aus Russland und dem Weltleichtathletikverband mitbekommt, muss man, glaube ich, attestieren: An der einen oder anderen Stelle ist das Problem nicht kleiner, sondern möglicherweise sogar größer geworden. Bei allen Unternehmungen, die der Sport bereits in die Wege geleitet hat, hat sich, wie wir finden, gezeigt: Der Sport und seine Verbände brauchen Unterstützung. Die bekommen sie jetzt, und zwar mit diesem Anti-Doping-Gesetz.
(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)
Meine Damen und Herren, Ben Johnson, Diego Maradona, Lance Armstrong und wie sie alle heißen: Sie alle waren Ikonen des Sports. Aber sie alle haben manipuliert und betrogen, sie haben die Ideale des Sports verraten, sie haben Titel und Medaillen verloren, und sie haben Millionen Fans – nicht nur ihre eigenen – bitter enttäuscht. Heute unterstützen viele Sportlerinnen und Sportler unser Gesetz. Wir haben viele gute Hinweise bekommen: aus dem Sport, von Verbänden und auch von Sportlerinnen und Sportlern. Das alles hat uns geholfen, den Entwurf, den wir vorgelegt haben, noch besser zu machen. Ich will dafür drei Beispiele nennen.
Erstens. Wir stellen im Gesetz ausdrücklich klar, dass sich ein Sportler, der Dopingmittel besitzt, nur dann strafbar macht, wenn er auch wirklich die Absicht hat, sich dadurch einen Vorteil im sportlichen Wettbewerb zu verschaffen. Dieser subjektive Tatbestand muss bei allen Delikten immer gegeben sein. Wir schreiben das hier aber ausdrücklich ins Gesetz und greifen damit die Sorge einiger Sportlerinnen und Sportler auf, die sich davor fürchten, straffällig zu werden, weil ihnen irgendjemand unbemerkt ein Dopingmittel in die Tasche untergeschoben hat.
(Dagmar Freitag [SPD]: So ist das!)
Zweitens. Wir sorgen dafür, dass ein Leistungssportler seiner Strafbarkeit nicht dadurch entgeht, dass er im Ausland dopt. Strafbar macht sich also auch, wer in Deutschland gedopt an einem Wettbewerb teilnimmt, und zwar völlig egal, in welchem Land er vorher Pillen und Dopingmittel eingenommen hat. Damit verhindern wir, dass das deutsche Recht umgangen wird, und wir sorgen für Chancengleichheit gegenüber ausländischen Athleten, die in Deutschland starten. Es macht sich also auch strafbar, wer im Ausland dopt und beim Wettkampf in Deutschland davon profitiert. Das ist richtig, und das heißt: Gleiches Recht für alle.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)
Die dritte Verbesserung: Wir bauen eine goldene Brücke für Sportlerinnen und Sportler, die sich vom Doping lossagen und zurück in die Legalität wollen. Wenn jemand aus freien Stücken den Besitz an Dopingmitteln aufgibt und sie vernichtet oder abgibt, dann geht er straffrei aus. Wer ernsthaft Reue und Umkehr zeigt, dem kommt diese Passage des neuen Gesetzes entgegen.
Meine Damen und Herren, viele Sportlerinnen und Sportler unterstützen diesen Gesetzentwurf, aber ich weiß auch, dass es bei einzelnen Athleten immer noch Skepsis gibt.
(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wie viele? Die Mehrheit der Verbände ist nicht dafür!)
– Nur ruhig. Frau Künast, man hat den Eindruck, Sie sind heute Morgen gedopt erschienen.
Ich will das aufgreifen, was sie gesagt haben, und auch das, was es an Kritik gegeben hat. Wir haben das, was geäußert wurde, sehr ernst genommen.
(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Haben Sie jetzt die Kinderstube verloren?)
Chancengleichheit erreichen wir nicht durch Nachsicht, meine sehr verehrten Damen und Herren. Das ist der Grund, weshalb wir das Dopen unter Strafe stellen.
(Özcan Mutlu [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was haben Sie denn heute zu viel getrunken? – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was war denn in Ihrem Kaffee?)
Chancengleichheit erreichen wir nur, wenn wir den Betrügern vollständig das Handwerk legen. Nur so können wir den Druck von den einzelnen Athleten nehmen, dem sie sich ausgesetzt sehen.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD)
Wir müssen deshalb den Teufelskreis aus Doping und Betrug stoppen. Wir haben uns entschieden, dazu auch mit den Mitteln des Strafrechts vorzugehen. Dieses Gesetz wird den Sport – da bin ich mir vollkommen sicher – sauberer, ehrlicher und fairer machen. Es wird die Sportverbände – entgegen dem, was vielleicht der eine oder andere befürchtet – bei ihrem Kampf gegen das Doping unterstützen.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU – Özcan Mutlu [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was zu beweisen wäre!)
Meine Damen und Herren, seit dem Jahr 2000 verpflichten sich alle Athleten im olympischen Eid zu einem „Sport ohne Doping und ohne Drogen …, im wahren Geist der Sportlichkeit“. Wir wollen, dass dieser Eid im Sommer 2024 bei der Eröffnung der Olympischen Spiele in Hamburg gesprochen wird.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)
Wie ernst wir unsere Bewerbung nehmen – es ist nicht nur eine der Hamburgerinnen und Hamburger, sondern mittlerweile eine unseres ganzen Landes –, zeigen wir auch mit diesem Gesetz und der Ernsthaftigkeit, mit der wir gegen Doping vorgehen. Mit dem neuen Gesetz werden wir im internationalen Vergleich deutlich vorne liegen.
Ich hätte vielleicht eine Anregung an die Verbände, die große Sportveranstaltungen vergeben: das IOC, die FIFA, die UEFA und wer auch immer. Wenn sie sich darauf verständigen könnten – sie alle sind ja Unterstützer im Antidopingkampf –,
(Özcan Mutlu [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die sind doch Teil des Systems!)
ihre Großereignisse zukünftig nur noch in Länder zu vergeben, die ein Anti-Doping-Gesetz haben, so wie wir es haben werden,
(Dagmar Freitag [SPD]: Ein sehr gutes!)
dann würden sie der Glaubwürdigkeit ihrer Verbände einen Dienst erweisen.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)
Meine Damen und Herren, ich freue mich, dass diese wirklich sehr, sehr lange Diskussion heute zu einem Abschluss geführt wird und wir mit diesem Anti-Doping-Gesetz nicht nur eine Kampfansage an die Doper formulieren, sondern vor allen Dingen die große Masse der ehrlichen Sportler besser schützen, als das in der Vergangenheit möglich gewesen ist.
Schönen Dank.
(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)
André Hahn erhält nun das Wort für die Fraktion Die Linke.
(Beifall bei der LINKEN)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
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Wahlperiode | 18 |
Sitzung | 137 |
Tagesordnungspunkt | Bekämpfung von Doping im Sport |