Rainer SpieringSPD - Technologische Leistungsfähigkeit Deutschlands
Herr Präsident! Kolleginnen und Kollegen! Vorab: Herr Riesenhuber, haben Sie Dank, dass ich an Ihrer Rede teilhaben konnte. Das war wirklich ein Erlebnis.
Wenn wir den EFI‑Bericht nüchtern lesen, dann haben wir vorab festzustellen, dass fast 3 Prozent des BIP für Forschung und Entwicklung ausgegeben werden. Angesichts der absoluten Zahlen bedeuten 3 Prozent des BIP der Bundesrepublik Deutschland eine unglaublich große Menge Geld für Forschung und Entwicklung. Ich finde, dieses Land kann sich freuen, dass die Möglichkeiten dafür gegeben sind, und im EFI-Gutachten wird bei aller möglichen Kritik auch deutlich, dass das eine gewaltige Leistung ist.
(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)
Ich möchte eine Stelle aus dem EFI-Gutachten zitieren, in dem es unter dem Stichwort „Additive Fertigung im Bildungssystem verankern“ heißt:
Kompetenzen für die Nutzung von AF sollten im gesamten Ausbildungssystem vermittelt werden. AF‑Technologien sollten nicht nur an Hochschulen, sondern auch in der beruflichen Ausbildung und an Schulen flächendeckend eingesetzt werden.
Bevor jetzt der geneigte Zuhörer oder die geneigte Zuhörerin auf die Idee kommt, das sei Länderangelegenheit, sei gleich gesagt: Das ist falsch. Die Ausstattung und Einrichtung der Schulen ist rein kommunale Angelegenheit. Querverweise auf Länder sind nicht gestattet, weil sachlich falsch.
(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Dr. Rosemarie Hein [DIE LINKE])
Dahin zielt jetzt meine Aufforderung: Wenn wir in Deutschland die Schnittstelle zwischen Forschung und Entwicklung – und das ist die Schnittstelle zwischen beruflicher Anwendung und beruflicher Ausbildung – auf die Anforderungen des Systems einstellen wollen – sie sind Ihnen alle bekannt: Smart Mobilities, Smart Buildings, Smart Products, Smart Factory, Smart Logistics –, müssen wir wissen: Alle diese Schlagworte sind in Deutschland immer elementar mit dem dualen Berufsausbildungssystem verbunden. Daraus ergibt sich auch der weltwirtschaftliche Erfolg, den wir haben.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)
Wenn wir diese Schnittstelle erhalten und das System, das nicht nachgelagert zur Hochschule besteht, sondern sozusagen zugelagert, ernst nehmen, dann werden wir auch im beruflichen Ausbildungssystem die Aktivität steigern müssen, eine Aktivität, die wir an den Hochschulen bereits gezeigt haben.
(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU sowie des Abg. René Röspel [SPD])
Noch einmal: Querverweise auf die Länder sind sachlich falsch. Wir werden uns also als Bundesgesetzgeber darüber Gedanken machen müssen, wie wir über Einflussnahme auf das Berufsbildungsgesetz, aber auch über Stärkung der Kommunen dafür Sorge tragen, dass die berufsbildenden Schulen in Zukunft in die Lage versetzt werden, diese unendlich große Aufgabe zu erfüllen.
(Beifall bei der SPD)
Was brauchen wir an den zukünftigen berufsbildenden Schulen, damit wir den Technologieumsatz leisten können? Wir brauchen hochleistungsfähige CAD/CAM-Systeme. Wir brauchen hochleistungsfähige Softwaresysteme, um all das, was wir für die Programmierung von Werkzeugmaschinen direkt an die Schülerinnen und Schüler bringen müssen, leisten zu können. Wir werden die Lehrerinnen und Lehrer an den Hochschulen entsprechend ausbilden müssen, damit sie pädagogisch in die Lage versetzt werden, das zu transferieren. Wir werden also im Bereich der Hochschulausbildung der Lehrer deutlich mehr tun müssen, und ich glaube, wir wollen das auch tun.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)
Wir als Deutsche haben eine riesige Chance durch Industrie 4.0. Das EFI-Gutachten beschreibt das mithilfe des Begriffs „Additive Fertigung“ exemplarisch. René Röspel hat den Bereich der Einzelteilfertigung sehr gut beschrieben. Aber dann muss man auch entsprechende Leute vor Ort haben, die das unter Nutzung vorhandener Systeme handwerklich umsetzen können. Deswegen kann ich dieses Hohe Haus nur dazu auffordern, der beruflichen Bildung sowohl an den Schulen als auch an den Hochschulen deutlich mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Dann wird Industrie 4.0 für Deutschland – darin bin ich mir sicher – eine große Erfolgsgeschichte.
Frohe Weihnachten.
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/6303059 |
Wahlperiode | 18 |
Sitzung | 146 |
Tagesordnungspunkt | Technologische Leistungsfähigkeit Deutschlands |