17.12.2015 | Deutscher Bundestag / 18. WP / Sitzung 146 / Tagesordnungspunkt 18

Petra CroneSPD - Wolfsschutz

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Frau Präsidentin! Liebe Kollegen und Kolleginnen! Liebe Gäste! Heute zu dieser späten Stunde sind nicht mehr so viele da; vielleicht sind sie auch ein bisschen wolfsscheu. Wir sind beim letzten Tagesordnungspunkt angelangt. Man könnte fast sagen: Den Letzten beißen die Wölfe.

(Heiterkeit und Beifall bei der SPD)

Aber das ist nicht der Fall. Der Wolf ist nämlich menschenscheu und ausgesprochen anpassungsfähig. Er ist ebenso umstritten wie faszinierend. Darum ist der Wolf natürlich in aller Munde und seit Montag auch in den Armen unserer Bundeskanzlerin. Um zwei Dinge gleich vorweg zu sagen:

Erstens. Ich wünsche mir einen – ich zitiere Angela Merkel – relativ lockeren Umgang mit dem Wolf. Das gilt erst recht für die Furchtmacher in speziellen Verbänden. Was ich da hin und wieder lese, macht mich richtig wütend. Das ist kein verantwortungsvoller Umgang. Anpassungsfähigkeit ist eben nicht jedem gegeben.

Zweitens. Ich erteile im Namen der SPD-Bundestagsfraktion allen Bemühungen, den Wolf ins Jagdrecht aufzunehmen, eine deutliche Absage, meine Damen und Herren.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Auch werden Sie bei uns keine Unterstützung für eine Herausnahme des Wolfs aus Anhang IV der FFH-Richtlinie finden.

In sechs Bundesländern ist der Wolf wieder heimisch. Es ist eine freiwillige Rückkehr nach mehr als 100 Jahren. Bis auf die Stadtstaaten und die Ballungsgebiete ist ganz Deutschland also Wolfserwartungsland. Damit meine ich natürlich die Tierart, nicht einzelne Landespolitiker.

(Hermann Färber [CDU/CSU]: Die sind auch wichtig!)

Sehr geehrte Damen und Herren, der Wolf ist weder gut noch böse. Er ist kein Monster, aber eben auch kein Kuscheltier. Zwar ernährt er sich zu 99 Prozent von Wildtieren. Aber natürlich ist klar: Jedes gerissene Nutztier ist eines zu viel. Wer hauptberuflich Schafe und Ziegen hält und diesen Knochenjob bei Wind und Wetter erledigt, für den ist die Frage „Wie lebe ich mit dem Wolf?“ eine wirtschaftlich existenzielle. Der Konflikt zwischen Weidetierhaltern und dem Wolf ist ein alter und auch ein neuer Konflikt. Schaf- und Ziegenhalter stellen hochwertige Lebensmittel her, und Weidetiere können wir nicht einfach in den Stall verfrachten. Deshalb ist es richtig, wenn wir unser Hauptaugenmerk auf die Beseitigung dieses Konfliktes lenken.

Zunächst zuständig für die Umsetzung des Herden- und damit auch des Wolfsschutzes sind die Fach- und Vollzugsbehörden der Länder. In den Fachgesprächen, die wir hier im Bundestag mehrfach hatten, wurde klar: Das funktioniert, und zwar mithilfe von Herdenschutzmaßnahmen und Kompensationszahlungen für getötete Nutztiere. Ich kann die Kollegen aus dem Bundesrat nur ermuntern, auch die Hobbyhalter von Schafen und Ziegen in die Förderung einzubeziehen und auch die Anschaffung von Herdenschutzhunden finanziell zu ermöglichen.

Ein konfliktarmes Nebeneinander von Mensch und Wolf wird also heute schon in vielen Bundesländern gelebt, liebe Kolleginnen und Kollegen. Deshalb sagt die SPD-Bundestagsfraktion: Die Aufgaben zum Schutz der Herde und des Wolfes sind sachlich und rechtlich zu Recht in den Bundesländern verankert. Darum lehnen wir den Antrag der Linken ab.

(Dr. André Hahn [DIE LINKE]: Schade eigentlich!)

Der Bund war im Übrigen nie untätig. Ganz im Gegenteil: Ab 1. Januar 2016 wird die neue Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes für den Wolf ihre Arbeit aufnehmen. Wer hier anderes behauptet, liegt falsch. Das Zentrum wird unter anderem erforschen, wie verhaltensauffällige Tiere beobachtet und vergrämt werden können, damit sie ihre Verhaltensmuster nicht an Artgenossen weitergeben. Dass auch eine Tötung von Einzeltieren kein Tabu ist, wenn dies fachlich angebracht ist, sagt die SPD-Bundestagsfraktion seit längerem.

Zum Schluss danke ich dem Umweltministerium unter anderem für die frühzeitige Einberufung des Runden Tisches „Wolf“ und dem Landwirtschaftsministerium für die Kooperation. Selten wurde einer Tierart vonseiten des Bundes so viel Aufmerksamkeit zuteil.

(Zuruf von der SPD: Doch! Dem Kormoran!)

Im gleichen Atemzug danke ich den Ländern für ihre fachlich guten Managementpläne im Umgang mit dem Wolf.

Stefan Willeke schrieb im Frühjahr in der Zeit  – ich zitiere –:

Es muss ein gutes Deutschland sein, gut zu sich und seiner Natur, wenn der Wolf bereit ist, sich hier anzusiedeln.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Es ist, genauer gesagt, eine Wiederbesiedlung; aber das und den Inhalt des Zitats möchte ich heute, kurz vor den versöhnlichen Feiertagen, einfach so stehen lassen.

Liebe Kollegen und Kolleginnen, ich danke für die Aufmerksamkeit und wünsche wunderschöne Feiertage.

(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

Vielen Dank. – Nächster Redner für Bündnis 90/Die Grünen ist Harald Ebner.


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/6305302
Wahlperiode 18
Sitzung 146
Tagesordnungspunkt Wolfsschutz
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