25.02.2016 | Deutscher Bundestag / 18. WP / Sitzung 158 / Tagesordnungspunkt 6

Birgit Malecha-NissenSPD - Intelligente Mobilität im Verkehrssektor

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Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Eine elektronische Seekarte, das Radarbild auf dem Monitor, alles im Blick – der Kapitän steuert seinen Frachter. Das Spannende ist: Er navigiert nicht auf einem Schiff, sondern ohne Mannschaft vom Festland aus. Das klingt wie Science-Fiction, ist es jedoch nicht. Es ist das europäische Forschungsprojekt MUNIN. Dabei geht es um die Entwicklung eines autonomen Schiffes.

Seit Jahren wird an einem Konzept gearbeitet, um Schiffe unbemannt über die Ozeane fahren zu lassen. Sieht so die Zukunft aus? Fakt ist, der digitale Wandel wird die Mobilität revolutionieren. Dabei müssen wir eine verkehrsträgerübergreifende Strategie entwickeln, die auch den Klimaschutz besonders im Blick hat.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Denn nur mit intelligenten digitalen Steuerungslösungen lassen sich in der Zukunft Staus und logistische Engpässe verringern. Deswegen ist für uns die Digitalisierung im Verkehrsbereich eine große Chance. Diesen Weg gehen wir zusammen mit unserem Koalitionspartner im vorliegenden Antrag. Dazu gehört auch Carsharing. Deswegen begrüße ich in Teilen den Antrag bezüglich eines Carsharinggesetzes der Kolleginnen und Kollegen der Grünen. Ich freue mich auf die Diskussionen im Ausschuss besonders auch im Hinblick auf Carsharing und individuelle Mobilität im Spannungsfeld zum öffentlichen Nahverkehr. Ich denke, da werden wir bestimmt eine spannende Diskussion haben.

Sehr verehrte Damen und Herren, wir stehen nicht am Anfang der digitalen Revolution. Das wird besonders am Beispiel komplexer Logistikketten in unseren Häfen deutlich. Digitale Steuerungslösungen gehören bereits zum Alltag moderner Häfen. Die Anforderung an eine reibungslose Güterumschlagslogistik ist extrem hoch. Lassen Sie mich das am Beispiel des Hamburger Hafens verdeutlichen.

Schon jetzt sind die Ablade- und Verladeprozesse automatisiert und werden vom Terminal aus gesteuert. 43 Prozent der umgeschlagenen Seegüter kommen und gehen noch per Lkw. Das sind laut HHLA 1,8 Millionen Fahrten im Jahr, was zu langen Staus im Hafen und an den Zufahrten bis hin zu den Autobahnen führt. Zudem hat sich auf der Seeseite einiges geändert. Innerhalb kürzester Zeit muss ein großes Containerschiff – ein Riesenpott – ent- und beladen werden. Das „smartPORT logistics“-Konzept mit seiner digitalen Lkw-Abfertigungssoftware soll diese Abläufe in Zukunft massiv beschleunigen. Die Testphase läuft seit Monaten und wird weltweit beobachtet. Ich bin auf die weitere Entwicklung gespannt.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, bei allem technischen Fortschritt – das ist uns als Sozialdemokraten besonders wichtig – dürfen wir die Beschäftigten nicht aus dem Blick verlieren. Daher muss der Prozess der Digitalisierung immer in enger Kooperation zwischen Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbänden begleitet werden.

(Beifall bei der SPD)

Denn der Weg von technischer Revolution zu sozialem Fortschritt kann nur über starke Mitbestimmungsrechte gehen.

Fakt ist: Durch die Automatisierung werden viele neue Jobs entstehen. Jedoch werden dadurch auch in den nächsten Jahren viele Arbeitsplätze wegfallen. Erst im Januar dieses Jahres demonstrierten beispielsweise viele Tausend Hafenarbeiter in Rotterdam. Sie alle bangen um ihren Arbeitsplatz. Das zeigt: Die Ängste sind Realität, und wir sind schon in der Zukunft angekommen.

Deswegen brauchen wir neben der digitalen Strategie zwingend eine vorausschauende Beschäftigungsstrategie. Diese muss die Bewältigung der Herausforderungen der digitalen Entwicklung gut vorbereiten und begleiten. Es müssen passgenaue Weiterbildungsprogramme entwickelt werden, damit sich betroffene Beschäftigte beruflich neu ausrichten können. Ebenso werden neue Ausbildungsmodule benötigt, um den Bedarf an neuen Fachkräften in der digitalen Branche künftig abdecken zu können.

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, intelligente Mobilität und sozialer Fortschritt gehören zusammen. Dafür setzen wir uns ein.

Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

Letzter Redner in dieser Aussprache ist der Abgeordnete Florian Oßner, CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/6595001
Wahlperiode 18
Sitzung 158
Tagesordnungspunkt Intelligente Mobilität im Verkehrssektor
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