Tino SorgeCDU/CSU - Innovationstransfer in die Gesundheitsversorgung
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren! Lieber Herr Kollege Gehring, ich gehe davon aus, dass Sie sich den Antrag durchgelesen haben. Er ist nicht, wie Sie sagten, unterkomplex, sondern nach meiner Auffassung übersinnig.
Wir sind uns, glaube ich, alle einig, dass wir bei diesem Antrag Dinge berücksichtigt haben, die uns allen wichtig sind. Wir wissen erstens, dass der Transfer von guten Ideen aus der Grundlagenforschung bis hin zum marktfähigen Produkt einfach zu lange dauert. Wir haben die Zeiten gehört; es war von 14 Jahren die Rede. Gerade bei Medizinprodukten ist so etwas extrem schwierig, wenn es um sogenannte Schrittinnovationen geht. Da muss der Zeitraum viel kürzer sein, damit man in der Weltspitze überhaupt noch mitspielen kann.
Wir müssen zweitens darauf achten – da sind wir uns auch alle einig –, dass Deutschland als Standort, um in dem Bereich an der Weltspitze weiter mitspielen zu können, innovativer, in einigen Punkten aber auch unbürokratischer werden muss.
Drittens müssen wir Interdisziplinarität stärken. Es ist hier schon mehrfach angeklungen: Es geht dabei nicht nur darum, dass beispielsweise Medizin und Molekularbiologie miteinander kooperieren, sondern ganz konkret auch darum, dass Wissenschaft und Wirtschaft – also auch Unternehmen, Frau Kollegin Vogler – miteinander kooperieren. Deshalb finde ich es immer so schade, dass wir in der Diskussion hier so tun, als ginge es gerade im Gesundheitsforschungs- bzw. im medizinischen Bereich ausschließlich um altruistische Dinge.
(Kathrin Vogler [DIE LINKE]: Das ist klar! Um Altruismus geht es hier gerade nicht!)
Natürlich geht es auf der einen Seite um Altruismus. Dabei geht es um den Aspekt, dass die bestmögliche Patientenversorgung erreicht werden soll. Um aber diese Patientenversorgung zu erreichen, müssen wir doch Unternehmen, die forschen und gute Ideen haben und diese in marktfähige Produkte umwandeln, unterstützen. Wir können also nicht nur schlecht über ein solches Unternehmen reden und sagen: Das sind Unternehmen, die nur Gewinnmaximierung betreiben.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, die Frage der Translation ist insbesondere vor dem Hintergrund der Volkskrankheiten wichtig. Wir sprechen über Volkskrankheiten wie Krebs, Adipositas und Diabetes. Das sind die Leiden unserer heutigen Gesellschaft. Deshalb ist es ja gerade so wichtig, dass wir in dem Bereich interdisziplinäre Forschung weiter unterstützen. Wir haben es ja in vielen Bereichen gesehen. In der Onkologie, gerade im Bereich der Immunonkologie, hat es in den letzten Jahren riesige Fortschritte gegeben. Man kann von Revolution reden. Dort wurde der komplette medizinische Forschungsbereich auf den Kopf gestellt. Insofern ist es gerade auch vor dem Hintergrund von Big Data – wir reden immer über große Datenmengen, die da anfallen – so wichtig, dass wir die Ergebnisse aus klinischen Studien auch für weiter gehende Forschung nutzbar machen.
(Kathrin Vogler [DIE LINKE]: Wie wäre es dann, die erstmal verpflichtend registrieren und veröffentlichen zu lassen?)
– Wir sind ja momentan in der Diskussion über die europäische Datenschutz-Grundverordnung gerade bei diesem Punkt. Da geht es darum, dass wir Ergebnisse aus klinischen Studien für weiter gehende Forschung nutzbar machen können. Deshalb sollten Sie uns unterstützen, statt immer nur so zu tun, als würde das in der Schublade verschwinden. Unterstützen Sie diesen Antrag! Er ist ein sehr gutes Mittel, um auf diesem Weg etwas weiter zu kommen.
Bei dem gesamten Thema „Big Data und innovative Ansätze“ müssen wir viel stärker in Richtung Smart Data gehen. Es geht darum, die guten Forschungsergebnisse, die wir haben, weiter gehend nutzbar machen zu können. Wir können sie nicht einfach unter Verschluss halten, sondern sie müssen gerade in diesem Kontext besser genutzt werden können.
Wenn wir darüber sprechen, wie wir in diesem Bereich zu innovativen Ideen kommen, die letztendlich der Gesundheitsversorgung zugutekommen, dann müssen wir auch etwas an der Gründermentalität in unserem Land ändern. Genau das geschieht durch diesen Antrag. Er soll gerade junge Forscher und Start-up-Unternehmer motivieren, indem wir ihnen sagen: Deutschland ist Forschungsstandort; ihr könnt in Deutschland forschen, und ihr habt eine Zukunft für eure Produkte.
Ich habe manchmal den Eindruck, dass wir in Bezug auf die Mentalität vollkommen anders ticken als andere Nationen. Die Amerikaner sagen zu einer guten Idee: That’s a good idea. Let’s do it. – Die Asiaten haben ein bisschen die Mentalität, zu sagen: That’s a good idea. Let’s copy it. – Und wir Deutschen haben zu häufig die Mentalität: That’s a good idea. Let’s regulate it. – Da wollen wir gerade nicht hin. Deshalb bitte ich um Unterstützung für diesen Antrag. Ich hoffe, Sie können ihm zustimmen.
Vielen Dank.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Vielen Dank. – Letzter Redner zu diesem Tagesordnungspunkt ist der Kollege René Röspel, SPD-Fraktion.
(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Stephan Albani [CDU/CSU])
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/6792756 |
Wahlperiode | 18 |
Sitzung | 167 |
Tagesordnungspunkt | Innovationstransfer in die Gesundheitsversorgung |